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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wiegelte sie halbherzig ab. „Ich wollte mich ohnehin noch einmal für den wunderschönen Abend gestern bedanken. Ich hatte viel Spaß mit euch. Dein Bruder ist …“
    Er verkörperte alles, was eine Frau dazu bringen konnte, Anstand und Moral, ja sogar Ehrgefühl und jeglichen Verstand zu vergessen.
    Er erinnerte sie an den großen Matthias Emanuel Clausing. Mal charmant und zuvorkommend, mal giftig und aufbrausend.
    „… ein hervorragender Tänzer. Und wie er singt! Wahnsinn! Die Vorstellung war einfach grandios.“
    „Darf ich dich ein Stück begleiten? Wo musst du hin?“
    Darüber hatte sie sich bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Gedanken gemacht. Eigentlich wollte sie nichts als ihre Ruhe haben, was hieß niemandem zu begegnen, der ihr unentwegt ein Gespräch oder irgendwelche schweißtreibenden Diskussionen aufdrängte. Und das traf nicht allein auf Lurgadhan de Búrca zu, sondern genauso auf Matt’n und Máire, Seánín und … Máirtín.
    Das erste Mal, seit sie sich kannten, fragte sich Suse, ob es bloßer Zufall war, dass sie sich immer wieder begegneten. Sie erinnerte sich nicht genau, wann und wie es angefangen hatte. Wahrscheinlich gleich am ersten Tag, als er ihr mit diesem wissenden Lächeln auf den Lippen ins Gesicht gesehen und ihren Blick eine Sekunde zu lang erwidert hatte. Sie bekam noch nachträglich eine Gänsehaut bei dem Gedanken. Trotzdem hätte sie nicht sagen können, was sie störte.
    „Wollte nur ein paar Postkarten kaufen unten im Dorf. Für die Daheimgebliebenen. Und was machst du hier draußen? Wohnt deine mam nicht am anderen Ende von Killenymore?“
    „Schon. Ich hatte … äh, was zu erledigen. Oben im gleann .“
    Suse musste sich am Riemen reißen, um nicht erleichtert aufzuatmen, als sie sich wenig später vor dem Souvenirladen in der Kevin Street verabschiedeten.
    Als noch problematischer erwies es sich jedoch, nicht aufzuschreien, als sie nach einer Viertelstunde das Geschäft verließ – übrigens ohne etwas gekauft zu haben – und erneut Máirtín gegenüberstand.
    „Allmählich glaube ich nicht mehr an Zufälle.“
    „Nein, ist es natürlich nicht“, gab er unumwunden zu. „Ich habe auf dich gewartet, weil ich dich fragen wollte, ob du mit mir den Rest des Nachmittags verbringen möchtest.“
    Obwohl sie das einerseits ganz und gar nicht vorhatte, erschien es ihr andererseits zu mühselig , sich eine Ausrede einfallen zu lassen, mit der sie sein Angebot ablehnen konnte. Warum sollte sie nicht stattdessen den treulosen Gesellen auf Sean Garraí zeigen, dass sie nicht auf deren Gnade angewiesen war und sich sehr wohl ohne sie zu beschäftigen wusste?
    „Gerne, Máirtín“, antwortete sie schließlich und hakte sich bei ihm unter. „Was hattest du vor?“
    „Ich habe dich gestern beobachtet.“
    „Ach?“ Es sollte gleichgültig klingen, ihre blitzartig rotglühenden Ohren indes straften sie Lügen.
    „Na ja, eigentlich habe ich dich schon an Beltane beobachtet. Es ist nicht zu übersehen, wie sehr du irische Musik und das Tanzen magst. Deswegen dachte ich mir, lade ich dich in Dermot Nolan’s Pub ein.“
    „Trinken am helllichten Tag? Nicht schon wieder.“
    „Viel besser. Heute Abend findet bei Dermot ein céilí statt. Wenn du möchtest, werde ich beim Chef der Jungs – er ist irgendein entfernter Cousin von mir – ein gutes Wort einlegen, sodass wir bei den Vorbereitungen zusehen können. Und nebenbei trinken wir einen Kaffee. Wie hört sich das an?“
    Suse wäre nicht Suse gewesen, hätte sie jetzt noch „Nein“ zu diesem Vorschlag sagen können, mochte er nun von Máirtín kommen oder nicht.
     
    Wie nicht anders um diese Zeit zu erwarten, war nicht allzu viel los bei Dermot Nolan. Das Mittagsgeschäft war bereits vorüber, lediglich ein paar hemdsärmelige Bauarbeiter löffelten riesige Schalen mit dampfendem Eintopf leer und verschlangen dazu Unmengen an braunem Brot. Da der Wirt auf ein gemütliches Kaffeekränzchen nicht eingestellt war – was ihn nicht daran hinderte, sofort seine Tochter zum Supermarkt nach Kaffee zu schicken –, nahm Suse zunächst mit einem Tee vorlieb.
    Zwei ältere Damen saßen ein paar Tische weiter und Suse schlussfolgerte aus ihrem pausenlosen Geschnatter, dass es sich um Urlauberinnen aus Holland handeln musste, die sich ziemlich schamlos und mit bemerkenswerter Ausdauer über die muskelbepackten Männer am Nebentisch ausließen.
    Schon bald allerdings richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf den alten Níall

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