... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
nach so vielen Jahren, kam es mitunter vor, dass sie die Momente vermisste, in denen sie auf dem Bootsdeck gestanden hatte, das Haar vom Wind zerzaust, den Salzgeschmack der Luft auf den Lippen, und sich ihr Blick in der Unendlichkeit der Meere verlor. Dann kam sie sich selbst wie eine Merrow vor, die an Land gekommen war und doch wusste, dass sie dort nicht bleiben konnte, weil das Meer sie eines Tages wieder zurückverlangen würde.
Es machte ihr nichts aus, dass Matt’n an ihrer Seite war und unentwegt ein wachsames Auge auf sie hatte, jederzeit bereit einzugreifen, falls sie ins Straucheln oder Rutschen geraten sollte. Bainis und sie kamen zwar sehr gut ohne ihn zurecht, aber das musste sie ihm ja nicht unter die Nase reiben. Sollte er sich ruhig für eine Weile seiner Überlegenheit sicher sein.
Sie wandte ihm den Kopf zu und lachte ihn an. „Ich glaube, ich würde nie im Leben wieder etwas anderes tun, als durch die Gegend zu streifen, wenn ich ein Pferd besitzen würde. Dieses Land ist wie geschaffen dafür , so groß und weit, so herrliche Wiesen und Weiden. Es ist einfach wunderschön. Gehört es ebenfalls zu Sean Garraí?“
„Ja, alles unser.“
Unser . Diese beiläufig geäußerte Feststellung wärmte ihr das Herz. Und dabei war es egal, ob er lediglich sich selbst meinte oder die Ó Briains und die Dorfbewohner mit einbezog.
„ Trotzdem nutzt du es nicht.“
„Wofür sollte ich?“
„Keine Ahnung. Zur Schafzucht vielleicht. Pferde hätten hier vermutlich ebenfalls mehr als genug Platz. Sind die Iren nicht berühmt für ihre Rennpferde? Wäre das nichts für dich, wo du doch so gut und gerne reitest?“ Sie blinzelte ihn mit unschuldigem Augenaufschlag an. „Und nicht weißt, wohin mit all dem Geld?“
„Es macht eine Menge Arbeit. Verdammt viel Arbeit sogar, das kannst du dir nicht vorstellen. Dafür hätten wir vor allem nicht genügend Personal“, sagte er mehr zu sich, als zu Suse. „Pferde wollen ständig bewegt werden, das Training nimmt ebenfalls viel Zeit in Anspruch, gerade bei Rennpferden. Außerdem sind sie sehr anfällig, Koliken, gezerrte Sehnen, Verstauchungen – sie lassen sich eine Menge einfallen, um dich Tag und Nacht auf Trab zu halten.“
Was er sonst noch vor sich hin brabbelte, konnte Suse nicht mehr verstehen, so sehr sie auch die Ohren spitzte. Da sein Gemurmel noch eine geraume Weile andauerte, nahm sie an, dass er ernstlich alles Für und Wider ihres Vorschlages abwägte und auf eine Antwort von Draíodóir als dem wahren Experten auf diesem Gebiet wartete.
Sie nutzte die Zeit seiner geistigen Abwesenheit und weidete sich an dem Anblick seines geraden Rückens und seiner breiten Schultern, die geschmeidige Art und Weise, mit der sich seine Hüften den Bewegungen des Pferdes unter ihm anpassten. Allein vom Zuschauen wurde ihr seltsam heiß, ihr Herz schlug schneller und Verlangen durchlief sie wellenartig. In ihrem Gedächtnis flammten unerwünscht Erinnerungen auf, wie sich genau diese Hüften zwischen ihren Beinen bewegt hatten, wie seine Arme sie umschlungen hielten und sie ihren Körper an den seinen drängte.
Sie riss sich von den Bildern los und entdeckte den gewundenen Bachlauf, dem sie inzwischen folgten. Überrascht stellte sie fest, dass er sie geradewegs zu den Fischteichen unterhalb des Zauberhügels führte.
„Ich war noch immer nicht angeln.“
„Das werden wir nachholen, Wireless . Versprochen. Auch das.“
„ Würdest du denn Ean einen Tag frei geben, damit er mit mir Lachse fangen kann?“
„Du willst mit … na schön“, rang er sich zähneknirschend seine Zustimmung ab. „Ja, natürlich. Kein Problem. Wann immer er will, kann er mit dir losziehen. Was sollte ich dagegen haben?“
„Das ist sehr großzügig von dir. Du bist in der Tat einer der freundlichsten Männer, die ich je kennengelernt habe.“
Fast wäre er bei diesen Worten zusammengezuckt. „Freundlich?“
„Ja. Sehr sogar. Und verständnisvoll und geduldig. Aber das weißt du doch.“ Sie blinzelte ihm liebevoll zu. „Und wärst du nicht so weit weg von mir, hätte ich dir jetzt vermutlich zum Dank einen niiicht …“
Der Rest ihres freigebigen Angebots ging in einem hektischen Schreckensschrei unter, als der Graf völlig überraschend Draíodóir dicht an die Stute drängte und er bloß seine langen Arme ausstrecken musste, um Suse ohne große Anstrengung aus dem Sattel zu heben und auf seinen Schoß zu setzen.
„Bist du des W ahnsinns fette
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