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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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gelauscht? Es ist sternenklar. Und dazu das Mondlicht auf den Fischteichen. Als hätten die Feen den Weg zum Himmel beleuchtet. Ich liebe den Vollmond und seine Geschichten.“ Je länger sie plapperte, desto mehr kam sie sich wie ein Kind vor, das mit Milchbart und dem Finger noch im Sahnetopf eifrig seine Unschuld beteuerte. „Matt’n, ich habe mir eingebildet, es würde nicht sonderlich auffallen, wenn ich …“
    „Wenn was? Wenn du einfach ohne ein Wort verschwindest?“, vollendete er gereizt ihren Satz. „Wofür hältst du mich, Susanne?“
    Das wollte sie ihm nun lieber doch nicht sagen. Stattdessen trat sie näher an die Heizung unter dem Fenster und hielt ihre Hände darüber. Sie schaute hinaus in den Park, der in silbernes Licht getaucht war. Die sorgfältig beschnittenen Hecken und Sträucher warfen geheimnisvolle Schatten, die sich leicht bewegten. Und wenn ihr tatsächlich jemand gefolgt wäre? Obwohl Irland bis vor kurzem die niedrigste Mordrate in ganz Europa aufzuweisen hatte, bestätigten Ausnahmen immer wieder die Regel.
    „Wenn ich nicht irre, hast du dich ebenfalls den lieben langen Tag ziemlich rar gemacht. Warum sollte es dich also ausgerechnet jetzt stören, so dachte ich mir zumindest, wenn ich alleine einen Spaziergang unternehme?“
    „Ich … Suse, du weißt, ich habe eine ganze Menge zu tun und deswegen … Ich war lange nicht auf Sean Garraí und habe momentan wirklich wenig Zeit.“
    „Natürlich. Also, noch mal, Matt’n, es tut mir aufrichtig leid. Hätte ich geahnt, dass du auf mich wartest, hätte ich dir Bescheid gegeben. Ganz bestimmt.“
    Gott war offenbar gerade nicht im Dienst, denn es traf sie kein Blitzschlag . Es war eine glatte Lüge, das musste Matthias ebenfalls klar sein, etwas Tröstlicheres fiel ihr indes auf die Schnelle nicht ein.
    „Du hättest das Licht in der Bibliothek sehen müssen.“
    „Ach, das warst du?“, erwiderte sie erstaunt und mit einem herrlich unschuldigen Blick. „Arbeitest du etwa so spät abends noch?“
    „Seit der alte Graf tot ist, sind die Geschäftsbücher vernachlässigt worden. Ich gebe zu, es hat mich nie interessiert, ob die Güter Gewinn abwerfen. Sie haben es einfach getan, ohne dass ich mich großartig darum k ümmern musste. Jetzt dagegen ist der Verwalter über alle Berge und ich bin gezwungen, mich selbst …“
    Er unterbrach sich, als er beobachtete, wie Suse verstohlen ihre Hand vor den Mund hielt und ein Gähnen zu unterdrücken versuchte. „Ich langweile dich.“
    Im Gegenteil! hätte sie am liebsten ausgerufen und ihn gefragt, ob sie sich einen Moment zu ihm in die Bibliothek setzen durfte. Ir gendwie beschlich sie das Gefühl, als hätte er heute seinen redseligen Tag, und das wollte sie unbedingt ausnutzen, denn es gab fast nichts, was sie mehr liebte als ausdauernde Gespräche und schwatzhafte Mitmenschen.
    I m Unterbewusstsein und äußerst vage erinnerte sie sich an ein allmählich lästig werdendes Versprechen, das sie sich einst selbst gegeben hatte: Ignoriere ihn, geh ihm aus dem Weg und zeig um Himmels Willen keinerlei Interesse für ihn und seine persönlichen Angelegenheiten. Andererseits konnte es nicht schaden, Matthias nach dem Schrecken, den sie ihm mit ihrem Verschwinden eingejagt hatte, zu zeigen, dass sie das nicht wirklich beabsichtigt hatte.
    „Ich habe … ich war“, sie drehte sich um und zeigte irgendwohin in das Dunkel, wo sie den Hügel mit den Kreuzen und Steinsäulen vermutete, „dort . Dort oben, auf der Anhöhe. Es sind Gräber, nicht wahr?“
    „ Ich tippe auf Gedenksteine.“
    „Sehen ziemlich alt aus.“
    „Mmmh. Einige von ihnen sind tatsächlich uralt.“
    „ Ich konnte die Inschriften nicht entziffern. Deine Vorfahren?“, versuchte sie hartnäckig, ihn zum Reden zu bewegen.
    Er zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Wer weiß? Ich halte es eher für unwahrscheinlich, da lediglich die Familie meiner Mutter von rein keltischem Geblüt ist.“
    „Wow! Beeindruckend.“ Sie wackelte mit den Augenbrauen. „Doch, ernsthaft. Wie war noch mal ihr Name? Sie war keine Ó Briain, soviel habe ich mir gemerkt. Und dass sie aus einer Familie Braunhaariger stammt.“
    „Sie war eine Maguire. Oder irisch Mag Uidhir . Sie kam nicht aus dieser Gegend.“
    Eine Pause entstand, in der Matthias mit finsterer Miene vor sich hin brütete. Ob er an seine M utter dachte, die er nie kennengelernt hatte, weil sie bei seiner Geburt gestorben war? Sein Vater hatte in ihm ausschließlich den

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