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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Gott, den er selten anrief – außer in der fragwürdigen Form eines Fluches. Er machte dem Allmächtigen die unmöglichsten Versprechungen, falls er Suse dieses Unglück unbeschadet überleben ließ. Er würde jeden Sonntag zur Kirche gehen (niemand tat das). Er würde all seinen Besitz an die Bedürftigen verteilen (eine tonnenschwere Last wäre ihm von den Schultern genommen). Und vor allem würde er nie wieder einen Gedanken daran verschwenden, Suse in sein Bett zu bekommen, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen (unmöglich!).
    Er spürte den sanften Windhauch, der ihm das wirre Haar aus dem Gesicht blies. Erst, als er aus den Augenwinkeln die fließende Bewegung einer Gestalt wahrnahm, wurde er aus seiner Lethargie gerissen. Langsam hob er den Kopf und wandte sein Gesicht zur Seite.
    „Ossi?“ Mit einer unsicheren Bewegung seiner zerschnittenen Hand wischte er sich über die Augen, aus denen unaufhörlich Tränen traten.
    „Ossi. Ich … ich habe das nicht …“
    Er blickte auf Suse in seinen Armen und dann wieder zu seinem Freund, der mit freundlicher Miene vor ihm stand und sich nicht von der Stelle rührte.
    „Ich habe es nicht gewollt und ich kann auch nicht erklären, wie das passiert ist. Ich habe mein Versprechen nicht gehalten. Ich habe dir geschworen, auf sie Acht zu geben. Da, sieh her! Alles, was ich mache, ist falsch. Alles! Ich bin dein Vertrauen nie wert gewesen. Deine Freundschaft. Ich … oh, bitte, hilf mir! Sie darf nicht sterben! Bitte, Ossi, tu etwas! Tu irgendetwas, damit sie am Leben bleibt.“
    „Es liegt in deiner Macht, ob sie gehen oder bleiben wird, Matt’n, mein Freund und Bruder. Du selbst hast es in der Hand.“
    „Aber wie? Wie, Ossi? Was soll ich tun?“
    Aodhagáns Augen waren voll Mitgefühl auf seinen Freund gerichtet. Ein warmes Lächeln huschte über sein Gesicht. Das Bild des Jammers, das Matt’n und in dessen Armen Suse boten, schien ihn nicht im Geringsten zu beunruhigen.
    Matthias streckte ihm mit einer verzweifelten Geste seine leeren Hände entgegen. „Sieh mich an! Ich bin ein Nichts. Ein Versager und eigensüchtiger Widerling, der dir sogar die Frau wegnehmen wollte. Ich habe immer meinen Willen bekommen. Doch ich habe keine Macht über Leben und Tod!“
    „ Einzig Sannis Sturheit kann sich mit der deinen messen. Gib nicht auf, Matt’n. Glaube an dich.“
    „Ich kann sie nicht gehen lassen.“
    „Es wird sie nicht kümmern, was du willst oder kannst.“ Die Schadenfreude in Aodhagáns Worten war nicht zu überhören.
    „Wird sie bei dir sein, wenn … wenn sie … nicht mehr …“
    „Irgendwann werden wir wieder vereint sein. Hundert Jahre sind ein Tag. Weißt du das nicht? Und ich kann warten.“
    „Was soll aus den Kindern werden? Ossi, deine Kinder brauchen ihre Mutter!“
    „Sie brauchen genauso einen Vater.“
    „Ich bin meinem … unserem Vater viel zu ähnlich, als dass ich ihnen ein guter Vater sein könnte.“
    „ Woher willst du das wissen, Alter?“ In Aodhagáns Augen blitzte der Schalk. „Vertrau dir und der Liebe, die du unseren Kindern entgegenbringst. Du wirst in ihnen immer Sanni und mich sehen. Und so, wie du uns liebst, wirst du die Kinder lieben. Du kannst aus den Fehlern unseres Vaters lernen. Nutze diese Chance! Selbst wenn es ziemlich schmalzig klingt: Steh zu deiner Liebe! Sie ist das Einzige, das dich davor bewahren wird, wie unser Vater zu enden.“
    „Reich, herzlos und allein. Dein grenzenloses Vertrauen ehrt mich.“
    „Ach, hör schon auf, Alter. Wofür gibt es Freunde?“ Seine Stimme war voller Zuneigung und Erinnerungen. „ M'anam chara, a Mhatty .“
    „ Ich habe kein Recht, sie hierzubehalten, denn sie wünscht sich nichts sehnlicher, als mit dir zusammen zu sein. Ich habe schon einmal versucht, sie dir wegzunehmen. Sie ist das liebenswürdigste Wesen auf dieser Welt und ich könnte es nicht übers Herz bringen, ihr den größten Wunsch, wieder bei dir zu sein, zu versagen.“
    „Das klingt ganz nach dem Bruder, zu dem ich immer aufgeblickt habe.“
    „Aufgeblickt? Zu mir? Doch einzig und allein deshalb, weil ich einen halben Kopf länger gewachsen bin. Deine Größe war für mich unerreichbar. Wird es immer sein.“
    „ Darüber zu streiten wäre äußerst müßig, weswegen ich besser nichts dazu sage. Aber bist du dir sicher, dass Sanni ihre Kinder und diese Welt verlassen würde? Dich und Killenymore? Nur um bei mir zu sein?“
    „ Ist das nicht Grund genug? Sie liebt dich. Und sieh, sie

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