... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
ziemlich nervös gemacht, wie?“
„Du hättest tot sein können“, verteidigte er sich halbherzig.
„Du warst tatsächlich …“
„Nervös? Ich?“ Er lachte unsicher. „Ganz bestimmt nicht! Ich habe wahre Todesängste um dich ausgestanden.“
„Du solltest noch einen Tag im Bett bleiben“, begrüßte Máire eine geisterhaft blasse Suse. „Hatte das der Arzt nicht angeordnet?“, erinnerte sie die junge Frau in einem vorwurfsvollen Ton.
„Nein, das hatte nicht der Arzt angeordnet. Ich bin mir leider ganz sicher, dass dies einer der Befehle des Herrn Grafen war!“
Máire runzelte die Stirn bei Suses bissigen Worten. Nichtsdestotrotz schloss sie ihren morgendlichen Gast vor Freude in die Arme, konnte ihr Besuch doch bloß bedeuten, dass es ihr nach dem Unfall wieder besser ging.
„Er hat sich große Sorgen um dich gemacht. “
„Muss sein schlechtes Gewissen gewesen sein.“
„Nie zuvor habe ich ihn derart verstört erlebt.“ Sie hob die Augenbrauen und sah Suse streng an. „Ein Beweis mehr dafür, dass ihn das, was er für dich empfindet, total überwältigt hat.“
„Máire …“
„Er will dich keineswegs drangsalieren oder bevormunden, wenn er dich bittet, noch eine Weile auszuruhen. Nichts liegt ihm ferner, denn er möchte einzig und allein, dich wohlauf zu wissen. Weißt du, die Frauen vor dir haben vor allem Mattys Ablenkung gedient. Er hat sie vielleicht sogar gern gehabt, denn trotz allem, was ihm angetan wurde, ist er ein feinfühliger Mann. Aber nie, niemals hat ihm jemand so viel bedeutet wie du. Siehst du nicht, dass er vor Sorge ganz krank wird, wenn es dir schlecht geht?“
Suse knabberte an ihrer Unterlippe. Ja, sie sollte vorsichtiger sein mit ihren Äußerungen, denn auch sie konnte nicht abstreiten , schreckliche Ängste um ihn ausgestanden zu haben.
„Wo … warum ist … Sicherlich ist er beschäftigt.“
„Du hast viel geschlafen. Er hat sich einige Male in dein Zimmer geschlichen, um nach dir zu sehen, obwohl er selbst recht wacklig auf den Beinen war. Er hat sich mehrere Rippen gebrochen.“
„ Meine Güte, davon hat er gar nichts erzählt. Ist es schlimm?“
„Du kennst ihn doch. Er würde nie darüber reden.“
Matty hatte sich verändert. Irgendetwas war an diesem Tag geschehen. Nicht nur der Unfall, dessen Verursacher bisher nicht hatte ermittelt werden können. Er wollte mit niemandem darüber reden, Máire indes hatte ihre Augen und Ohren überall und von daher wusste sie, dass er in der Bibliothek stundenlange Gespräche mit seinem Arzt führte und Berge von medizinischen Nachschlagewerken und … Sagenbüchern studierte.
„Kaffee?“
„Seit zwei Tagen lechze ich nach einem einzigen Schluck“, seufzte Suse. „ Aber Matt’n hat mir sogar diese kleine Freude verweigert. Dabei wäre ich mit einem Kaffee sofort wieder auf den Beinen gewesen.“
Dankba r nahm Suse die Tasse entgegen.
„Mir ist da was eingefallen.“
„Und das hatte keine Zeit, bis ich dir in …“, Máire schaute amüsiert zur Küchenuhr, „in genau acht Minuten dein Frühstück gebracht hätte?“
„Ach, Máire. Es is t langweilig zu warten, wenn …“
Wenn man glau bte, sein Leben hinge davon ab.
„Ich brauche deine Hilfe.“
„Nun sag schon, was dir auf dem Herzen brennt.“
„Weißt du, wo her man Poiteen bekommt?“
42. Kapitel
„Po… Ja, weißt du denn nicht, dass hohe Strafen auf die private Schnapsherstellung stehen? Die Kirche hat es sogar zur Kardinalsünde erklärt.“
„Hat sich jemals ein Ire freiwillig den Befehlen der Engländer gebeugt? D enn die waren es schließlich, die den Poiteen verbieten ließen.“
„ Was willst du … Du willst dieses Teufelszeug doch nicht etwa trinken?“
„Ich habe keine Ahnung, wozu deine Landsleute dieses Gebräu sonst verwenden.“ Mit Schaudern erinnerte sich Suse an ihre erste Bekanntschaft mit dem Poiteen bei O’Donoghue’s. „Na ja, und sooo übel ist er auch wieder nicht. Aber sei beruhigt, ich will ihn nicht für mich.“
Máire blickte sie von unten herauf fragend an. Und ernst, ganz so, als ahnte sie etwas von dem wahren Verwendungszweck.
„Ja“, gestand Suse dann auch ohne jedes Zeichen von Reue. „Du kannst von mir denken, was immer du willst, allerdings muss ich tatsächlich jemanden damit bestechen.“
„Und du möchtest mir nicht sagen, für wen er bestimmt ist?“
„Ich weiß nicht, ob er es mag, beim Namen genannt zu werden.“
„Na schön, ich werde mich umhören.
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