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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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keinen Stuß, Jeeves.«
    »Nein, Sir.«
    Ich grübelte, denn die Sache ging mir nahe.
    »Jedenfalls müssen wir heute noch nach Brinkley Court fahren. Tante Dahlia ist offensichtlich völlig aus dem Häuschen, und da muß ich ihr beistehen. Am besten packen Sie jetzt gleich und nehmen dann den 12.45 Uhr mit dem Gepäck. Ich habe eine Verabredung zum Mittagessen und komme im Auto nach.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Ich grübelte noch ein bißchen.
    »Ich kann das gar nicht fassen, Jeeves.«
    »Nein, Sir.«
    »Es ist wirklich erschütternd. Angela und Tuppy … Nein, so was! Dabei hingen die beiden doch aneinander wie die Tapete an der Wand. Da faßt einen der Menschheit ganzer Jammer an, Jeeves.«
    »Jawohl, Sir.«
    »So ist das aber nun mal.«
    »Zweifellos, Sir.«
    »Was soll’s. Lassen Sie mir bitte ein Bad ein.«
    »Sehr wohl, Sir.«

7
    Während ich an diesem Nachmittag in meinem Zweisitzer in Richtung Brinkley fuhr, sinnierte ich ausgiebig vor mich hin. Die Nachricht von dem Zerwürfnis oder auch Hader zwischen Angela und Tuppy war mir richtig an die Nieren gegangen.
    Sie müssen nämlich wissen, daß ich der zu erwartenden Verbindung der beiden stets mit größtem Wohlwollen gegenübergestanden hatte. Wenn ein Bekannter beabsichtigt, ein Mädchen zu heiraten, das man ebenfalls kennt, dann passiert es ja oft, daß man zweifelnd die Stirn runzelt und nachdenklich an der Unterlippe nagt, weil man denkt, man sollte ihn oder sie oder auch beide warnen, bevor es zu spät ist.
    Im Falle von Angela und Tuppy habe ich dergleichen aber nie gedacht. Tuppy ist ein ganz patenter Kerl, wenn er nicht gerade irgendwelchen Blödsinn macht. Und Angela ist auch ein ganz patenter Kerl. Und soweit es Harmonie und Eintracht betrifft, hätte man die Situation nicht treffender charakterisieren können als mit »zwei Herzen und ein Schlag«.
    Gewiß, die beiden haben sich auch mal in die Wolle gekriegt. Ich denke da besonders an den Tag, als Tuppy mit etwas, das er als schonungslose Offenheit bezeichnete, das ich aber eher hellen Wahnsinn nennen würde, seiner Angela eröffnete, mit ihrem neuen Hut sähe sie aus wie ein Langhaardackel. Aber auch in der schönsten Romanze gibt es mal Stunk, und ich hatte geglaubt, daß er aus diesem Zwischenfall gelernt hätte und daß das Leben für die beiden von da an eitel Sonnenschein sein würde.
    Und nun dieser Abbruch der diplomatischen Beziehungen aus heiterem Himmel.
    Ich ließ den Woosterschen Scharfsinn mit voller Kraft arbeiten, aber ich kam und kam nicht dahinter, was diesen Ausbruch von Feindseligkeiten verursacht haben könnte. Deshalb trat ich mit aller Macht aufs Gas, um so schnell wie möglich zu Tante Dahlia zu kommen und mich an Ort und Stelle über die Hintergründe zu informieren. Und da alle sechs Zylinder einwandfrei arbeiteten, kam ich gut voran und traf rechtzeitig in dem Augenblick bei der alten Anverwandten ein, als man die Cocktails herumreichte.
    Sie schien froh zu sein, daß ich gekommen war. Sie sagte sogar wörtlich, daß sie sich freue – was keine andere meiner Tanten je über die Lippen gebracht hätte. Die übliche Reaktion dieser lieben Muhmen ist vielmehr ein Aufschrei schrillen Entsetzens, wenn sie Bertram auf Besuch kommen sehen.
    »Schön, daß du da bist, Bertie«, sagte sie.
    »Du brauchst jetzt meinen Beistand, Tante Dahlia«, versetzte ich.
    Ich sah auf den ersten Blick, daß sie nach diesem Unglücksfall mit den Nerven zu Fuß war. Ihre sonst eher heitere Physiognomie war düster, und von einem fröhlichen Lächeln war keine Spur. Ich drückte ihr stumm die Hand, um anzudeuten, daß mein Herz für sie blutete.
    »Dumme Sache das, liebe Ahnfrau«, sagte ich. »Das ist dir bestimmt in die Knochen gefahren. Machst dir sicher Sorgen.«
    Sie schnaubte aufgeregt, wobei sie aussah wie eine Tante, die eine verdorbene Auster geschlürft hat.
    »Das kann man wohl sagen! Ich habe keine ruhige Minute gehabt, seit ich aus Cannes zurück bin. Seit ich meinen Fuß in dieses verdammte Haus gesetzt habe«, sagte Tante Dahlia, indem sie momentan in die herzhafte Redeweise der Reiter und Jäger verfiel, »ist einfach alles schiefgelaufen. Erst gab es diesen Zirkus wegen der Preisverleihung.«
    Hier hielt sie inne und sah mich an. »Eigentlich wollte ich ja wegen deines Verhaltens in dieser Sache ein offenes Wörtchen mit dir reden, Bertie«, sagte sie. »Ich hatte mir ein paar schöne Dinger zurechtgelegt. Aber da du dich so prompt hier eingefunden hast, laß ich dich noch mal

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