Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
bis er bekommt, was er will. Hat er es dann endlich, wird er seiner Spielzeuge schnell überdrüssig und wirft sie achtlos beiseite.“
    In diesem Punkt musste sie ihm leider Recht geben, obwohl diese Überzeugung während der letzten Tage erheblich ins Wanken geraten war. Und in Bezug auf sie selbst traf es ohnehin nicht zu. Sein Interesse an ihr hielt seit sieben Jahren an und schien sich sogar zu ernsthaften Absichten gewandelt zu haben.
    „D a wären wir.“
    Überrascht blickte Suse auf. Sie hatte kaum auf den Weg geachtet, derart beschäftigten sie Máirtíns Enthüllungen über die unrühmliche Vergangenheit des Grafen.
    „Wo sind wir?“
    „Genau da, wo wir hinwollten.“
    „Und wo soll … Da ist ja tatsächlich ein Eingang. Hier scheint schon lange niemand mehr gewesen zu sein. Und man kommt ganz bestimmt bis zum Haus? Gib mir die Tüten.“
    Máirtín kniete nieder und wühlte mit beiden Händen in dem dichten Gestrüpp, räumte hastig Steine, Äste und Reisig beiseite.
    „Hab ich dir zu viel versprochen? Zehn Minuten, wie gesagt.“
    Die Augen zusammengekniffen beugte sich Suse vor, um an ihm vorbei einen Blick in den Gang zu werfen. „Ist ziemlich dunkel, meinst du nicht? Unheimlich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da wirklich rein will.“
    „Hasenfuß! Du hast doch nicht etwa Angst?“
    „N-nein“, stammelte sie. „Ich fühle mich höchstens … etwas unsicher.“
    „Von hier sind es noch genau drei Minuten.“
    Drei Minuten mit Máirtín durch diese Finsternis? „Man sieht die Hand vor Augen nicht!“
    „Frag mich, ob ich eine Taschenlampe habe“, erwiderte er mit einem Lachen, das seine Augen nicht erreichte.
    „Nicht nötig, ich kenne die Hosentaschen von Männern.“
    „Also, wollen wir? Zweihundert Meter vielleicht. Gib mir deine Hand, der Gang ist breit genug für uns beide.“
    Im Schein der Taschenlampe erkannte Suse, dass der Weg leicht bergan führte. Vorsichtig kroch sie hinter Máirtín in das Loch. Die Luft roch modrig und bei jedem Schritt fürchtete sie, auf dem feuchten Stein auszurutschen.
    „Máirtín?“
    „Mmmh.“
    „Was macht deine Schwester jetzt? Sie wohnt doch nicht mehr in Killenymore, oder?“
    „Sie ist tot.“
    „Oh! Das tut mir leid. Wie …“
    „Es war seine Schuld! Er wollte das Kind nicht offiziell als seines anerkennen. Dieser verfluchte Geizhals! Keinen einzigen Penny wollte er rausrücken. Als ob es bei ihm darauf angekommen wäre. Bei den Millionen, die er gescheffelt hat!“
    Suse war bei diesem neuerlichen Wutausbruch zusammengezuckt. Instinktiv zog sie sich von Máirtín zurück, er indes packte ihre Hand noch fester.
    „Sie hätte vor Gericht gehen und Unterhalt erstreiten können. War es denn ganz sicher sein Kind?“
    „Sein Kind?“, kreischte er aufgebracht. „Seins? Es war ein Kind der Liebe. Aber er hat unser Leben zerstört! Unsere Liebe! Er hat mir genommen , was mir allein gehört hat.“
    Sein Gesicht verzog sich zu einer Furcht einflößenden Maske. Ein irrer Glanz trat in seine Augen, als er flüsterte: „Auge um Auge. Zahn um Zahn. Sin é an saol .“
    Ein boshaftes Grinsen war das Letzte, was Suse sah, bevor er ihre Hand abrupt losließ und mit großen Schritten vor ihr her eilte. Sie stand wie erstarrt und versuchte die Bedeutung seiner Worte zu begreifen, ihr Verstand dagegen weigerte sich angesichts der Ungeheuerlichkeit, die er ihr soeben offenbart hatte.
    „Máirtín, warte! Nicht so schnell, ich komme …“
    Ihre nächsten Worte gingen in einem gellenden Schrei unter. Plötzliche Dunkelheit ließ sie in ein endloses Loch fallen. Bei lebendigem Leib verschlungen. Suse spürte, wie ihr Herzschlag aussetzte und sie das Gleichgewicht verlor. Halt suchend tasteten ihre Finger über den feuchten Fels, wo sie sich an einen Vorsprung klammerten.
    „Máirtín?“
    „Wo bist du?“
    „Komm zurück! Ich bin hier!“
    „Hier!“
    Suse wirbelte herum, als seine Stimme aus weiter Ferne an ihr Ohr hallte.
    „Hier!“
    Das Gestein warf das Echo vielfach zurück. Suse drehte sich im Kreis aus Angst, sie könnte den Lichtschein der Taschenlampe übersehen.
    Und übersah dabei völlig, dass sie damit restlos die Orientierung verlor.
    „Máirtín! Mach das Licht wieder an!“, drängte sie ungeduldig. „Máirtín, bitte!“
    Sie konnte diese Stille nicht ertragen. Stille und Dunkelheit. Irgendetwas streifte ihre Hand und sie schrie auf.
    „Oh , mein Gott, hör auf mit diesen blöden Spielchen, Máirtín!“
    Ihre Stimme

Weitere Kostenlose Bücher