... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
gemacht?“
„Noch nicht. Nicht direkt“, presste er hervor. Er schielte auf seine Taschenuhr und schoss in die Höhe. „Ich muss los!“
„ Forget it, Mathew !“ Resolut stieß Máire ihn zurück, obwohl in diesem Moment allein ihr Blick ein Nilpferd zum Kniefall hätte zwingen können. „In genau zwei Stunden sitzt du an diesem Tisch mit uns zum Mittagessen oder ich kündige fristlos meine Stellung in deinem Haus!“
„W-was? Was soll denn … Kündigen?! Das kannst du nicht machen!“, protestierte er, nun ernsthaft erschrocken. Wie ein Häufchen Unglück sank er auf dem Hocker zusammen und vergrub das Gesicht in seinen Händen. War er dazu verdammt, immer wieder an die falschen Frauen zu geraten?
„Ach, kann ich nicht?“, flötete Máire siegessicher und ihre Augen blitzten vor Zorn. „Ich habe das Rentenalter erreicht und lebenslanges Wohnrecht im Cottage, deinem seligen Herrn Vater sei Dank. Meine Kinder stehen auf eigenen Beinen und ich habe ausreichend Ersparnisse, um die nächsten zwanzig Jahre ein sorgenfreies und vor allem ruhiges Leben führen zu können. Was will ich mehr? Und solltest du mich von deinem Grund und Boden vertreiben, dann wird mir …“
„ Himmel hilf! Ihr erzählt heute alle einen solchen Scheiß, dass wir noch Hals über Kopf darin versinken werden. Niemand will dich vertreiben! Verdammt! Verdammt!“
Auf die Minute pünktlich und gut gelaunt kam Suse aus dem Dorf zurück. Sie schien die spannungsgeladene Atmosphäre nicht zu spüren, als sie ihren Kopf in die Küche steckte, um Máire zu begrüßen. Sehr zu ihrer Verwunderung saß Matt’n auf ihrem Lieblingsplatz unter dem Fenster und brütete dumpf vor sich hin. Wann hatte sie ihn zuletzt am helllichten Tag untätig rumhängen gesehen? Alarmstufe Rot!
„Mmmh, riecht das wieder lecker. Meine Güte, die irische Luft macht vielleicht hungrig! Haló , Matt’n, ich habe gehört, du fährst nach dem Essen weg. Nimmst du mich mit?“
Er bedachte Máire mit einem bitterbösen Blick. Sie würde ihm also nicht mehr den Rücken decken. Na schön, wenn sie es so wollte, konnte sie es genau so haben! Demnach befand man sich also auf dem Kriegspfad!
Nur langsam kamen seine Gehirnwindungen in Gang und er stutzte. Wann eigentlich sollte Máire mit Suse geredet haben? Er hatte sich seit ihrem Machtwort keinen Fingerbreit von der Stelle gerührt und Máire war ihm nicht eine Sekunde von der Seite gewichen. Hatte sich die gesamte Familie gegen ihn verschworen? Wollten sie vielleicht alle kündigen?
Na, umso besser! Endlich würde Ruhe in sein Leben einziehen! Nieman d würde mehr über ihn bestimmen. Sich einmischen und ihn mit superschlauen Ratschlägen traktieren. Endlich wäre er wieder Herr über sich selbst und Sean Garraí.
„Ich … fahre … nach … Limerick“, erklärte er Suse in einem Ton, der jeden weiteren Gedanken an eine Mitfahrt überflüssig machen sollte.
Wortlos nahm er Máire den schweren Topf aus der Hand und schleppte ihn mit grimmiger Miene nach nebenan in das Esszimmer, wo sich bereits der Rest der Familie eingefunden hatte.
„Eben deswegen will ich ja mit “, artikulierte Suse genauso überdeutlich ihre Antwort, während sie hinter ihm her ging. „Schließlich habe ich mir diesen Tag extra für unseren Ausflug freigehalten. Blarney Castle , Stein der Beredsamkeit küssen, erinnerst du dich?“
„Das ist ganz was anderes. Aber nicht Limerick! “
„Ich halte mich für einen recht genügsamen Menschen und nehme mit, was sich bietet.“
„ Was willst du dort?“
„Ich habe im Reiseführer gelesen …“
Mit einem heftigen Ruck setzte er den Topf ab und fuhr herum. „Was?! Dass es die hässlichste Stadt in ganz Munster ist? Das Schönste, was sie je zu bieten hatte, hieß Elizabeth Rosanna Gilbert. Und selbst die hat längst das Weite gesucht und es vorgezogen, unter falschem Namen am bayrischen Königshof als Mätresse von Ludwig I. für einen handfesten Skandal zu sorgen. Maria de los Dolores Porrys y Montez ist seit hundertfünfzig Jahren tot! So tot wie diese Stadt!“
„Oh, sind wir heute wieder witzig! Zufällig ist Limerick, auf Gälisch Luimneach , die drittgrößte Stadt Irlands und obendrein äußerst geschichtsträchtig“, zitierte sie mit gewichtiger Stimme wie aus einem Lehrbuch. „Sie war nämlich schon zu keltischen Zeiten eine wichtige Ansiedlung. Obwohl sie ihren Namen wohl eher von den Wikingern erhalten haben dürfte, die hier vor mehr als tausend Jahren
Weitere Kostenlose Bücher