... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
einer keltischen Rasse aus den Alpen und arabischen Vollblütern, intelligent, widerstandsfähig und zuverlässig, stark und trotzdem gutmütig und dermaßen gehorsam, dass man sie ohne Bedenken sogar kleinen Kindern überlassen kann.“
Er überschlug sich beinahe vor Eifer , denn jetzt befand er sich auf sicherem Terrain. Endlich! Wenn es um Pferde ging, konnte ihm zumindest Suse nichts vormachen.
„Und ich bleibe selbstverständlich immer an deiner Seite. Für den Notfall.“
„Selbstverständlich. Kannst du mit deinen angeknacksten Rippen überhaupt schon wieder reiten?“
„ Kein Problem. Der Verband sitzt so fest, dass ich nicht mal merken würde, wenn ich mit einer Boeing kollidieren würde. Und wir können es ja langsam angehen lassen. Wenn du allerdings erst mal …“
„Matt’n“, s ie hielt ihn am Arm zurück, „Matt’n, ist ja gut. Es wäre doch gelacht, wenn ich das nicht in den Griff kriege.“
„Dann … dann komm mit.“ Offe nbar konnte er sein Glück noch immer nicht fassen und strahlte wie ein Weihnachtsbaum. „Nein, du … so kannst du natürlich nicht ausreiten. Zieh deine älteste Jeanshose an. Und Stiefel!“
„Matt’n, ich bin hier zum Sommerurlaub.“
Er musterte sie verständnislos.
„Will sagen: Wo soll ich meine ältesten Jeans und Stiefel hernehmen?“
„Es geht selbstverständlich genauso gut ohne … ohne Stiefel.“ Er deutete mit dem Kinn nach oben. „Ich bin gleich wieder zurück.“
Kopfschüttelnd ging Suse hinüber zu den Ställen. Der arme Kerl! Die Begegnung mit Adrian hatte ihn völlig aus dem Tritt gebracht, ja, sie hatte sein Weltbild regelrecht auf den Kopf gestellt. Vierzig Jahre war er ein klar und nüchtern denkender und handelnder Realist gewesen, den nichts erschüttern konnte. Schon in jungen Jahren hatte er Dinge gesehen und erlebt, die seine Träume getötet hatten. Und nun? Wusste er gar nichts mehr.
Und dabei hatte sie nach wie vor keine Ahnung, worüber Adrian und er geredet hatten. Nicht, dass sie neugierig war. Auf keinen Fall!
Dennoch … man konnte ja mal fragen, oder?
D er Stallbursche grüßte Suse mit einem zaghaften Lächeln. Seine leuchtenden Augen dagegen verrieten seine Begeisterung, als sie ihm von ihrem wagemutigen Vorhaben erzählte. Geschäftig führte Éamonn Gallagher sie an den blitzblanken Boxen vorbei, von denen die meisten leer standen. Ein angenehmes Duftgemisch erfüllte die Luft, der Geruch nach Pferden, Heu und Leder.
„Der Großvater Seiner Lordschaft und mindestens fünf Generationen vor ihm betrieben eine sehr erfolgreiche Pferdezucht auf Sean Garraí. Sie waren berühmt für ihre Rennpferde. Weltberühmt sogar. Dieses herrliche Land ist wie geschaffen dafür, weil auf dem kalkreichen Boden mit seinem fetten Klee die Tiere groß und stark werden. Mit Lord Tomás, dem Vater Seiner Lordschaft, ging das Geschäft dann allerdings den Bach runter. Die Leute im Dorf erzählen sich, dass die Lusche von einem Verwalter nichts für Pferde übrig hatte und sie deswegen samt und sonders unter Wert verscherbelte, bloß um sie so schnell wie möglich loszuwerden – oder guten Bekannten einen Gefallen zu tun, wer weiß.“
„Wieso hat Lord Tomás diesem Treiben keinen Einhalt geboten?“
„Er war ja nie hier. Es hat ihn überhaupt nicht gekümmert, was da an offensichtlich krummen Geschäften ablief. Er hat sich einfach übers Ohr hauen lassen, als ginge es nicht um sein Eigentum. Mein daideo hat einen wahrhaft prächtigen Hengst und zwei Stuten gekauft – obwohl ihn das schlechte Gewissen des niedrigen Preises wegen bis an sein Lebensende plagte – und damit eine kleine Zucht aufgebaut, die bis heute hervorragend läuft. Draíodóir ist übrigens von ihm. Daid wollte ihn dem jungen Grafen schenken, doch der hat das rundweg abgelehnt. Ich hoffe, dass Lord Mathew irgendwann … wenn er mit meiner Arbeit zufrieden ist … Ich habe doch kaum etwas zu tun mit den paar Tieren, die in seinem Stall stehen. Meistens beschäftigt mich Ean mit irgendwelchem Gartenkram.“
S eine Ohren färbten sich ein wenig rot. Offenbar war Éamonn von seiner Kühnheit, Kritik, wenngleich nur indirekt, an seinem Arbeitgeber zu üben, mehr überrascht als Suse. Sie zuckte mit keiner Wimper, sondern hörte ihm aufmerksam zu, sodass er nach kurzer Atempause fortfuhr: „Nicht, dass ich es nicht gerne machen würde. Mit Ean gibt es immer was zu lachen, ich lerne viel von ihm und alle mögen ihn, aber eigentlich hatte ich mir vorgestellt …
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