... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
nicht einmal Zeit blieb zusammenzuschrecken. Mit offenem Mund gaffte sie ihn an.
„Er hat Ossi umgebracht!“, hörte sie ihn durch knirschende Zähne hervorstoßen.
Noch ehe sie ihm ein empörtes „Du spinnst ja!“ nachbrüllen konnte, hatte er die Tür hinter sich zugeschlagen.
Sie ließ den Kopf in die Hände sinken und schloss die Augen. Warum musste er ausgerechnet bei diesem Problem beweisen, dass es den sprichwörtlichen irischen Trotzkopf wirklich gab? Er stellte sich störrischer als eine ganze Hammelherde!
Frustriert schob sie ihren Teller von sich. Wieder einmal hatte ihr dieser rechthaberische Kerl den Appetit verdorben. Hoffentlich kündigte Máire zuerst ihm die Freundschaft.
Sie schnappte sich die Kaffeekanne samt Tasse und verkroch sich mit Wut im Bauch in ihrem Zimmer.
Zum Mittagessen – inzwischen wunderte sich niemand mehr darüber – glänzte der Graf erneut mit seiner Abwesenheit. Dafür bekam Suse sehr zu ihrer Freude Ean zu Gesicht.
„Schwimmweste schon griffbereit?“, scherzte er, während er mit unschlagbarem Appetit eine Portion nach der anderen verputzte. „Oder hast du mich vergessen?“
„Dich vergessen! Wie könnte ich? Bin gespannt wie ’n Flitzbogen, was das werden soll. Glaubst du, heute ist das richtige Wetter?“
„Zum Anbeißen gut, meine Süße“, versicherte Ean ihr im Brustton der Überzeugung und wackelte bedeutungsvoll mit seinen Augenbrauen.
„Und dass ihr mir auch ja genügend Fischchen mitbringt!“, mahnte Máire die beiden. „Morgen soll es Lachs mit Ingwer geben.“
„Kein Problem“, mümmelte Ean mit vollem Mund und zwinkerte Suse zu. „Um zwei an der Garage?“
Sie war fest wie ein Fels davon überzeugt, pünktlich gewesen zu sein. Ein Pedant wie Matthias gestattete ganz sicher nicht einmal der altersschwachen Standuhr in der Halle, auch nur eine Minute falsch zu laufen. Sie war sogar zehn Minuten früher aufgebrochen und hatte sich von nichts und niemandem ablenken lassen auf dem Weg von ihrem Zimmer zu den Garagen hinter dem Haus. Hatte Máire nicht behauptet, Lord Tomás hätte die Dienerschaft von Sean Garraí auf Pünktlichkeit getrimmt? Sollte diese Lektion ausgerechnet an Ean spurlos vorbeigegangen sein?
Als er sich eine halbe Ewigkeit später noch immer nicht blicken ließ, war sie bereits ein Dutzend Mal rund ums Haus gestapft. Dann erst fiel ihr auf, dass der Jeep verschwunden war. Hatte es sich Ean anders überlegt und war ohne sie gefahren?
Die Vorstellung , stundenlang mucksmäuschenstill auf einem Fleck zu sitzen, hatte sie anfangs in der Tat nicht vom Hocker gerissen. Die Aussicht allerdings, mal etwas anderes zu unternehmen, noch dazu mit Ean, hätte ihr das Angeln bestimmt erträglich gemacht. Offenbar sah er das anders. Wenigstens eine Absage hätte sie von ihm erwartet!
Nachdem sie ihn ebenfalls im Garten und in den Ställen vergeblich gesucht hatte, machte sie sich enttäuscht auf den Weg hinab ins Dorf. Na, dann eben nicht! Sie war noch nie einem Mann hinterhergelaufen.
Adrian vielleicht? Die Wolken über ihrer Stirn verzogen sich schlagartig. Ja, dem schon. Der war auch all meine Aufmerksamkeit wert gewesen. Viel zu zurückhaltend und genügsam, um sich etwas für sich selbst zu wünschen oder gar zu fordern, hatte sie ihn damals zu seinem Glück regelrecht zwingen müssen. Zu dem Glück, ihre Liebe entgegenzunehmen. Sie musste ihm um den Hals fallen, damit er sie überhaupt mal anfasste! Von ihr war ebenso die Initiative ausgegangen bei … tja, bei fast allem anderen, was danach zwischen ihnen passiert war. Im Großen und Ganzen hatte sie auf diese direkte Weise in ihrem Leben immer bekommen, was sie haben wollte. Deswegen würde ihr jetzt auch irgendetwas einfallen, dachte sie trotzig, mit dem sie Matthias von der Notwendigkeit einer Einladung für Alain überzeugen könnte.
Und noch während sie auf Umwegen hinunter in den Ort stiefelte, zerbrach sie sich den Kopf darüber und spiel te die wildesten Möglichkeiten – eine peinlicher als die andere – durch, um den Hausherrn für ihr Vorhaben gnädig zu stimmen.
„Es sind doch stets die Gleichen, die man hier trifft.“
„Máirtín! “ Suse wirbelte herum und presste ihre Hand auf ihr wild klopfendes Herz. „Dass du mich so erschrecken musst …“
Einigermaßen erbost verfolgte sie die grauen Augen des Mannes, die auf ihrer Hand ruhten. Hastig nahm sie sie weg.
„Ich hoffe, es stört dich nicht, dass bloß ich es bin.“
„Nein“,
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