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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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mittleren Alters aus Übersee, außerdem eine Gruppe schnatternder Japaner mit Kameras vor der Brust, drängelten zum Eingang, jeder mit sich selbst und seinem Kampf um die ersten Plätze am Ticketschalter und an der Garderobe beschäftigt.
    Suse schüt telte den Kopf, vermutlich hatte sie in letzter Zeit zu viel über Geister gelesen, dass sie inzwischen sogar glaubte, einer von denen hätte sie ins Visier genommen. Als ihr Herz wie ein Presslufthammer zu tuckern begann, wusste sie plötzlich, wie sich ein Karnickel fühlen musste, wenn seine idyllische Umgebung am ersten Tag der Jagdzeit zum Schlachtfeld wurde. Es konnte die Schüsse hören, aber nicht sehen, aus welcher Richtung sie kamen.
    Sie jedoch … sah ihn.
    K einen Geist!
    Obwohl er genauso wenig von dieser Welt zu sein schien. Mit lässig eleganter Haltung lehnte er am Nebeneingang, die Arme vor der Brust verschränkt, ein unmissverständlich amüsiertes Zucken um die Mundwinkel. Als sein sengender Blick über ihren Körper wanderte und sich schließlich an ihren Busen heftete, huschte ein anzügliches Lächeln über sein kantiges Gesicht.
    Schockiert hielt Suse die Luft an. Zu ihrem nicht geringen Entsetzen spürte sie, wie sich flammende Röte über ihre Wangen ergoss. Sein Blick schien sie zu hypnotisieren, denn sie konnte nichts weiter tun, als idiotisch dazustehen, während er mit seiner unverschämten Musterung fortfuhr. Und da hatte sie immer gedacht, Clausing wäre marktführend in unterschwelligen Botschaften! Gegen diesen Kerl nahm er sich wie ein blutiger Amateur aus.
    Nicht allein seine unverhohlene Frechheit verschlug ihr den Atem. Gütiger Gott, was für ein Bild von einem Mann! So viel Männlichkeit auf einmal! Seine körperliche Präsenz war geradezu überwältigend. Er war verdammt gut aussehend.
    Guuut? Himmel hilf, er war von klassischer Schönheit!
    Und sich dessen ganz offensichtlich bewusst.
    Eine innere Stimme riet ihr, sich sofort abzuwenden und ein belangloses Gespräch mit Máirtín zu beginnen. Genauso gut hätte sie den Stadtplan studieren können. In ihrem kleinen Rucksack ließ sich ebenfalls wunderbar kramen, bloß um sich von diesen rauchgrauen Augen abzulenken, die ihre Kleidung bis auf die nackte Haut zu durchdringen schienen.
    Angestrengt durchforstete Suse ihr Gedächtnis, konnte sich indes nicht erinnern, diesem Schönling schon einmal begegnet zu sein. An Beltane vielleicht? Ohne dass sie sich sein Gesicht gemerkt hätte? Namen, zugegeben, damit hatte sie so ihre Probleme. Gesichter allerdings? Dieses Gesicht! Ausgeschlossen!
    Die Menschen gebärdeten sich schlagartig weniger laut und hektisch. Susanne beobachtete ein paar Mädchen, die kichernd stehen blieben, den Hünen ungeniert anstarrten und ihre Kommentare zu seinem Astralkörper abgaben. Andere wiederum machten einen weiten Bogen um ihn, der beinahe jeden überragte. Und offensichtlich machte es ihm nicht das Geringste aus, die Blicke aller auf sich zu ziehen.
    Sekunden später hatte Suse ihn aus den Augen verloren.
    S ie erwachte erst aus ihrer Trance, als sie Máirtíns Hand bemerkte, die ihr durch heftiges Wedeln die Träume aus dem Blick zu wischen versuchte. Langsam stieß sie den angehaltenen Atem aus. Máirtín hatte sie mittlerweile bis zum Haupteingang geführt. Ein zufriedenes Grinsen spielte um seinen Mund.
    „Ob du ein Programm haben möchtest“, wiederholte er betont langsam und in sauberstem Oxford-Englisch, seiner Miene nach zu urteilen bereits zum hundertsten Mal.
    Hatte sie so auffäll ig zu dem Unbekannten geschaut – ihn etwa angeschmachtet? –, dass es Máirtín nicht entgangen war? Hatte er gesehen, wie sie eben fast auf die Knie gesunken wäre? Wie blöd!
    „J-ja“, stammelte sie. Brillant! Was war los mit ihr? Verursachte der bloße Anblick wohlgeformter Brustmuskeln neuerdings Hirnschäden?
    Mit einem schiefen Lächeln nahm sie Máirtín den Zettel ab, den er ihr unter die Nase hielt. Da sämtliche Produktionen des Theaters auf Gälisch erfolgten, wurden die einzelnen Szenen zum besseren Verständnis in mehreren Sprachen erläutert. Susanne hingegen war viel zu aufgewühlt, um den flüchtig überflogenen Text zu verstehen. Er hätte genauso gut auf Chinesisch sein können und sie hätte es vermutlich nicht bemerkt.
    Wie betäubt tappte sie hinter Máirtín her, bis Liam sie am Arm fasste und durch die Bankreihen vor sich her schob. Sie redete sich ein, dass ihr eigentlich ein kurzer Blick auf einen ansehnlichen Mann genügen

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