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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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irgendwann hat jeder Schutzengel mal die Nase voll von solchen Kapriolen. Er sollte sich besser in Acht nehmen.“
    Máirtín hatte es in einem freundlichen Ton gesagt, doch Suse nahm die Drohung, die er damit ausgesprochen hatte, sehr wohl zur Kenntnis. Sie wandte ihren Blick dem Fenster zu, weil sie nichts darauf erwidern wollte. Es regnete noch immer Bindfäden, trotzdem wäre sie am liebsten gegangen.
    „ Und was machst du so? Ganz allein hier?“
    „ Besorgungen.“
    „ Ach ja.“ Sie nippte an ihrem Wasser. „Wie geht es deiner mam ?“
    „Gut, danke.“
    Offenbar stand ihm der Sinn nicht nach einer Unterhaltung.
    Womit sie schon zu zweit waren. Warum hatte er sie überhaupt zum Bleiben aufgefordert?
    „Hast du eine Uhr um?“ Sichtlich nervös rutschte sie von ihrem Ho cker und griff nach den Einkaufstüten. Das wohl erste Mal wünschte sie sich aufrichtig, ihr Handy mitgenommen zu haben – Matt’n zuliebe. Seit dem Unfall war er, was sie betraf, übervorsichtig geworden. Und auch sie fühlte sich sicherer, wenn sie wusste, wo er war und was er gerade tat.
    „Ich muss jetzt wirklich los. Heute darf ich mich nicht wieder verspäten.“
    „Gibt ’s sonst Ärger?“ Der gehässige Ton in Máirtíns Stimme passte zu dem brutalen Zug um seinen Mund. Etwas Raubtierhaftes lag in seinen grauen Augen. Was stimmte bloß nicht mit ihm, dass sie sich in seiner Nähe unwohl fühlte und ihr neuerdings sogar der Schweiß ausbrach? Sie zuckte mit den Schultern. Sollte Matthias erfahren, dass sie mit Máirtín hier gesessen hatte, würde er ganz sicher an die Decke gehen – und sie könnte es ihm nicht einmal verübeln.
    „Ich kenne eine Abkürzung nach Sean Garraí. Zehn Minuten, dann sind wir oben.“
    Der Zweifel war ihr ins Gesicht geschrieben und gereizt erwiderte sie: „Ich bin jedes Mal mindestens eine halbe Stunde unterwegs. Und Ean bringt es locker auf das Doppelte.“
    „Zehn Minuten.“ Seine Augen flackerten fiebrig. „Was gilt die Wette?“
    „Ich wette nie.“
    „Dann trink ’ wenigstens mit mir.“ Er klang verärgert, als er ein Pint vor sie auf den Tresen stellte. „Auf dein Wohl, Susanne. Mögest du gesund bleiben und in Irland sterben.“
    „Den Spruch kenne ich von Matt’n.“
    Máirtín verschluckte sich an seinem Beamish, so plötzlich prustete er los. Er stieß einen hohen, schrillen Lacher aus. Es hörte sich an wie eine Ratte, der man einen dreckigen Witz erzählt hatte, und Suse lief es eiskalt über den Rücken.
    „Du kennst ihn von … von ihm ? Das passt ja wie die Faust aufs Auge!“, grölte er und schlug sich auf den Schenkel.
    Peinlich berührt starrte Suse in ihr Glas und schob es schließlich angewidert zur Seite. War Máirtín etwa schon betrunken gewesen, bevor er den Pub betreten hatte?
    „So ein Zufall aber auch! Nein! Nein, ich sage dir, das kann kein Zufall sein. Das ist zu komisch.“
    „ Verrätst du mir jetzt, wie du in zehn Minuten nach Sean Garraí kommen willst?“
    „Hat dir noch niemand von dem Stollen erzählt?“
    „ Von welchem Stollen?“
    Wieder reckte sie den Hals, um auf seine Uhr zu sehen.
    „Das Herrenhaus wurde auf den Grundmauern einer normannischen Burg errichtet. Unter mittelalterlichen Gebäuden gibt es immer geheime Gänge. Fluchtwege für den Fall einer Belagerung, Verliese, Vorratskammern, Weinkeller und all so was.“
    Suse fiel die Verbindungstreppe von Clausings Bibliothek in ihre eigenen Räume ein. Hatte sie zunächst angenommen, die Stiege könnte extra für die Schäferstündchen des Grafen mit wem auch immer angelegt worden sein, glaubte sie mittlerweile, dass Máirtín Recht haben könnte. Die Treppe führte von der Bibliothek aus ebenfalls in die Tiefe. Immer wieder hatte sie sich vorgenommen, Matt’n danach zu fragen. Allerdings hatte sie nie den richtigen Zeitpunkt für ihre Frage erwischt, bis sie es schließlich vergessen hatte.
    „Und du bist wirklich schon einmal da drin gewesen?“
    „ Ein Mal? Ich bin dort so gut wie zu Hause. Als Kinder gab es für uns keinen besseren Ort zum Versteck spielen. Ich kenne die Gänge wie meine Westentasche.“
    „Warum hat mir Matt’n nie davon erzählt?“
    „Der? Pah! Der war sich viel zu fein für unsere Spiele! Hatte wohl Angst, sich seine zarten Händchen zu beschmutzen.“
    „Jetzt aber, Máirtín. Ich danke dir für die Getränke. Das nächste Mal bin ich an der Reihe mit Bezahlen.“
    „Das nächste Mal?“ Wieder fixierte er sie mit einem eindringlichen Blick, der ihr

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