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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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diese Weise ertragen?
    Er würde es ertragen! Mehr noch, er würde seine Unabhängigkeit weiterhin in vollen Zügen genießen. E ine Familie stand ihm dabei lediglich im Weg.
    Davon war er fest überzeugt.
    Zumindest während der folgenden Minute, in der er den Whiskey seine Kehle hinabstürzte, als wäre es pures Wasser. Dann schlug er fluchend mit der Faust gegen die Fensterscheibe. Er ertrug den Gedanken nicht, Susanne nicht auch in Zukunft an seiner Seite zu haben.
    Und mit ihr die Erinnerung an seinen Bruder. Sie war seine Familie.
    Sie war das Beste überhaupt, was ihm je widerfahren war!
    Kam er nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause, wirkte ihre bloße Anwesenheit wie ein Allheilmittel für seine Wehwehchen und Kümmernisse. Ihr mal betörend lächelndes, dann wieder zornrotes Gesicht und ihr Temperament hielten seinen Geist auf Trab. Die täglichen Streitgespräche lenkten ihn in Windeseile von allem ab, was ihm bis dahin Unbehagen oder Ärger bereitet hatte. Es war ein Ritual, das er im Laufe der Zeit lieb gewonnen hatte und nicht missen wollte. Ihre Gegenwart ließ seine Sorgen zur Bedeutungslosigkeit verblassen, denn sie war die größte Herausforderung für ihn.
    Das Patentrezept gegen seine Einsamkeit hieß Susanne.
    Er hatte sich bereits daran gewöhnt, sie um sich zu haben. Und daher war die Vorstellung, sie könnte nach diesem Urlaub aus seinem Leben verschwinden, umso erschreckender. Denn dann würde es für immer sein. Die düstere Vorahnung von einer ewig währenden Einsamkeit jagte ihm eisige Schauer über den Rücken.
    Wie hat sie es fertiggebracht , mein Herz zum Schlagen zu bringen? Es ist so lebendig, dass es wehtut. Ich habe es ihr ohne zu überlegen zu Füßen gelegt wie ein liebeskranker Jüngling. Es gehört ihr bis in alle Ewigkeit.
    Aber sie will dein Herz doch gar nicht! hörte er eine gehässige Stimme aus den dunklen Tiefen seines Ichs flüstern. Sie hasst dich. Verabscheut dich. Bist nicht gut genug für sie. Wie willst du sie davon überzeugen, dass du monogam leben kannst? Ausgerechnet du! Dass du sie liebst? Ihr treu sein wirst?
    Ich will keine andere Frau, trotz te er zurück. Ich will Suse. Suse und die drei Bengel, meine Neffen! Sie brauchen einen Mann in der Familie. Einen Vater. Ich weiß, dass ich es schaffen kann. Und Susanne wird das genauso sehen, wenn sie mir nur eine Chance gibt!
    Er galt als begehrter Junggeselle. Er war gesund, vermögend und in der Blüte seiner Jahre, attraktiv , intelligent und obendrein im Vollbesitz seiner Zähne. Seine zahllosen Vorzüge beeindruckten mitunter sogar ihn selbst. Allein Suse wollte das nicht bemerken.
    Er stieß den Servierwagen heftig von sich. Das Kristall antwortete darauf mit einem gefährlichen Klirren. Die Verzweiflung drohte den Grafen zu übermannen, als er sich in den Sessel sinken ließ und seine Füße auf den kleinen Tisch legte. Erneut streckte er seine Hand nach der Karaffe aus und schätzte mit einem kritischen Blick den Inhalt ab. Er arbeitete wahrlich hart daran, sie zu leeren. Denn mal ehrlich, im Whiskey ertrank es sich doch weit angenehmer als im Selbstmitleid.
    Er hatte geglaubt, es wäre ihm im Laufe der Jahre gelungen , seine Gefühle und den tiefen Schmerz zu verbergen, den ihm die Ablehnung seiner Liebe bereitete. Nichtsdestotrotz war durch Suses distanziertes Verhalten die alte Wunde wieder aufgebrochen, die ihm sein Vater geschlagen hatte.
    Er setzte gerade zu einem weiteren tiefen Schluck an, als ihn eine dunkle Stimme herumfahren ließ.
    „Ich beobachte euch beide nun schon eine ganze Weile, Mat. Und ich muss sagen, es ist immer wieder äußerst aufschlussreich.“
    „ Téigh i dtigh diabhail !“ Matthias wischte sich erbost den verschütteten Whiskey vom Kinn.
    „Dein bühnenreifer Abgang an Beltane ist nach wie vor das Gesprächsthema im ganzen County.“
    „Um unserer Freundschaft willen rate ich dir, all die anderen weisen Erkenntnisse, die vermutlich gleich folgen werden, für dich zu behalten“, schnarrte der Graf, ohne seinen stieren Blick von dem Glas in seiner Hand zu wenden. „Wieso bist du überhaupt noch hier? Ich brauche dich heute nicht mehr. Hatte ich mich vorhin nicht klar genug ausgedrückt?“, artikulierte er besonders sorgfältig, weil er zu Recht vermutete, dass die Deutlichkeit seiner Aussprache mittlerweile arg zu wünschen übrig ließ.
    Gemächlich trottete Fearghais durch die Bibliothek und öffnete eines der hohen Fenster, um die frische Nachtluft in das

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