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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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rührt sich noch immer nicht. Ich hätte sie nicht bewegen dürfen. Wenn sie sich an der Wirbelsäule verletzt hat … Mache ich denn alles falsch, wenn es um Suse geht? Ich bin nicht gut genug für sie. Und ich weiß nicht, ob sie durchhält, bis Hilfe kommt. Wir müssen einen Arzt rufen.“
    Er beugte sich über Suses Gesicht und spürte den schwachen Hauch ihres Atems auf s einer tränenüberströmten Wange. „Oh Gott, sie wird es nicht schaffen! Einen Moment noch, Ossi. Ich will ihr Lebewohl sagen.“
    Aodhagán nickte stumm und wandte sich ab, ohne dass das Lächeln aus seinen Augen wich , Augen von der Farbe guten alten Whiskeys, warm und stark. Langsam entfernte er sich von dem Unglückswagen, die Ohren gespitzt, um ja keines von Clausings Worten zu verpassen.
    „Ich konnte es dir nicht sagen . Dabei habe ich es einige Male versucht. Aber von Anfang an hat Ossi zwischen uns gestanden. Und ich wusste, ich würde ihm nie das Wasser reichen können. Er ist der bessere Mensch von uns beiden. Ich hatte alles und habe nichts daraus gemacht. Er dagegen …“
    Aodhagáns strafender Blick über die Schulter zurück bohrte sich in seine Augen und ließ ihn zusammenzucken. Trag noch ein bisschen dicker auf und es wird mich nicht überraschen, wenn Violinen im Hintergrund erklingen. Lass gut sein, es liegt genug Asche auf deinem Haupt, mein Freund, schien er dem Grafen mit einem schelmischen Zwinkern zu verdeutlichen.
    „Bevor du … Ich muss dir sagen, dass ich … Ich liebe dich, Suse. Ich werde dich immer lieben. Das sollst du wissen. Du musst dir keine Sorgen um die Kinder machen. Ich werde ihnen alles geben, was ich besitze. Und natürlich meine Liebe, meine Zeit, die Erinnerung an euch …“
    Blind und taub von Tränen und Schluchzern nahm er nichts mehr um sich wahr. Alles, was er liebte, war ihm genommen worden. Was wollte er noch hier? Warum konnte er nicht sein Leben für das ihre ge ben?
    Er hatte sich nicht von ihr verabschiedet! fiel ihm siedend heiß ein. Ihre letzten Worte waren voller Trotz und Ärger gewesen. Kein Mensch sollte so gehen!
    „Du darfst nicht sterben, a ghrá geal . Selbst wenn es furchtbar egoistisch von mir ist, ich brauche dich. Hier! Du darfst uns nicht alleinlassen.“
    Was sollte aus ihren Kindern werden? Doch vor allem ängstigte ihn die Vorstellung von einem Leben ohne sie.
    „Natürlich darf ich!“
    Er hatte den Protest gehört, trotzdem dauerte es eine geraume Weile, bis der Sinn dieser Worte in sein Bewusstsein drang. Etwas regte sich in seinem Arm. Purer Unglaube spiegelte sich auf seinem Gesicht, als er das ramponierte Bündel anstarrte, das es sich auf seinen Oberschenkeln bequem machte und ihn aus großen Augen anblickte.
    „Grundgütiger, willst du mich ersäufen? Und überhaupt, was soll dieser Lärm, Matt’n? Mir platzt fast der Schädel von dem Gedöns. Mit wem redest du die ganze Zeit? Das geht bestimmt auch leiser.“
    Sein Herz fing wieder zu schlagen an. Sie hatte sich verletzt. Wenn sie allerdings bellte und zeterte, wie von ihr gewohnt, konnte sie keinen ernsthaften Schaden genommen haben. In diesem Moment hörte sich ihr Gekeife wie die schönste Musik auf Erden an. Das war es, was er an ihr liebte. Ihre Ehrlichkeit, ihre Streitsucht, sogar ihre Sturheit.
    Er lachte heiser und strich Suse mit zittriger Hand über die Wange. Erdreistete sich dieses Frauenzimmer doch tatsächlich , sogar dem Tod zu trotzen!
    „Alles in Ordnung mit dir?“
    „Klar, Mann. Aber was ist mit dir? Du bist voller Blut. Oh, Matt’n, dein Hemd! Wenn Máire das sieht, wird sie glauben, ich hätte dich abgestochen wie ein Schwein. Du musst dich am Kopf verletzt haben. Hast du Schmerzen? Und dein Auto? Was ist passiert?“
    In den vergangenen Minuten war er hundert Tode gestorben. Allein die Vorstellung , diesen ungehemmten Redefluss nie mehr wieder zu hören, hatte ihn um Jahre altern lassen.
    „ Mein Auto? Das ist nicht wichtig. Das ist alles nicht wichtig! Du lebst, alles andere ist vollkommen egal. Warum musst du mir immer so einen Schreck einjagen?“
    Sie machte A nstalten sich aufzurichten, er dagegen zog sie fester an sich.
    „Bleib bloß liegen, Suse! Beweg dich am besten gar nicht, bis ein Arzt dich untersucht hat.“
    „Jetzt spitzt wieder das Nautiker-Ass mit seiner medizinisch en Grundausbildung durch, was? Ich hatte es beinahe vergessen.“
    „Du warst einige Zeit … ohnmächtig und man kann nie wissen …“
    Sie musterte ihn ungläubig. „Das hat dich wohl

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