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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Blüte in Suses Haar an ihren rechten Platz.
    „ Du wirst ihm gefallen. … Du wirst allen gefallen“, verbesserte sich Máire rasch und beugte sich vor, um übereifrig einen losen Faden aus einer Naht zu zupfen. „Es ist gut, wenn Ean dich begleitet. Er wird in dieser Nacht wie ein Schießhund auf dich aufpassen müssen.“
    Sie mieden beide auffällig das Thema Matthias Clausing. Mit rüden Worten hatte er sich wenige Tage zuvor über die Frage der Frauen mokiert, ob er zum Beltane -Fest ins Dorf gehen würde. Mit beinahe vierzig Jahren sei er zu alt für diesen albernen Kinderkram, hatte er verächtlich abgewunken. Dabei hatte er Suse mit süffisant in die Höhe gezogenen Brauen von Kopf bis Fuß taxiert, gerade so als wollte er sie daran erinnern, dass sie ebenfalls die dreißig überschritten hatte.
    Das sei einzig etwas für grüne Jungs, deren Hormonspiegel in dieser Nacht aus den Fugen geriet, hatte er schließlich gemotzt und war polternd davon gestiefelt. Was er damit meinte, hatte Suse zwar nicht ganz verstanden, als jedoch ihr Blick bei diesen Worten seiner grimmigen Miene begegnete, vermied sie es nachzufragen. Sie hatte die zurückliegenden Tage sehr angenehm ohne seine Anwesenheit verbracht. Warum sollte sie ausgerechnet heute nicht auf seine Nähe verzichten können?
    „Lass dir das Fest nicht durch trübe Gedanken vergällen. Es ist eine fröhliche Angelegenheit , den Beginn des Sommers zu feiern. Für Ärger wegen der unbedachten Worte eines Wirrkopfs ist keine Zeit in dieser Nacht. Beltane ist nur einmal im Jahr und die Wirklichkeit zählt an diesem Tag nicht.“
    „ Klingt vielversprechend.“
    „Das ist es auch. Und es liegt allein in deiner Hand, etwas daraus zu machen.“
    Máire küsste Susanne auf die Stirn und gab ihr kichernd einen Klaps auf das Hinterteil. Tatsächlich kam sich Suse plötzlich wieder wie ein junges Mädchen vor, unbekümmert und albern und aus einem undefinierbaren Grund regelrecht glücklich. Sie atmete tief durch. Oh ja, sie war aufgeregt. Und sie freute sich auf dieses Dorffest. Und sie würde mit keiner Silbe an diesen faden Schlappschwanz denken. Zu alt, ha! Von wegen, sie bestimmt nicht!
    „Geh schon. Slán anois !“
    Als sich Susanne mit einer schwungvollen Drehung verabschiedete und aus dem Zimmer wirbelte, seufzte Máire wehmütig. Was für ein schönes Paar die beiden doch abgeben würden! Warum bloß mussten sie sich immer gegenseitig das Leben schwer machen? Jammerschade, wie sie ihre kostbare Zeit vergeudeten. Aber so war die Jugend eben. Was sie verpasst hatten, würden sie erst später merken.
    Hoffentlich war es dann nicht zu spät.
     
    „Wohin so eilig?“
    Suse fuhr erschrocken herum, eine Hand auf ihr wild pochendes Herz gepresst. „Matt’n!“
    Der Graf lehnte an der Steinmauer neben den Ställen, hatte die Arme vor seiner breiten Brust verschränkt und lässig einen Fuß hinter den anderen gelegt. Obwohl er sich die größte Mühe gab, einen gelangweilten Eindruck zu erwecken, überfiel Suse die dunkle Ahnung, dass er sie bereits ungeduldig erwartet hatte.
    Was für ein ungewöhnlicher Mann er ist, fuhr es ihr durch den Kopf. Mit den eng anliegenden Wildlederhosen in den völlig verdreckten Reitstiefeln und der offenen Tweedjacke, die Haare zerzaust vom Wind und den Schatten eines Bartes um sein kantiges Kinn, und nicht zuletzt mit dem goldenen Ring in seinem Ohr hätte er heute einem Piraten alle Ehre gemacht.
    Das rabenschwarze Haar verdankt e er sicherlich den Milesiern, die der Legende nach aus Spanien gekommen waren, nachdem sie von einem bis in den Himmel ragenden Turm die fremde Insel entdeckt hatten. Ean hatte ihr erzählt, die Milesier hätten zum keltischen Volksstamm der Gälen gehört, die um sechshundert vor Christus mit der letzten Einwanderungswelle die Eisenzeit auf die Insel gebracht hatten. Oder fand sich unter den Vorfahren des Grafen gar ein spanischer Soldat? Nachdem die Engländer Kleinholz aus der Armada gemacht hatten, flüchteten viele nach Irland und wurden hier sesshaft.
    Wieso sprach eigentlich jeder von seiner Ähnlichkeit mit einem Engländer? Möglicherweise war sein Vater sogar irischer, als Matthias vermutete. Seine Augen zumindest erstrahlten in dem märchenhaft leuchtenden Blau der Iren, ebenso erinnerte der hoch gewachsene, muskulöse Körper an einen gälischen Krieger. (So zumindest hatte sich Suse immer einen vorgestellt.) Er wirkte rau und stark. Wild und geheimnisvoll. Anziehend.
    Allerdings schien

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