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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Oder hatte vielleicht Lurgadhan de Búrca sie mit einem hinterhältigen Zauberspruch dazu verdammt, den Rest ihrer Tage unter der Erde zu vegetieren wie eine Kellerassel?
    „Oh, Matt’n, es tut mir so leid. Ich dachte, wir hätten noch alle Zeit der Welt für uns. Deswegen habe ich es vor mir her geschoben, als wäre es eine lästige Angelegenheit.“ Sie fühlte Tränen über ihr erhitztes Gesicht rinnen. „Dabei habe ich mich sogar darauf gefreut, das kannst du mir glauben. Auf deine Reaktion, dein überraschtes Staunen, auf das Leuchten in deinen himmelblauen Augen. Darauf, dass du mich vor Freude in die Arme nimmst und für immer festhältst. Wieso habe ich es dir nicht längst gesagt? Worauf habe ich denn gewartet? Du hast mir doch gezeigt, wie es geht.“
    Und wenn sie nun nie mehr die Gelegenheit bekam, es ihm persönlich zu sagen? Das würde sie sich nie verzeihen können. Natürlich genoss sie die Zeit mit ihm. Sie liebte es, wenn er ihr von seiner Arbeit erzählte, von Killenymore oder von Adrian. Er war geistreich, klug und liebevoll. Und sie war so egoistisch gewesen. So stur. Und ein unglaublicher Feigling!
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und schrie auf. „Lass nicht zu, dass ich sterbe, ohne ihn noch einmal zu sehen!“
    Sie musste mit Matthias reden! Ein einziges Mal! Es war zu viel ungesagt geblieben zwischen ihnen. Jetzt wünschte sie sich die Zeit für einen einzigen Satz. Für drei Worte. Sie verbrachten ihre gemeinsamen Tage mit Streiten und Schweigen und hatten dabei fast das Wichtigste aus den Augen verloren. Hätte sie nicht aus der Geschichte mit Adrian lernen sollen? War es ihr da nicht ganz ähnlich ergangen?
    Mit dem Handrücken wischte sie sich das Gesicht trocken und zog die Nase schniefend hoch. Noch war sie nicht tot! Selbst wenn es am bequemsten für dich wäre, derart leicht mache ich es dir nicht! richtete sie ihren Zorn an Máirtíns Adresse. Du musst schon Hand an mich legen, wenn du mich wirklich aus dem Weg schaffen willst!
    Sie ric htete sich auf und überlegte kurz, dann legte sie die rechte Hand an den Fels. Von nun an würde sie immer in diese Richtung gehen. Irgendwann würde sie …
    Irgendwo landen.
    Aber wo?!
    Sie straffte die Schultern und atmete tief durch. Wenn es soweit war, würde sie schon sehen, wohin sie dieser Weg führte. Vorausgesetzt, sie sah dann noch etwas.
    Na schön, sie war momentan blind, all i hre anderen Sinne funktionierten dagegen bestens. Und sie konnte sich bewegen. Worauf wartete sie also?
    Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, die rechte Hand gegen die Wand gepresst. Anfangs zählte sie die Schritte mit. Sie versuchte sich zu erinnern, was Máirtín gesagt hatte, wie weit es bis nach Sean Garraí war. Demnach müsste sie bald am Ziel sein. War sie nicht bereits bei zweihundert angelangt? Noch einmal so viel, dann …
    Mehrmals machte der Gang eine scharfe Biegung. Wenngleich sie bei jeder Kurve innehielt, folgte sie unbeirrt dem einmal eingeschlagenen Weg, ohne ihre Rechte von der Wand zu nehmen. Zwar riskierte sie dabei, einen Umweg zu gehen, doch sie hatte sich nun einmal für diese Richtung entschieden. Sie konnte sich gar nicht verfranzen, wenn sie diese auch weiterhin beibehielt.
    Beinahe hätte sie laut losgelacht. Was für eine köstliche Vorstellung! Sie, ausgerechnet sie, die es fertigbrachte, sich sogar in einem Wandschrank zu verirren, wie Adrian einmal behauptet hatte, war davon überzeugt, in absoluter Finsternis den Weg nach Hause zu finden! Einen Weg, den es vielleicht gar nicht gab. Einen, den sie zumindest noch nie zuvor gegangen war.
    S ie würde es ihnen allen beweisen! Endlich wusste sie, was zu tun war, da ihr Gewissen es ihr schon seit Tagen klarzumachen versuchte, bisher jedoch auf taube Ohren gestoßen war. Sie wollte endlich nach Hause!
    Das Labyrinth aus Gängen führte sie mit jeder Biegung tiefer unter die Erde. Das Gefühl , in gerade diesen Minuten etwas Wertvolles zu verlieren, trieb sie vorwärts. Sollte ihr am Ende nichts als die Erinnerung an eine Zeit bleiben, in der sie die Liebe mit Händen hätte greifen können? Seine Liebe! Sollte sie ihr unbedacht wie Sonnenstrahlen durch die Finger gleiten, bis nichts als Nacht zurückblieb? Die erdrückende Schwärze lastete auf ihr und sie befürchtete, auf ewig darin zu verschwinden.
    Irgendwann stolperte sie über eine Stufe. Sie mühte sich vergebens, sich mit den Händen abzufangen. Die Whiskeyflasche gab ein klirrendes Geräusch von sich, das sich

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