... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
nicht, dass du mich trägst“, murmelte sie. „Das ist peinlich. Ich kann laufen.“
„Natürlich kannst du das“, versicherte er ihr ebenso leise und drückte seine Lippen auf ihren Scheitel.
„I ch bin heilfroh, dass du mich gefunden hast.“
„Mmmh.“ Er räusperte sich mehrmals. „Ich auch.“
„ Großer Gott, ist er nicht ein Bild von einem Mann?“, fragte sie niemanden Besonderen. „So stark und mutig. Und dieser Duft.“ Sie schnupperte an seinem Hals. „Ich hatte Angst, dich nie mehr wieder zu sehen und zu hören. Dich nie mehr anfassen zu können.“
„Es ist vorbei“, flüsterte er und seine Stimme klang noch immer ungewöhnlich heiser. Er hielt sie fest an sich gepresst und schien sie nie mehr loslassen zu können. Es würde eine Weile dauern, ehe er über die Angst hinwegkam, sie beinahe verloren zu haben.
Etwas Feuchtes lief ihre Wange hinab. Sie blinzelte hektisch, nur um verwundert festzustellen, dass ihre Augen trocken waren.
„Nicht , Matt’n. Bitte tu das nicht. Jetzt wird alles gut. Du hast mich ja gefunden. Ich gehe nie wieder weg, versprochen. Nie mehr.“
Sie schlang ihre Arme fester um den muskulösen Nacken des Grafen und hörte, wie er unzählige Stufen emporstieg. Das musste die Geheimtreppe sein, die zu ihren Zimmern führte. Er blieb kurz stehen und trat mit dem Fuß gegen eine Tür, die sich lautlos öffnete. Tageslicht strömte ihnen entgegen und blendete Suse. Sie presste die Lider fester aufeinander und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Wie lange war sie in dem unterirdischen Gang gefangen gewesen? Einen ganzen Tag? Oder bloß eine Stunde? Wer hatte gesagt, die Zeit hätte hier keine Macht, und damit Recht behalten? Was zählte schon ein Tag?
Was zählte , waren Matthias und sie. Und zwar in genau dieser Sekunde.
Vorsichtig legte er sie auf das Bett. Sie spürte, wie die Matratze unter ihr nachgab und sie zur Bettmitte rollte, als er sich neben sie legte. Behutsam zog er sie wieder an sich. Obwohl sie die Augen geschlossen h ielt, musste er wissen, dass sie nicht schlief. Doch das Donnerwetter, das sie zweifellos verdient hatte, blieb aus. Verunsichert hob sie ein Lid und blinzelte den Grafen an. Er suchte ihren Blick. Überstandenes Entsetzen, Verzweiflung und eine abgrundtiefe Erschöpfung las sie darin, und die Sehnsucht, bei ihr zu bleiben und von niemandem gestört zu werden.
„Du kannst es sicher gar nicht erwarten, mich anzuschreien, nicht wahr?“
„Da hast du verdammt Recht.“
„Verzeih mir.“
„Entschuldige.“
G leichzeitig stießen sie die Worte hervor. Dann schwiegen sie erneut.
„Was?“
„Wieso?“
Die unfreiwillige Komik der Situation lockte ein vorsichtiges Schmunzeln auf Suses blasse Lippen, während sich zwei Grübchen auf den Wangen des Grafen zeigten.
„Um ein Haar hätte ich dich verloren“, setzte er ihm Flüsterton hinzu.
Selbst jetzt noch kostete es ihn all seine Kraft , nicht laut loszubrüllen und um sich zu schlagen. Er hätte bei ihr sein sollen! Er hätte wissen müssen, dass dieser Bastard Callaghan etwas im Schilde führte. Überheblich, wie er war, hatte er einfach nicht damit gerechnet, dass Máirtín es wagen würde, sie anzurühren. Ausgerechnet Suse! Callaghan hatte genau gewusst, wie er ihn am wirkungsvollsten treffen und vernichten konnte.
„Es war nicht deine Schuld, Matt’n. Ich hätte auf dich hören sollen, als du mich davor gewarnt hast, mich mit Máirtín einzulassen. Aber ich dachte … er benahm sich ausgesprochen höflich und freundlich. Zuvorkommend. Bis heute.“
Er betrachtete sie, als hätte sie den Verstand verloren. Sie sah jetzt, dass seine Gesichtsfarbe nicht ungesund blass war, sondern ihm alles Blut aus dem Gesicht gewichen war. Seine Lippen waren noch immer kreideweiß und seine Haltung verriet eher überwältigende Erschöpfung als Zorn. Lieber Himmel, er hatte Angst gehabt. Mehr als nur Angst. Er war außer sich gewesen.
„Höflich? Freundlich? Máirtín ist zweifellos der schlimmste Schurke, der mir je begegnet ist, und Gefühle wie Freundlichkeit und Höflichkeit sind ihm vollkommen fremd. Verdammt! Verdammt, ich hätte mich mehr um dich kümmern müssen. Ich habe es Aodhagán versprochen. Warum nur habe ich dich alleingelassen?“
„Oh, ich bitte dich! Du kannst doch nicht immer bei mir sein. Das würde ich außerdem gar nicht ertragen“, versuchte sie sein unangebracht schlechtes Gewissen zu beruhigen. „Und ab und zu musst du sicher auch etwas arbeiten.“
„
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