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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Erben gesehen und nicht den Sohn, so hatte ihr Matthias vor langer Zeit erzählt. Dass aus ihm trotz allem ein einigermaßen brauchbarer Mensch geworden war, verdankte er demnach Máire und den Ó Briains. Und seiner eigenen Stärke.
    „In manche Säulen sind eigenartige Muster geritzt, Striche, lange und kurze, schräg und waagerecht, an beiden Seiten einer Kante.“
    „Das ist Ogham , eine Stabschrift“, erwiderte er zögernd. „In Irland wurden mehr als dreihundertfünfzig dieser Inschriften gefunden, die meisten bei uns im Süden.“
    Würde sie ihn wie bei allem, was er ihr erzählen wollte, sofort wieder unterbrechen? Würde sie ihn darauf hinweisen, dass sie gar nicht daran dachte , sich seine schlauen Erklärungen anzuhören? Aber er wartete vergeblich auf eine ihrer bissigen Erwiderungen. Stattdessen vernahm er ein interessiertes: „Ach?“, in das er sogar ohne Mühe so etwas wie eine Aufforderung zum Weiterreden hineininterpretieren konnte.
    „Hmhm“, machte sie dann noch einmal, denn sie hatte das Gefühl, dass er gebeten werden wollte , weiterzusprechen.
    Als er auch dann nicht reagierte, blickte Suse auf. Seine frappierend blauen Augen waren wachsam auf sie gerichtet. In diesen Augen, dunkel und geheimnisvoll wie die Nacht, glühte ein inneres Feuer, welches auf sie übersprang und sie entflammte, bis sie sich unbehaglich unter seinem Blick wand.
    „Nu n, worauf wartest du? Erzähl mir mehr davon. Ogham “, half sie ihm auf die Sprünge.
    „Ich dachte, du wärst vielleicht müde und wolltest zu Bett?“
    „Nein. Aber du willst wahrscheinlich noch arbeiten“, mutmaßte sie im Gegenzug.
    „Nein.“
    Unschlüssig standen sie sich gegenüber, bis er endlich das Schweigen brach. „Komm mit. Es ist nicht sehr gemütlich in der Halle. Und dir ist bestimmt kalt. Ich werde uns ein paar Reste vom Abendessen aus der Küche holen.“
    Oooh jaaa, Matthias Clausing war ein aufmerksamer Mensch. Einzigartig aufmerksam sogar, zuvorkommend und allzeit hilfsbereit. Gentleman, durch und durch. Und immer dann, wenn er sie mit diesen bewundernswerten Charaktereigenschaften überraschte, vergaß sie darüber beinahe seine andere Seite.
    Dann h ätte sie sogar eine gewisse Schwäche für ihn entdecken können.

10 . Kapitel
     
    Ein bis zum Rand vollgepacktes Tablett in der einen Hand streckte er einladend die andere aus und deutete auf die offen stehende Tür zur Bibliothek.
    „Nach dir , Matt’n.“ Suse fürchtete um ihr Abendessen, das gefährlich schwankte, und sprang zur Seite. „Diesen Raum hast du mir bisher vorenthalten. Dein Heiligtum?“
    „Hier halte ich mich am liebsten auf, in der Tat. Er ist nicht zum Vorzeigen gedacht. Und es ist vermutlich der einzige Ort, an dem ich schalten und walten kann, wie es mir gefällt.“
    „Ach ja? Find’ ich witzig. Ich dachte, dieser Palast gehört dir.“
    „Seit Jahren gebe ich mir die größte Mühe, Máire das beizubringen.“ Das Lächeln war seiner Stimme anzuhören. „Bislang ohne Erfolg. Du hast bereits am eigenen Leib erfahren, welch einnehmendes Wesen sie hat. Sie nimmt ihre Aufgabe als Haushälterin sehr ernst.“
    „Dem Ernst hat sich hier offenbar alles gemeine Volk verschrieben. War das eine Bedingung für ihre Einstellung oder bist du ein dermaßen gestrenger … Befehlshaber?“
    „Ich bin weder Sklavenhalter noch Befehlshaber, Susanne.“
    „Okay! Okay, musst nichts weiter sagen. Hab schon kapiert.“
    „Um ein derart großes Haus im Griff zu haben, muss Máire mitunter hart durchgreifen, das ist richtig. Immerhin leben auf Sean Garraí eine Menge Leute, die Unordnung schaffen könnten, wenn sie bloß dürften. Máire allerdings duldet nirgends ein liegen gelassenes Buch oder einen Schnipsel Papier, geschweige denn Staub oder ähnlich grässliche Dinge.“
    „Igitt, wi e grässlich.“ Suse schüttelte sich. „Wirklich grässlich so ein Ordnungsfimmel! Also hast du Máire kurzerhand aus diesem Zimmer verbannt, um nach Herzenslust rumschweinsen zu können?“ Sie nickte anerkennend. „So viel Arsch in der Hose hätte ich dir gar nicht zugetraut, alle Achtung, Clausing! Chaos, Müllberge und fette Staubflusen könnten dich mir sogar sympathisch machen. Zumindest ein wenig.“
    Sie verschluckte einen Aufschrei des Erstaunens, als sie hinter Clausings breitem Kreuz die holzgetäfelte Bibliothek betrat und er einen Schritt zur Seite ging, damit sie sich umsehen konnte. Es war ein sehr männlicher, behaglicher Raum, von majestätischer

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