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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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mehr daran erinnern können. Und das war zweifellos das Beste für alle Beteiligten.
    Sie hatte ihre Kleidung an diesem Morgen mit besonderer Sorgfalt ausgesucht. Selbstverständlich hatte das nicht das Geringste mit dem Grafen zu tun! Immerhin war heute Feiertag. Zu einer dunkelgrünen Wildlederhose trug sie eine cremefarbene Bluse mit verspieltem Spitzenkragen. Zum bestimmt hundertsten Mal betrachtete sie sich in dem mannshohen Kristallspiegel. Ihre Haare hatte sie eine Viertelstunde lang gebürstet, bis sie knisterten und wie Gold in der Sonne glänzten, und dann mit einem Lederband im Nacken zusammengefasst.
    Nach einer ausgiebigen Toilette und der Verwendung von reichlich Farbe aus ihrem Malkasten waren auch die letzten verräterischen Spuren der vergangenen Nacht beseitigt. Niemand sollte ihr die Tränenbäche ansehen, die sich über ihr Kopfkissen ergossen hatten. Seinetwegen!
    Sie nickte sich aufmunternd zu und öffnete leise die Tür. Selbst ein Frühaufsteher wie Matthias Clausing würde heute ein paar Stunden länger als üblich benötigen , wieder ein Mensch zu werden. Und sie wollte um jeden Preis vermeiden, ihn zu wecken, sondern bereits zu ihrem morgendlichen Spaziergang unterwegs sein, um ihm zumindest bis zum Mittagessen nicht zu begegnen.
    Sie spähte über den Flur – alles ruhig, perfekt! – und schlich auf Zehenspitzen, die Schuhe in der Hand, die Galerie entlang, wachsam die Tür zu den Zimmern des Grafen im Auge behaltend. Als sich nichts und niemand auf dem Gang regte, sauste sie mit einem erleichterten Aufatmen die Treppe hinab.
    Aus der Küche hörte sie das Klappern von Geschirr. Es duftete verführerisch nach frischem Kaffee und Gebäck und Suse lief das Wasser im Mund zusammen, während sie ins Frühstückszimmer huschte.
    Mit einem Ruck kam sie zum Stehen und hielt den Atem an. Ihre Schuhe landeten mit einem dumpfen Klatschen auf dem Parkettboden. Sie schien es nicht zu bemerken, derart überrascht war sie von dem, was sie da sah.
    Typi sch, dachte sie empört und musterte ihr Gegenüber mit zusammengekniffenen Augen. Anders als normale Menschen schien dieser Mann einfach keinen Schlaf zu benötigen!
    Matthias schaute von seinem Teller auf und beehrte sie mit einem blendend weißen Lächeln.
    Und selbstverständlich sah er gena uso frisch aus wie jeden Morgen!
    Das Strahlen auf seinem eindrucksvollen Gesicht verschwand rasch wieder. Verlegen, als würde er die Geschehnisse der vergangenen Nacht bereuen, senkte er den Kopf.
    „Guten Morgen, Susanne“, sagte er knapp. Dann wandte er den Blick ab und griff über den Tisch nach der Kanne. „Kaffee für dich?“, fragte er , ohne aufzuschauen.
    Verwirrung überkam sie. Das aufgeregte Flattern in ihrem Magen wurde zu einer schmerzhaften Verkrampfung. Mit eiserner Disziplin wahrte er seine vornehme Zurückhaltung – nach allem, was zwischen ihnen geschehen war! Hölle und Verdammnis über ihn! Was hatte sie getan, dass er ihr nicht einmal mehr in die Augen sehen konnte?
    Sie wusste, was das zu bedeuten hatte.
    Er konnte sich an jedes einzelne Wort erinnern, dass sie vor wenigen Stunden gewechselt hatten. Und es war ihm bitterer Ernst mit seinem Rückzug!
    Haarg enau das war es doch, was sie gehofft hatte. Hatte sie sich nicht selber vorgenommen, den Abstand zu ihm zu vergrößern? Seit Jahren arbeitete sie daran. Warum störte sie sich jetzt an seinem Entgegenkommen, sie die vergangene Nacht vergessen zu lassen?
    Als sie nichts auf seine Frage erwiderte und ebenso wenig Anstalten machte, sich zu ihm zu setzen, hob er den Kopf. Ihre Miene musste ihre Enttäuschung über seine kühle Begrüßung verraten haben. Er stellte die Kaffeekanne auf den Tisch zurück und schaute sie an.
    „Wie hast du … w ie … wie geht es dir?“, erkundigte er sich mit sanfter Stimme und tausend andere Fragen standen auf seinem Gesicht geschrieben.
    Sie wandte sich mit einem so verletzten Blick um, dass er zusammenzuckte. Als hätte sie Angst, er würde sie berühren, wich sie einen Schritt zurück und griff nach der Stuhllehne.
    „Du brauchst nicht nach einer deiner üblicherweise billigen Entschuldigungen suchen, Matt’n“, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. Sie war stolz, wie gelassen es klang. Echt cool. „Ich weiß, dass es nichts zu bedeuten hatte.“
    „Susanne, es tut mir leid.“
    „Es tut dir leid?“, wiederholte sie, wie vom Donner gerührt. „Es tut dir leid, du verdammter Mistkerl? Das hätte ich mir eigentlich denken müssen!“
    „Es

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