Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
schuldig“, protestierte sie. „Überhebliches Miststück! Widerliches Ekelpaket!“
    Ihr brodelnder Zorn drohte überzukochen, als er hinter ihr her durch die Empfangshalle stolzierte und sie ihn aus den Augenwinkeln auf sich zukommen sah. Aber sie wich nicht ängstlich vor ihm zurück, wie er vermutlich gehofft hatte. Im Gegenteil: Ihr Körper spannte sich an, dann drehte sie sich blitzschnell einmal um die eigene Achse und stieß ihren Ellbogen in die felsenharten Muskeln seiner Magengrube.
    Sein Aufstöhnen, als er vornüber knickte wie ein gefällter Baum, war für sie eine Genugtuung, obwohl sie sich bei dieser Aktion unter Garantie den Arm gebrochen hatte. Doch die Freude über ihren Erfolg sollte noch nicht mal halb so viel wert gewesen sein wie der wilde Fluch, den der Graf ausstieß, als ihr spitzes Knie sein Kinn traf. Seine Zähne schlugen mit einem furchtbaren Krachen aufeinander, das Suse durch und durch ging. Er stürzte zu Boden.
    „Genug“, quetschte er hervor. Seine Zungenspitze tastete vorsichtig über jeden einzelnen seiner Zähne. Offenbar fehlte keiner. „Willst du mich umbringen?“
    Ächzend rappelte er sich hoch und kam gefährlich wankend auf die Beine. Er lehnte sich an die Wand und rang nach Atem, eine Hand mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen misshandelten Bauch gepresst.
    „Nun, diese Idee wäre in der Tat eine Überlegung wert. Wie hättest du es gern?“
    Benommen rieb er sich das Kinn. „Verdammt noch mal, von wem hast du das gelernt?“
    „Drei Mal darfst du raten, du Narr! Selbstverständlich habe ich Adrian gebeten, mir zu zeigen, wie ich mich gegen große, aufdringliche Männer verteidigen kann, was denn sonst!“
    „Diese Lektion wird ihm gewiss außerordentlichen Spaß bereitet haben“, fauchte er. „Ossi muss geahnt haben, für wen sie gedacht war.“
    „Ge-aaahnt? Adrian hatte seine Fehler, zugegeben, aber Dummheit gehörte weiß Gott nicht dazu. Er mag stumm gewesen sein, doch ganz bestimmt nicht blind und taub für das, was um ihn herum passierte. Er hat dich lange genug gekannt, um zu wissen, gegen wen ich mich zur Wehr setzen muss.“
    „Sagst du mir jetzt, wo du warst?“ Ein Blick in ihre feindselig blitzenden Augen genügte, um ihn zähneknirschend zu veranlassen, seiner Aufforderung ein halb verschlucktes „Bitte“ hinterher zu schicken.
    „Ich bin dir noch immer keine Rechenschaft schuldig, Alter.“
    „Susanne, bitte.“ Er wischte sich keuchend den Schweiß von der Stirn. „Versteh mich dieses eine Mal ausnahmsweise richtig. Ich …“
    Was? Na, was, Clausing? Womit willst du deine Sorge um sie erklären? Etwas in der Art vielleicht: Ich trage die Verantwortung für die Gäste in meinem Haus?
    Wenngleich sich dies nicht von der Hand weisen ließ, würde Suse ihn ohne Frage lynchen, wenn er sie wie ein kleines Kind behandelte.
    „Ich …“
    Ich bin vor Angst um dich fast wahnsinnig geworden?
    Das kam der Wahrheit noch wesentlich näher. Suse indes würde sich totlachen, wenn er ihr diese Schwäche offenbarte und sich damit verletzbar machte. Sie würde es ausnutzen, bis er auf dem Zahnfleisch vor ihr kroch und all seine Würde auf Nimmerwiedersehen den Bach runterging.
    Er betrachtete sie eine ganze Minute lang schweigend. Susanne konnte förmlich hören, wie ihm die Gedanken durch den Kopf schwirrten und ein heilloses Durcheinander darin anrichteten. Und in dieser Zeit fiel ihr auf, wie müde er wirkte. Der dunkle Schatten eines Bartes ließ sein kantiges Gesicht noch finsterer erscheinen. Seine Hände fuhren unruhig durch die Luft, öffneten sich und ballten sich wieder zu Fäusten, bis er sie schließlich in die Hosentaschen rammte. Und endlich begriff sie, was dieser Sturm im Wasserglas zu bedeuten hatte. Matt’n hatte sich Sorgen um sie gemacht! Die Erkenntnis traf sie unvermittelt wie ein tief hängender Ast. Er zeigte ihr seine Wut, weil er ihr seine Angst nicht zeigen wollte. Ungläubig und gepackt von Schuldgefühlen musterte sie den Hünen, der die Augen niederschlug, als befürchtete er, sie könnte darin lesen, was er für sie empfand.
    „Es ist dunkel. Du hättest dich verlaufen können“, murmelte er schließlich und wusste, noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, wie unendlich lahm sich diese Erklärung in ihren Ohren anhören musste.
    Denn Susanne Reichelt konnte das Gras wachsen hören. Und wie zur Bestätigung schaute sie auf und blickte ihn tadelnd an. Langsam, ganz langsam schüttelte sie den Kopf. Er wandte sich hastig

Weitere Kostenlose Bücher