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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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aber irgendwas wird sich Gott dabei gedacht haben, mir ein Geschenk wie Ossi zu machen.“
    Er hob den Kopf in Richtung Kamin und starrte entgeistert in die vorwurfsvollen Augen seines Bruders. Mit einer fahrigen Handbewegung wischte er sich über die Stirn. Da lachte ihn Adrian wie zuvor an.
    „Tut mir leid, Mat. Ich dachte, ich würde dir mit dem Bild eine Freude machen.“
    „Das ist es nicht, mein Freund. D'imigh sin is tháinig seo . Seitdem er weg ist, meine ich. Wir hatten nicht oft die Gelegenheit zu einer Schachpartie, aber wenn, konnte ich ausschließlich dann gegen Ossi gewinnen, wenn er mindestens so besoffen war wie ich momentan.“ Seufzend ließ er den Kopf sinken.
    „Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Das hast du mir beigebracht. Du solltest wirklich nicht dermaßen viel trinken, Mat.“
    „ Póg mo thoin ! Ich habe nämlich noch lange nicht genug getrunken.“
    Wie um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, tastete seine Hand unsicher nach der Whiskeyflasche. Das Glas dagegen hatte es plötzlich auf rätselhafte Weise geschafft, sich bis ans andere Ende des Teppichs zurückzuziehen. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte der Graf seine Chancen abzuschätzen, das Glas aufzuheben, ohne sich dabei den Hals zu brechen. Es wäre auf alle Fälle mit unverhältnismäßiger Anstrengung verbunden. Kopfschüttelnd nahm er einen tiefen Schluck gleich aus der Flasche.
    „Ich versichere dir, ich habe allen Grund , mich zu besaufen. Oh ja, einen ganz und gar ehrenhaften Grund.“
    Seine Absicht war ein augenblicklicher und nachhaltiger Gedächtnisverlust. Er musste die quälenden Erinnerungen vertreiben. Er wollte nicht mehr länger an Suse denken. An Ossi.
    Zu seiner Bestürzung stellte er jedoch fest, dass sämtliche Bemühungen vergebens waren. Sein Vorstellungsvermögen schien eher noch ausgeprägter zu sein als zuvor. In seiner Fantasie sah er Suse mit ihrem verschmitzten Lächeln vor sich stehen. Ein unschuldiger Augenaufschlag, die Brauen fragend in die Höhe geschoben, kicherte sie in sich hinein. Sie lachte ihn aus! Und sein Freund …
    Er war sein Bruder!
    Matthias war nicht sicher, ob ihm gefiel, was er in dessen Augen las. Ossi musste nicht einmal die Miene verziehen, um seinen Tadel kundzutun. Seine Augen drückten deutlicher aus, was er vom Zustand des Grafen hielt, als er je mit Worten hätte sagen können.
    „Sorgen können schwimmen, Mat. Wusstest du das nicht? Du wirst sie auch in noch so viel Alkohol nicht ertränken können. Ná cuir thú féin thar ceal leis .“
    „Klugscheißer.“
    „Diese Vokabel ist mir fremd, a Ghearmánach .“
    „ Saoithín !“
    „Komm, ich bringe dich zu Bett. Und bemühe dich auf dem Weg nach oben um ein Minimum an Würde. Tá cuma thuirseach ort . Und morgen lässt du dir das Ganze noch einmal nüchtern und bei Tageslicht durch den Kopf gehen. Mit Suse kann man über alles reden.“
    „Geh zur Hölle, Fearghais!“, brüllte der Graf.
    „Aber sicher doch! Das kann dir natürlich nicht passieren!“, schrie Fearghais zurück. „Du verschanzt dich seit Tagen in diesem muffigen Saustall. Du tust, als müsstest du arbeiten und besäufst dich stattdessen ohne Sinn und Verstand. Hör auf, hör um Gottes Willen endlich auf, der Vergangenheit nachzutrauern! Du kannst nicht ändern, was vorbei ist, schon gar nicht, was nicht mal deine Schuld ist. Denk an deine Zukunft, Mann!“
    „Zukunft? Wovon redest du eigentlich? Welche Zukunft , a amadáin ! Ich habe meinen besten Freund verloren. Meinen Bruder! Ich habe kein Schiff mehr. Nichts, wofür zu leben sich lohnt! Ich habe keine Zukunft auf dieser Welt!“
    „Ja, sicher, warte in aller Ruhe auf ein besseres Leben in der Anderswelt!“, applaudierte Fearghais mit ätzender Stimme. „Wie kann ein Mensch so blöd wie lang sein? Himmel, du hast Susanne und die Kinder deines Bruders. Du besitzt riesige Güter, um die du dich endlich mit dem nötigen Ernst kümmern solltest. Ist das keine lohnende Aufgabe für deine Zukunft? Du weißt, dass du eine Frau brauchst.“
    „Hä? Davon weiß ich nichts.“
    „Was für ein armseliger Wicht du bist, Mat, und das trotz deiner Reichtümer. Du lebst in ständiger Angst und versuchst, dich mit Kälte und Sarkasmus vor allem zu schützen, was dir zu nahe kommen könnte.“
    Ihre Blicke trafen aufeinander wie zwei sich kreuzende Klingen. Keiner war bereit , dem anderen auch nur ein kleines Stück Boden kampflos zu überlassen.
    „Angst? Wovor sollte ich schon

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