... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Übelkeit bereitete. „Wenn du meinst.“
Sie war froh, als sie im Freien stand und sich in Richtung Sean Garraí wandte. Besorgt blickte sie auf. Noch immer wirbelten dunkle Wolken durcheinander und zogen aufgetürmt am Himmel entlang. Suse konnte sich nicht erinnern, wann es während ihres Aufenthaltes in Killenymore schon einmal derart kalt gewesen war. Offenbar gab es hier doch keinen Sommer.
„Was schleppst du da mit dir rum? Komm, ich helfe dir tragen.“
Máirtín beobachtete, wie Suses Augen zu leuchten begannen und ihre Züge weicher wurden. Die Anspannung fiel für einen Moment von ihr ab.
„Geschenke.“ Sie winkte verlegen ab. „Na ja, Krimskrams, um ehrlich zu sein. Fingerhüte, Samen für echt irischen Shamrock , T-Shirts für die Jungs. Wenn ich ohne sie unterwegs bin, muss ich ihnen immer etwas mitbringen. Selbst wenn ich bloß eine Stunde fort war und es lediglich ein Bonbon ist – sie freuen sich über jede Kleinigkeit.“ Sie lachte voller Liebe.
„Sind es … seine Kinder?“
Der Ton, in dem Máirtín diese Frage gestellt hatte, verblüffte Suse dermaßen, dass sie laut herausplatzte: „Seine? Meinst du Matthias? Seine Kinder? Wie kommst du denn auf diese Idee? Glaubst du nicht, das hätte sich längst im Dorf herumgesprochen, wenn es so wäre? Nein, natürlich sind es nicht seine.“
Beinahe hätte sie noch ein „ Buíchas le Dia “ angehängt, aber solch ein Spruch wäre zweifellos ungerechtfertigt angesichts des Geständnisses, das Matthias vor ihr abgelegt hatte. Er liebte sie. Außerdem gab er einen ganz passablen Onkel ab, großzügig und liebevoll, geduldig und manchmal verspielt, als sei er selbst noch ein Kind. Und dann war er selbstverständlich entgegenkommend und aufmerksam, freundlich und verantwortungsbewusst. Natürlich durfte sie genauso wenig seinen untrüglichen Blick für Situationen vergessen, in denen seine Hilfe erforderlich oder einfach nur willkommen war.
Sie konnte sich genauso gut getäuscht haben und doch glaubte sie, ein erleichtertes Aufatmen von Máirtín zu hören.
„Hast du das im Ernst angenommen , Máirtín? Ich weiß, ihr seid nicht gerade die besten Freunde, Matthias und du, allerdings … ich meine, du … du tust, als würdest du ihm nicht zutrauen, ein Kind zustande zu bringen.“
Die Bitterkeit in seiner Stimme erschreckte sie, als er hastig hervorstieß: „Ich weiß viel zu gut, dass seine Potenz nichts zu wünschen übrig lässt. Schließlich hat er oft genug damit geprahlt, sogar noch voll wie ein Fass die Ausdauer eines Hengstes zu haben. Einmal hat er im Lustrausch einer einzigen Nacht zwei Mädchen entjungfert und wer weiß, wie viel andere befriedigt – freilich war er damals zwanzig Jahre jünger. Mit ein paar dicken Schecks hat sein Alter damals ganz schnell das Geschrei der Familien wieder zum Verstummen gebracht. Ich könnte dir ohne langes Nachdenken ein sattes Dutzend Frauen allein aus Killenymore nennen, junge wie alte, die ihm außergewöhnliche Fähigkeiten bescheinigen, wenn es ans Vögeln geht. Und auch, dass er fähig ist, Kinder zu zeugen, hat er unter Beweis gestellt.“
Suse hielt die Luft an, schockiert von den direkten Worten Máirtíns. Selbstverständlich wusste sie, dass Matthias kein Heiliger war, etwas mehr Diskretion und Taktgefühl hatte sie ihm dennoch zugetraut. Wenngleich ihm der Titel nicht viel bedeutete, hatte er sehr wohl auf seinen Ruf als Graf zu achten.
„Er … hat … Kinder?“
Das also war es, was ihn an Beltane auf die Palme gebracht hatte! Sie hatte in ein Wespennest gestochen, als sie ihm vorhielt, gedankenlos Bastarde über ganz Irland zu säen. Sie konnte es einfach nicht glauben! Sollte er sie allen Ernstes belogen haben?
„Er hat dafür gesorgt, dass es nicht soweit kam.“
„Was willst du damit sagen?“
Der Schmerz schien Máirtín zu überwältigen. Ein verräterischer Glanz trat in seine schiefergrauen Augen. „Meine Schwester … die Kleine hat bei diesen feinen Herrschaften da oben gearbeitet. Mit falschen Versprechungen hat der saubere Herr Graf sie gelockt. Dabei hatte er lediglich eins im Sinn. Dieser verdammte Bastard!“
Seine Stimme brach, als Suse ihre Hand tröstend auf seinen Arm legte. „Sie war noch unschuldig, jung und dumm und glaubte ihm jedes Wort. Also hat sie ihm Freiheiten gestattet … Verdammt, sie konnte diese Schande nicht ertragen!“
„Das tut mir so leid. Ich habe nicht geahnt …“
„Wie auch? Er kann charmant sein und liebenswürdig,
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