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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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welch ein Leben? Welch ein Verlust! Doch nur einer von denen, die man leicht verschmerzen kann.“
    Sie wusste, was er damit sagen wollte, und schwieg.
    „Komm.“ Er winkte sie mit dem Zeigefinger zu sich. „Nimm Platz. Möchtest du etwas trinken?“
    „Alles, was wärmt und dreht, bloß keinen Vermouth.“ Sie registrierte, wie ihm schlagartig die Farbe aus dem Gesicht wich. Um seinen Mund zuckte es nervös. „Ach, Matt’n, bitte. Das war nicht so gemeint.“
    I hm war anzumerken, wie er mit sich rang, ob er ihr glauben sollte oder nicht.
    „Hast du vielleicht …“ Sie lachte schrill. „Blöde Frage! Natürlich hast du Whiskey. Den hattet ihr schon in Rostock stets auf Lager. Den besten für dich …“
    Und Adrian. Überall waren die Erinnerungen an ihn und quälten sie unaufhörlich. Warum konnte sie ihn nicht endlich loslassen? Seit einem Dreivierteljahr versuchte sie es vergebens.
    „Ich kann mir nicht helfen, aber ich bin total erfroren.“ Sie beobachtete Clausing beim Einschenken der goldgelben Flüssigkeit in zwei fein geschliffene Gläser. Er hielt eine kleine Karaffe in die Höhe und schaute Suse fragend an. Die zuckte mit der Achsel. „Was ist das?“
    „Wasser.“
    „Wasser? Glaubst du, der Sprit würde mich sonst umhauen?“
    „Ich weiß, du könntest mich unter den Tisch trinken, wenn du wolltest. Probiere es und du wirst feststellen, dass durch die Zugabe von weichem Wasser die Aroma- und Geschmacksstoffe verstärkt werden. Das Wasser schließt den Whiskey auf, heißt es.“
    „ Nun, wenn du das sagst“, zwitscherte sie, um nicht zu deutlich zu zeigen, wie beeindruckt sie von dem war, was er so beiläufig erklärte.
    Mit routinierten Bewegungen gab er wenige, genau abgemessene Tropfen aus der Karaffe in die Gläser und reichte Suse eins davon.
    „Und Waterford-Kristall kommt selbstverständlich aus der berühmtesten Glashütte in Irland. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie das alles zusammenhing mit Adrian und dir.“
    „ Fáilte go Éireann! “ Der Graf hob sein Glas und prostete Susanne zu. „ Agus sláinte .“
    „Auf deins!“ Sie nippte vorsichtig von dem Getränk, das sie zu Adrians Lebzeiten gemieden hatte wie der Teufel das Weihwasser.
    „ An t-uisce beatha , das Wasser des Lebens. Davon wird dir gleich warm. Möchtest du dir solange meine Jacke umhängen?“
    Und seine Aufmerksamkeit machte ihn trotz allem sympathisch!
    „Du weißt eine ganze Menge über irische Geschichte, habe ich so den Eindruck.“ Mit einem seligen Seufzer kuschelte sie sich in die flauschige Wolljacke und atmete verstohlen seinen Duft ein, der darin hing.
    „Das sollte dich nicht wundern , Wireless . Ich bin hier geboren und habe einen Teil meiner Kindheit auf Sean Garraí verbracht. Außerdem hatte ich gute Lehrer.“
    „Da von bin ich inzwischen überzeugt. Also dann, wie war das mit den Ogham -Zeichen?“
    Er lehnte sich entspannt in seinem Ledersessel zurück und streckte seine Beine von sich, gerade so als würde er sich auf eine längere Unterhaltung vorbereiten. Nachdenklich und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen ließ er den handwarmen Whiskey in seinem Glas kreisen. Dann leerte er es in einem Zug.
    Sie war schön! Die Wangen gerötet von der frischen Nachtluft, das blonde Haar vom Wind zerzaust, sah sie ihn erwartungsvoll an. Die Buchenscheite im Kamin knackten und Funken stiebten wie Sternschnuppen. Die Flammen der Kerzen spiegelten sich in ihren Augen wider und schienen ihr Haar lebendig werden zu lassen. Wie flüssiges Gold schimmernd ergoss es sich über ihre schmalen Schultern und bedeckte ihren Busen. Wer konnte dieser Verlockung widerstehen? Bei jeder anderen Frau hätte er zu diesem Zeitpunkt mit Bestimmtheit sagen können, wo dieser Abend enden würde.
    Bei jeder anderen.
    Nur nicht bei ihr.
    Denn Suse war nicht jede!
    Abrupt richtete er sich auf, um die verräterische Beule in seinem Schoß unauffällig abzudecken.
    „Die Schrift wurde nach dem keltischen Schriftgott Ogimos oder Ogma benannt. Er soll einer von den Tuatha de Danaan gewesen sein. Diese Erklärung fällt selbstverständlich ins Reich der Legenden. Aber ohne ein bisschen Spinnerei geht es natürlich bei den Iren nicht.“
    „Du magst keine Märchen?“
    „Ich bin Realist. Märchen sind was für Träumer.“
    „Hast du denn gar keine Träume?“
    „Um Himmels w illen, nein!“
    Das kam wie aus der Pistole geschossen, ohne jedes Zögern, ohne dass er auch bloß eine einzige Sekunde darüber hätte

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