... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
schmerzhaften Tod, dass sie zusammenzuckte. Bevor sich so etwas wie Enttäuschung in ihr Herz schleichen konnte, horchte sie auf. Sie hätte schwören können, die Männer stritten wegen irgendetwas, das mit Sean Garraí zu tun hatte. Sie hörte ihren Namen und das gälische Wort cunta , was Graf bedeutete, aber genauso dúnmharfóir und meirdreach . Was für ein Pech, dass sie nicht mehr verstand! Wer hätte denn auch ahnen können, dass es in Irland dermaßen viel Irisch sprechende Menschen geben würde?
Die beiden Brüder redeten noch eine ganze Weile aufgebracht miteinander, bis Máirtín endlich innehielt und sich zu Suse umdrehte.
„Ich muss mich wohl entschuldigen. Du hast nicht viel verstanden?“, erkundigte er sich scheinheilig, denn er wusste genau, wie es um ihre Gälisch-Kenntnisse stand.
„Oh, lass mal, das macht nichts. Lasst euch von mir nicht stören.“
„Wir haben uns lange nicht gesehen und dann gibt es immer eine Menge zu erzählen. Übrigens lädt er uns noch auf einen Drink ein. Du hast sicher nichts dagegen?“
Das sollte eine Einladung gewesen sein? Das wagte sie doch stark zu bezweifeln. Der verbale Schlagabtausch zwischen den Brüdern, Gearóids erhobene Stimme und sein vor Zorn gerötetes Gesicht hatten alles andere als nach einer freundschaftlichen Einladung zu einem Drink ausgesehen.
Da mittlerweile auch Liam wieder aufgetaucht war und sofort voller Begeisterung auf diesen Vorschlag einging, blieb Suse gar nichts anderes übrig, als den dreien zu folgen. Was hätte sie sonst allein hier, in einer fremden Stadt und mitten in der Nacht machen sollen? Sie konnte ja schlecht auf Sean Garraí anrufen und einen der Männer bitten, sie abzuholen.
Matthias würde unter Garantie schweres Geschütz auffahren und sie allesamt auf die Hörner nehmen.
Paudie’s Bar stellte sich als ein Pub von der Sorte heraus, die eine Frau alleine niemals, nicht einmal bei Tag und schwer bewaffnet, betreten hätte. Es war brechend voll in der üblen Spelunke, in der eine schier undurchdringliche Qualmwolke über den Köpfen der Männer hing und das Atmen der zum Schneiden dicken Luft schwerfiel. Die Typen schienen mit dem Tresen regelrecht verwachsen zu sein, sodass man sie wahrscheinlich aus dem Gleichgewicht bringen würde, bis sie vom Hocker stürzten, wenn man ihnen das Glas wegnahm.
Suse hustete und blinzelte, um durch den Dunst erkennen zu können, wohin Liam sie schob. Sie gab sich nicht gerade Mühe zu verbergen, wie unwohl sie sich fühlte, und hätte am liebsten stehenden Fußes das Lokal verlassen und das selbst auf die Gefahr hin, sich mit einem solch befremdlichen Verhalten bis auf die Knochen zu blamieren.
W iderstrebend nahm sie Platz und blickte sich um. Hier ging es laut und rau zu, wie sie es lediglich von den übelsten Hafenkneipen in Rotterdam kannte.
„Eine hübsche Brosche haben Sie da“, bemerkte sie, nur um überhaupt etwas zu sagen. Sie wagte noch immer nicht , Gearóid zu lange anzuschauen aus Angst, sich zu verraten. „Eine ähnliche habe ich schon bei Máirtín gesehen. Und dieser Wirt in Killenymore, ich glaube Ryan O’Donoghue, trägt genauso ein Abzeichen auf der rechten Brusttasche. Was bedeutet das?“
„Wer den ‚Ring’ trägt, spricht fließend Gälisch. Monoglotte Iren sind allerdings bereits im neunzehnten Jahrhundert ausgestorben. Ausgerottet worden, vertrieben oder in englischen Kerkern verschwunden“, verbesserte sich Gearóid mit unterdrückter Wut in der Stimme.
„ Nimm ’s ihm nicht übel. Er ist ein wenig sauer, weil seine Partnerin einige Male gepatzt hat während der Vorstellung“, raunte ihr Máirtín ins Ohr, nachdem er sie ein Stück beiseite gezogen hatte.
„Ich fand die Vorstellung einfach klasse. Es war … umwerfend. Perfekt.“
„ Mein Reden, dennoch ist es besser, ihm nicht zu widersprechen. Das ist nun mal das Los des jüngeren Bruders. Und wenn er sagt, es war Mist, dann war es eben genau das, was die Kleine gezeigt hat. Auch wenn das Thema auf die irische Unabhängigkeit zu sprechen kommt, hält er sich mit seiner Meinung nicht zurück. Lass ihn einfach reden und denk dir deinen Teil.“
„Danke für den Tipp.“
„Und Frauen.“
„Er hat was gegen Frauen? Das trifft sich gut , ich wollte ohnehin gehen.“
„Nein, so war das nicht gemeint. “ Máirtín erwischte Suse am Ärmel und zog sie auf ihren Platz zurück.
Ehe er sie dann jedoch darüber aufklären konnte, was sein Bruder von Frauen hielt, fiel der ihm ins
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