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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sich über den Hass, der aus seinen Worten sprach, wagte indes nicht zu fragen, woher dieser rührte. Sie wusste, dass man nicht bloß im Nordosten der Insel sondern ebenfalls in der Republik hin und wieder auf Fanatiker traf, und sie hatte nicht vor, sich den Tag zu verderben, indem sie in ein Wespennest fasste.
    Im Obergeschoss des Museums wurden die Besucher durch siebentausend Jahre irischer Geschichte geführt. Da gab es Zeugnisse der ersten Besiedlung der Halbinsel und Modelle der wehrhaften Ringforts zu bewundern. Eine Abteilung beschäftigte sich mit den einst mächtigen FitzGeralds, dem ursprünglich normannischen Clan, von dem Suse in der Chronik der Grafen von Sean Garraí gelesen hatte. Ein weiteres Kapitel war dem Osteraufstand gewidmet.
    „Die Teilnahme Englands am Ers ten Weltkrieg war für die Iren eine Chance, um sich gegen die Herrschaft der Engländer zu wehren. Gleichzeitig wurzelt darin Irlands Zuneigung für die Deutschen, denn unsere Väter müssen sich gedacht haben: Wer gegen England kämpft, kann nur für Irland sein – der Feind meines Feindes ist mein Freund. Auf der Suche nach Waffenhilfe gegen den gemeinsamen Feind wandten sie sich folglich an Deutschland. Sir Roger Casement, übrigens aufgewachsen in der Familie eines überzeugten Ulster-Protestanten, landete tatsächlich mit einem deutschen U-Boot am Banna-Strand nördlich von Tralee. Dort wurde er jedoch vom englischen Geheimdienst erwartet, der das Begleitschiff mit Waffen und Munition für die Aufständischen kaperte. Sir Roger Casement wurde gefangen genommen, nach London gebracht und wegen Hochverrats in Kriegszeiten zum Tode verurteilt.“
    Wesentlich munterer ging es später im Keller des Gebäudes zu. Die Besucher stiegen in kleine Wagen um, in denen sie durch das Tralee des Mittelalters unter den FitzGeralds gefahren wurden. Ungewohnte sinnliche Genüsse boten sich ihnen: Stimmengewirr, ein wüstes Gemisch aus Gälisch und Hiberno-Englisch, aufgeregtes Gackern von Hühnern und grunzende Schweine, die sich im Dreck der Gassen suhlten, das unvermeidliche Glockengeläut und monotoner Mönchsgesang, dazwischen das Geschrei Halbwüchsiger, die um einen zerfledderten Kohlkopf rauften, und klappernde Pferdehufe auf Kopfsteinpflaster. Gerüche von Gewürzständen, Fisch und salziger Luft, Weihrauch und manch Unbeschreiblichem, das anno dazumal in den Gräben der engen Gassen floss …
     
    „Mir wäre wirklich etwas entgangen, wenn ich heute nicht mit euch gekommen wäre. Vielen Dank für eure Einladung und dieses tolle Erlebnis.“
    „ Und da drüben ist auch schon das Theater. Ich hoffe, du hast noch genug Puste für die zweite Runde Kunst und Kultur?“, erkundigte sich Liam, der Suse an der Hand fasste und mit sich zog.
    Ungläubig blickte sie sich um. Sie standen auf einem Parkplatz mit schreiend bunten Reisebussen, unter denen sie auch einige deutsche Reiseveranstalter erkannte. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine Einkaufsstraße, links und rechts davon Straßenkreuzungen, eine kleine Grünfläche, aber …
    „Ein Theater? Wo denn?
    Máirtín lachte leise und legte seinen Arm um Suses Taille. „Es ist nicht groß, dafür sind die Vorstellungen, bis zu sechs pro Woche, von April bis Oktober meistens ausverkauft.“
    „Hört sich ganz nach einer weiteren Touristenattraktion an.“
    „Der Erfolg gibt uns Recht. Seit dreißig Jahren residiert das Siamsa tíre -Theater in diesem Haus, das übrigens ein Ringfort darstellen soll. Deswegen die Mauern rundherum. Und es wurde tatsächlich mit dem Hintergedanken gegründet, vor allem den Amerikanern und Australiern, die auf der Suche nach ihren Wurzeln hierher kommen, die irisch-gälischen Traditionen als vergnügliche Shows zu servieren. Die stehen auf gälische Folklore – Tanz, Gesang und selbstverständlich Eloquenz. Wirst sehen, auch dir wird es gefallen. Jedes Jahr gibt es drei bis vier neue Produktionen, heute zeigen sie ‚ San am Fadó’ .“
    „In alten Zeiten“, übersetzte Suse. „Haben wir schon Karten?“
    Máirtín sagte etwas auf Irisch, das sie wieder einmal nicht verstand, Liam dagegen trabte gehorsam los und verschwand in einem Seiteneingang.
    Im gleichen Moment hatte sie d as irritierende Gefühl, beobachtet zu werden. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken und sie musste sich zurückhalten, sich nicht zu schütteln wie ein nasser Pudel. Konzentriert blickte sie in die Runde. Besucher aus aller Herren Länder, Touristen meist

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