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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Baum zu stürzen oder sonst irgendwie ums Leben zu kommen. Das wäre verdammt hart für einen Mann mit meinen Gefühlen. Diese Furcht und das Warten, die Ungewissheit …“
    „Von nun an ausschließlich mit dir, Matt’n. Versprochen.“
     
    Heiseres Jubelgeschrei, welches sich wie eine Welle vom Erdgeschoss aus durch das gesamte Haus fortzupflanzen schien, war beredter Beweis dafür, dass die Nachricht von Suses Rückkehr die Ó Briains erreicht hatte. Keine drei Sekunden später drängten sich nicht allein die Bewohner von Sean Garraí, sondern halb Killenymore in ihr Zimmer. Offenbar wollte sich jeder mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sie unversehrt und einigermaßen wohlauf war. Die kleine Lisa und ihr Bruder Stiofán brachten selbst gemalte Bilder. Der Duft von Frühlingsblumen und frisch gebackenem Kuchen erfüllte die Luft.
    Suse wusste bald nicht mehr, wie viele Hände sie geschüttelt, wie viele Küsse sie erwidert hatte, als Máire sie zu guter Letzt mit tränennassen Augen in die Arme zog. Erschöpft sank sie in ihre Kissen zurück, nachdem Matthias mit einem gräflichen Machtwort für Ruhe im Zimmer gesorgt hatte. Er schloss leise die Tür hinter dem letzten Besucher und trat mit einem Tablett an ihr Bett.
    „Waren die etwa alle meinetwegen hier?“
    Mit einem Ausdruck ungläubigen Staunens schaute er sie an. „Das musst du fragen? Selbstverständlich waren sie das. Oder hattest du gedacht, sie hätten sich aus lauter Langeweile zu einer gemütlichen Partie Bridge versammelt?“
    „Na ja, ich … ich dachte …“
    Sie wusste nicht, was sie gedacht hatte. Vermutlich gar nichts. Vielmehr fühlte sie sich überwältigt von der Tatsache, dass fremde Menschen sich um sie gesorgt hatten. Obwohl sie so fremd nun auch wieder nicht waren. Sie fühlte sich längst nicht mehr als Außenseiter inmitten der Bewohner von Killenymore. Von Máire hatte sie die schöne Angewohnheit angenommen, bei jedem Gang durch den Ort mal mit diesem, mal mit jenem zu schwatzen, sich nach dem Befinden der Kinder und Enkel zu erkundigen oder, so es wirklich einmal vorkommen sollte, dass die Zeit sie zur Eile antrieb, wenigstens einen freundlichen Gruß über die Straße zu schicken.
    „ Der Nachteil eines Dorfes ist nun einmal, dass hier alles persönlich genommen wird. Und der Vorteil daran ist, dass alles persönlich genommen wird. Soll heißen, ganz Killenymore war auf den Beinen, sobald dein Verschwinden bekanntgeworden ist. Die Männer haben Suchtrupps aufgestellt und dann jeden einzelnen Stein umgedreht und die gesamte Umgebung durchkämmt, während die Frauen ihre Speisekammern auf den Kopf gestellt haben.“
    „Oh! Oh, mein Gott, das ist … Es ist mir unangenehm, die Ursache für dermaßen viel Aufregung zu sein. Solch ein Aufwand für nichts und wieder nichts. Das wäre echt nicht nötig gewesen.“
    „Für nichts und wieder nichts? Nicht nötig? Was redest du da? Es ging um dich!“ Clausings Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen. „Sie haben es gerne getan, jeder einzelne von ihnen. Und bestimmt nicht, weil du der Gast des Grafen bist.“ Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. „Ich musste sie nicht einmal darum bitten. Oder gar einen Befehl erteilen.“
    „Das habe ich auch nicht angenommen. Ich weiß doch längst, dass die Leute in dir nicht den pomadigen Aristokraten sehen, der sich vom gemeinen Volk distanziert.“
    Er breitete eine Serviette auf der Bettdecke aus, schenkte Suse eine Tasse Tee ein und hob bedauernd die Hände. „Kaffee gibt es erst morgen wieder für dich. Sorry.“
    Als Trostpflaster servierte er Rührei und noch warme Scones, Kuchen und frische Früchte, die er ihr mit bemerkenswerter Ausdauer reichte. Es bereitete ihm offensichtliches Vergnügen, ihr die besten Bissen auszusuchen und mundgerecht an die Lippen zu halten.
    „Warum kann ich nicht mit dieser Erdbeere tauschen?“, murmelte er angesäuert und zog die süße Frucht behutsam durch die Schüssel mit Sahne, um sie Suse anzubieten.
    Sie biss mit geschlossenen Augen ein Stück ab und seufzte genüsslich, während sie sich den köstlichen Geschmack auf der Zunge zergehen ließ. Dabei entging ihr, wie Matthias die Zähne zusammenbiss und sich zwingen musste, um nicht vor Verlangen aufzustöhnen. Er rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her und zupfte verlegen an seiner Hose. Als Suse die Lippen leicht öffnete, war es jedoch nicht der Rest der Erdbeere, der den Weg in ihren Mund fand, sondern seine hungrige Zunge, die ihre

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