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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Heimat erinnerten. Und damit hatte er nicht Deutschland gemeint, wohin er von Lord Tomás gebracht worden war. Sie hatte die grenzenlose Sehnsucht in seiner Stimme gehört, soviel Schmerz und Trauer, die ihr schier das Herz brechen wollten. Bereits im nächsten Moment hatte sich Adrian wieder vollkommen unter Kontrolle gebracht und bereut, was er von sich preisgegeben hatte. Es war das einzige Mal, dass er Irland als sein Geburtsland erwähnt hatte.
    „So war es immer. Wenn ich ihm von Killenymore erzählte, trat dieses sehnsuchtsvolle Leuchten in seine Augen, welches seine wahren Empfindungen verriet. Aber angeblich konnte er sich an nichts erinnern, was vor seiner Zeit in Deutschland lag.“
    Matthias streckte seinen Arm aus und deutete auf eine kleine Baumgruppe. „Lass uns hier Rast machen.“
    „Einverstanden“, murmelte Suse, die hoffte, dass Bainis ebenfalls dieser Meinung sein würde oder zumindest so viel Deutsch verstand, dass sie den Befehlen Seiner Lordschaft Folge leisten konnte. Und in der Tat blieb das Pony stehen, sobald Matthias Draíodóir stoppte.
    „Absitzen hatte ich gesagt“, wiederholte er und sprang übertrieben lässig von seinem riesigen Rappen , wobei er unauffällig den angewinkelten Arm gegen seine bandagierten Rippen drückte und die Zähne zusammenbiss.
    Vor wenigen Tagen noch hätte sie das unverschämte Grinsen auf seinem Gesicht in Rage gebrach t. Heute indes lächelte sie zurück. Sollte er sich ruhig über sie lustig machen! Sie gönnte ihm das Vergnügen, war sie doch sicher, schon bald Gelegenheit zu finden, sich für seine Selbstgefälligkeit zu rächen.
    „Wenn du mir versprichst , hinterher auch wirklich alle meine Knochen einzusammeln …“
    Sie nahm die Füße aus den Steigbügeln. Das erschien ihr ein vernünftiger Anfang, um absteigen zu können, und löste die Hände vom Zügel. Sie wollte gerade mit ebenso elegantem Schwung ihr Bein über Bainis’ Hals werfen, als sich zwei große Hände um ihre Taille legten und sie aus dem Sattel hoben.
    Einen Moment lang hielt Matthias sie fest aus Angst, sie könnte sich nicht auf den Beinen halten. Und wirklich fühlten sie sich an wie Pudding und wackelten verdächtig unter ihr.
    „Es ist, als würde man nach ein iger Zeit auf See wieder festen Boden unter den Füßen spüren, nicht wahr? Plötzlich muss man sich nicht mehr selber mühen, das Gleichgewicht zu halten, weil die Schwerkraft einem das abnimmt. Und das bringt einen doch erst mal aus dem Gleichgewicht. Ein paar Minuten, dann geht es besser“, versicherte er ihr, während er lange Leinen an die Halfter der beiden Pferde hakte und die Enden um einen Baum band, damit die Tiere grasen konnten.
    Anschließend breitete er eine Decke aus, die er wundersamerweise aus einer der Satteltaschen hervorgeholt hatte, und streckte sich mit einem genüsslichen Stöhnen darauf aus. Mit dem Zeigefinger winkte er Suse zu sich und streckte den Arm einladend aus.
    „Aaah, ich sehe, der Herr Graf ist auf alles vorbereitet.“
    „Keine Spitzfindigkeiten, bitte. Noch nie ist eine … eine von meinen … Gästen so lange auf Sean Garraí geblieben, dass ich sie zu einem Ausritt gebeten hätte. Setz dich.“
    „Ich werde nie wieder sitzen können“, ächzte sie zum Gotterbarmen, als sie schwerfällig auf die Knie sank, und damit ein mitleidiges Lächeln bei Matthias hervorrief.
    „Du hast dich wunderbar gehalten , mein allergrößtes Kompliment. Bainis scheint ebenfalls mit dir zufrieden zu sein. Und wenn du dich weiterhin vertrauensvoll in meine Hände begibst, wird mir ganz sicher etwas einfallen, womit ich deine Schmerzen lindern kann.“
    Sie starrte ihn aus großen Augen an, in denen sich abwechselnd Entsetzen und Zustimmung widerspiegelte.
    „Aber doch nicht hier“, ließ sie einen halbherzigen Einwand verlauten, denn die Vorstellung von Was-weiß-ich-was-er-vorhat – noch dazu unter freiem Himmel! –, übte durchaus einen gewissen Reiz auf sie aus.
    „Vertraust du mir?“ , flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr.
    Das tat sie wirklich und zwar in jeder Beziehung.
     

44. Kapitel
     
    Von einem warmen Windhauch umhüllt lagen sie nebeneinander im Gras. Die Luft war satt und schwer von Blumenduft. Suse beobachtete schläfrig die Wolken, die sie seit einer geraumen Weile an der Nase herumführten. Vor wenigen Minuten noch hatte sie aufspringen und vor dem drohenden Regen flüchten wollen. Jetzt stahl sich die Sonne lächelnd erneut hervor und breitete ihren schützenden

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