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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Ich bin wirklich zufrieden hier, das musst du mir glauben. Und Gartenarbeit ist immer noch besser, als Zeitungen bügeln zu müssen.“
    „Wer bügelt denn Zeitungen?“
    „ Och , Fearghais tut das jeden Morgen. Für Seine Lordschaft.“
    „Matt’n lässt sich die Zeitungen bügeln? Hat der ’nen Spleen?“
    „Hab ich auch gewagt anzumerken. Fearghais gegenüber, meine ich. Und da hat er mich mitleidig angesehen und mir erklärt, dass durch die Hitze die Druckerschwärze fixiert wird, damit sie keine Flecken auf Fingern und Kleidung hinterlässt. Außerdem soll dadurch der Text in den Falten lesbarer werden. Seitdem sage ich lieber nichts mehr, wenn mir etwas seltsam vorkommt in diesem Haus.“
    „Trotzdem solltest du mit Matt’n reden.“
    „Na ja, ich … ich weiß nicht.“
    „Redest du ihn allen Ernstes mit ‚Mylord’ an?“
    „Ich habe bisher eigentlich nie so richtig mit ihm geredet. So lange bin ich noch nicht hier angestellt, weißt du. Und Seine Lordschaft … Lord Mathew ist viel zu sehr beschäftigt, um sich mit einem Stallburschen … Es wird sich vielleicht …“
    Er verstummte urplötzlich, als besagter Lord den Stall vom anderen Ende her betrat und, ohne die beiden eines Blickes zu würdigen, die Box von Draíodóir öffnete.
    Suse zwinkerte Éamonn aufmunternd zu. „Das kriegen wir schon in den Griff. Also, was muss ich tun?“
    Éamonn schielte unauffällig zu dem Grafen, der mit Draíodóir bereits wieder den Stall verließ. Dann holte er einen Apfel aus dem Korb mit Fallobst und reichte ihn Suse. Sie bedankte sich zögernd und betrachtete das verschrumpelte Ding von allen Seiten. Ihre ungläubige Miene brachte Éamonn zum Lachen.
    „ Bedaure, Susanne, der ist nicht für dich gedacht. Du musst dir den Apfel auf die flache Hand legen. Sieh nur, wie Bainis das Wasser im Maul zusammenläuft.“
    „Weil er mich fressen will!“
    „Sie ist ein Mädchen und völlig friedfertig.“ Éamonn schaute zu Suse und all die Verachtung, die ein Fachmann für den blutigen Anfänger empfindet, war in seiner Miene deutlich abzulesen. „Geh noch ein Stück näher an sie heran.“
    Der große Pferdekopf senkte sich und Suse stand stocksteif. Interessiert schnupperte Bainis an ihrem Ohr und schnaubte ihr in die Haare, bis sie sich endlich den Apfel mit den weichen Lippen zwischen die Zähne schob, wo er mit saftigem Knacken verschwand.
    „ Hab ich’s doch gewusst. Ihr werdet gut miteinander auskommen.“
    Éamonn reichte Suse die Leine, die er an das Halfter von Bainis gehakt hatte. „Halte die Leine und geh nach draußen. Sie wird dir folgen“, behauptete er, „überall hin. Du musst ihr bloß zu verstehen geben, dass du das Sagen hast.“
    „Spricht sie etwa Deutsch wie ihr alle?“
    „Fass sie an. Sie mag das. Rede mit ihr, sieh ihr dabei in die Augen u nd klopfe ihr auf den Hals, damit sie spürt, dass du keine Angst vor ihr hast. Fester!“
    „Keine Angst? “ Ein hektischer Lacher entfuhr Suse. „Ich … ich mache mir fast in die Hose vor Angst.“
    Éamonn erklärte ihr geduldig, wie sie ein Pferd satteln musste, wie man das Kopfgeschirr und die Zügel richtig anlegte und tausend andere Dinge, die sie sich vermutlich alle hätte merken müssen, um den Ausritt unbeschadet zu überstehen. Und dann, ohne dass sie wusste, wie ihr geschah, oder ihr Zeit geblieben wäre abzuhauen, hob Éamonn sie mit einem gemurmelten „Darf ich?“ auf den Rücken von Bainis .
    „Das heißt jetzt wohl, dass es kein Zurück mehr gibt?“
    „Selbst wenn du die Wahl hättest, du würdest es nicht tun. Ich werde dir auf dem Reitplatz alles zeigen, was du wissen musst, um Bainis zu führen. Danach wird Seine Lordschaft schon entscheiden, wie es weitergeht. Und?“ Er hob ihr sein grinsendes Gesicht entgegen. „Wie ist die Luft da oben?“
     
    Es war schier überwältigend, in einem Sattel zu sitzen und aus völlig ungewohnter Höhe den Blick über die Wiesen und Felder schweifen zu lassen. Mit einem Mal war es ihr ein Leichtes nachzuvollziehen, wie sich ein ohnehin von Geburt an privilegierter Mann fühlen musste, wenn er außerdem die meisten Mitmenschen um Haupteslänge überragte.
    Matthias Emanuel Clausing konnte gar nicht ander s, als größenwahnsinnig und überheblich zu sein!
    Ein verklärtes Lächeln spiegelte Suses Zufriedenheit wider. Auf einem Pferd zu sitzen , erinnerte sie an das Gefühl grenzenloser Freiheit, welches sie empfunden hatte, solange sie zur See gefahren war. Selbst heute noch,

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