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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sie gleich losbrüllen würde vor Lachen. Er war nur noch froh , das unerträgliche Wissen um seinen Geisteszustand, welches ihn während der letzten Tage regelrecht erdrückt hatte, mit ihr zu teilen. „Seit dem Unfall.“
    Na, wenn’s weiter nichts ist, dachte sie einigermaßen beruhigt, hielt sich jedoch zunächst mit einem Kommentar zurück. Wortlos dirigierte sie ihn zu dem am nächsten stehenden Tisch des Straßencafés.
    „Ich habe Ossi gesehen“, wiederholte er, weil ihn Suses ausbleibende Reaktion irritierte. „Verstehst du? Adrian Ossmann.“
    Oder wie auch immer sein Name sein mochte. Gewesen sein mochte.
    „Aber natürlich. “ Sie zupfte an ihrem Ohrläppchen. „Funkerohren, schon vergessen?“
    „Ich habe mit ihm … ge-re-det!“
    Sie drückte Clausing resolut auf den Stuhl und ließ sich ihm gegenüber nieder. „Matt’n, ich habe dich wirklich klar und deutlich gehört und auch alles richtig verstanden. Und deswegen will ich dir bloß in Erinnerung rufen: Dies ist Irland. Ich weiß nicht, was dir der Arzt erzählt hat und was du selber glaubst oder nicht, ich für meinen Teil habe nach mehreren einschlägigen Erlebnissen inzwischen eine eigene Meinung zu diesem Thema.“
    Matthias griff nach einer Serviette und wischte sich zittrig den Schweiß von der Stirn.
    Mitleid für den unerschütterlichen, souveränen Kapitän regte sich in Suse und ihre Stimme wurde noch eine Spur sanfter. „Man muss akzeptieren, dass in diesem Land viele Dinge … anders sind.“
    „ Wie? Was willst du damit sagen?“
    Sie legte ihre Hand auf seine und hielt ebenfalls seinen Blick fest. „Ich selber habe nicht nur mit Adrian, sondern genauso mit einem Cluricaun gesprochen. Mehrmals sogar.“
    Er schnappte hektisch nach Luft. „Du hast … du … Ossi?“
    „Ja.“
    „Ossi und … wer?“
    „Lurgadhan de Búrca.“
    Noch stand ihr nicht unbedingt der Sinn danach, ihn zusätzlich mit diesem Problem zu konfrontieren, deswegen fragte sie: „Und was hat der Arzt jetzt zu dir gesagt?“
    „ Der! Es war alles vertane Zeit. Pure Geldschneiderei! Er faselte von Naturgesetzen, die scheinbar außer Kraft treten, von Ereignissen, die geschehen und gleichzeitig auch nicht geschehen. Der Schock hätte mich dazu gebracht, den Unfall schlichtweg zu verleugnen. Damit hätte ich mir eine schützende Barriere gebaut, um das Geschehen nicht an mich heran zu lassen, weil ich mich ganz auf dich konzentriert hätte. Und in so einer Situation könnte es schon mal passieren, dass einem Gedanken durch den Kopf gehen, für die man eigentlich gar keine Zeit hätte. Ich sollte mir keine grauen Haare deswegen wachsen lassen.“
    „Es war alles ganz genau so, wie er das beschrieben hat“, murmelte Suse zustimmend. „Ich wusste, dass etwas Schreckliches geschieht, ohne dass es mich wirklich berührt h ätte. Ich hatte lediglich Angst um dich gehabt. Nichts anderes. Ich habe nicht einmal gespürt, dass ich mit dem Kopf an die Scheibe geknallt bin. Keine Schmerzen oder so.“
    „Zu guter Letzt wollte dieser Witzbold wissen, ob ich mich als Ire, Engländer oder Deutscher fühle.“
    Einen Moment stutzte Suse, dann erhellte sich ihre Miene. „Eine wahrhaft salomonische Frage. Und was hast du darauf erwidert? Wartewarte, lass mich raten: Du hast ihm erzählt, dass du zwar zur Hälfte Engländer bist, der in Irland geboren wurde, aber dass du in Deutschland aufgewachsen bist und obendrein die meiste Zeit deines Lebens auf See und in fremden Landen verbracht hast. Mensch, Matt’n, der gute Mann wollte ergründen, wohin dein Herz gehört. Woran du glaubst. Wovon du träumst.“
    Er starrte sie finster an. Als sie ihn auch noch eine Minute später mit ihrem betörenden Lächeln betrachtete, zuckte er mit der Schulter und räusperte sich. „Worüber …“
    Er glaubte nicht an Gespenster!
    „… habt ihr gesprochen? Ossi und du?“
    „Er hat mir gezeigt, wie man Ogham entziffert. Wie diese Worte komponiert werden, so nennt er das. Die Dichter der Gälen, die in die Geheimnisse dieser Schrift eingeweiht waren, machten eine richtige Wissenschaft daraus. Sie wählten die Zeichen für irgendwelche Inschriften in einer Weise, dass diese verschiedene Bedeutungen hatten, von denen allerdings jede eine Wahrheit beinhaltete. Das mussten echte Künstler gewesen sein, Wortkünstler, Philosophen, Diplomaten, die mit wenigen Zeichen ganze Geschichten erzählen konnten.“
    Zweifelnd zog Matthias die Stirne kraus. „Es gibt eine Menge Scharlatane, die

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