Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
auf!“, fuhr sie ihn an. Ihre Stimme war hart und unerbittlich. „Bitte, Matt’n. Ich möchte nie wieder daran erinnert werden.“
    Seine langen Finger klapperten nervös auf der Tastatur herum. Er musste sich zügeln, um nicht mit der Faust darauf zu hämmern.
    „Gefällt mir gut. Ein PC würde einfach nicht passen. Deine Idee?“
    „Manchmal mache sogar ich etwas richtig“, konterte er gereizt.
    „Das w ürde ich nie in Abrede stellen. Ich wusste nur nicht, dass du einen Computer besitzt, das ist alles. Obwohl heutzutage wohl jeder so ’n Ding zu Hause stehen hat. In Rostock zumindest habe ich dich nie an einem arbeiten sehen“, sinnierte sie. „Oder … Da stehen sogar drei davon in Adrians Arbeitszimmer. Hast du die etwa auch genutzt? Immerhin bist du ziemlich oft dort zugange gewesen.“
    „D ie Anlage brauche ich nicht für das bisschen Rechnerei der Buchhaltung.“
    „Ich weiß, du verfügst über eine Menge durchaus bemerkenswerter Qualitäten. Aber ausgerechnet Kopfrechnen? In diesen Größenordnungen? Das sprengt doch wohl den Rahmen des Machbaren.“
    „Bemerkenswerte Qualitäten?“
    „Zum Beispiel als Hausmann“, ergänzte sie und wandte sich von ihm ab, bevor ihr Gesicht eine Signalfarbe annahm und er es bemerkte. So entging ihr, dass er mit seinen Gedanken ohnehin meilenweit von ihr entfernt war.
    „Ich hatte einen genialen Lehrer, der mir genügend Tricks für das Addieren und Multiplizieren selbst drei- und vierstelliger Zahlen beibrachte. Ohne Taschenrechner.“
    Während er den PC im Schreibtisch versenkte und sich die Wandpaneele schlossen, drehte Suse weiter ihre Runde im Zimmer.
    „Du hattest Privatlehrer?“, fragte sie ihn über die Schulter.
    „Auch. Das Rechnen jedoch hat mich Ossi gelehrt.“
    Einen Moment stand sie ganz still, dann wies sie auf das Foto von Matt’n und Adrian, das auf eine m Regal stand. „Du vermisst ihn.“
    „Jeden Tag .“
    „Ich habe ihn nie von einem anderen Freund reden gehört.“
    Dabei wusste sie genauso gut wie Matthias, dass Adrian ebenfalls Frithjof Peters und Angel Stojanow zu seinen Freunden gezählt hatte, dennoch vermieden sie es tunlichst, die Sprache auf die verhängnisvolle Freundschaft der Männer zu bringen. Zwischen den Dreien hatte eine Verbindung bestanden, deren Reichweite bis heute niemand von ihnen ermessen konnte.
    „Ich hätte mir zu keiner Zeit einen besseren Freund als Ossi vorstellen können.“
    „Das Foto ist gut gelungen. Hat das ein Profi geschossen?“
    „Selbstauslöser.“
    „Adrian hat es gehasst, fotografiert zu werden. Gerade mal, dass ich ihm eine Handvoll Bilder mit seinen Söhnen abbetteln konnte.“
    „Wem erzählst du das? Bereits als Kind hat er immer behauptet, er sähe sich auf Fotos nicht ähnlich.“
    „Ach? Wem dann?“
    „Ja. Wem dann. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich mir diese Frage gestellt habe.“
    Die Ernsthaftigkeit, mit der er ihre Worte wiederholte, erschreckte Suse. Hatte Matthias tatsächlich Zweifel an Adrians Identität gehabt?
    „Ich habe ihn sogar danach gefragt. Ossi indes stellte sich taub wie Gestein, wenngleich ich durchaus den Eindruck hatte, er wüsste eine Antwort. Irgendetwas von seiner Vergangenheit. Er muss sich an etwas erinnert haben, weil es einfach unmöglich ist, seine gesamte Kindheit zu vergessen! Sieh dir dieses Land an, lass dir seine Geschichten erzählen und dann sage mir, ob man so etwas einfach aus dem Gedächtnis streichen kann!“
    „Es fällt immer schwer, sich eingestehen zu müssen, dass der beste Freund Geheimnisse vor einem hatte. Es ist einfach ungerecht nach allem, was man miteinander geteilt hat, all die Jahre, all die Erlebnisse, Erfahrungen und gemeinsamen Erinnerungen.“
    Sie riss sich von Adrians Bild los und studierte das Kapitänsbild der „Heinrich“, von dem eine Kopie in einem ihrer Fotoalben klebte. „Was ist eigentlich aus dieser scheußlichen Badewanne geworden?“
    „Nach dem letzten Termin in der Werft haben wir sie in ein Billig-Flaggenland gebracht.“
    „Oh! Sie ist verkauft worden? Das wusste ich gar nicht.“
    „Es war nicht wichtig zu erwähnen.“
    „Nicht. Wichtig? Großer Gott, Matt’n, was redest du da? Sie war über Jahre dein Schiff! Dein Zuhause!“ Seine gleichgültig ausgesprochenen Worte riefen maßlose Verwunderung in Suse hervor. Sogar in ihr, die lediglich eine einzige Fahrt auf dem Kühlschiff mitgemacht hatte, weckte es Wehmut. „Die ‚Heinrich’ war dein Leben.“
    „ Ja sicher, aber

Weitere Kostenlose Bücher