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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Nachrichten und Wetterbericht für die französische Riviera zunächst einmal beendet. Eine Minute später befanden wir uns draußen in freier Wildbahn; sie säuselte ein bißchen von der Landschaft, während ich mit »O ja, doch, gewiß« antwortete und dabei überlegte, wie ich es am besten anfangen sollte.

10
    Wieviel anders wäre doch alles gewesen, ging es mir durch den Kopf, wenn sie zu der Sorte von Mädchen gehört hätte, mit denen man gern stundenlang am Telefon plaudert oder Spritztouren im Auto unternimmt. In so einem Fall hätte ich einfach gesagt: »Hör mal«, und sie hätte gesagt: »Was denn?«, und ich hätte gesagt: »Du kennst doch Gussie Fink-Nottle«, und sie hätte gesagt »Ja«, und ich hätte gesagt: »Er ist in dich verliebt«, und dann hätte sie entweder gesagt: »Was, diese Pfeife? Selten so gelacht!« oder etwas leidenschaftlicher: »Ist ja toll! Erzähl weiter.« Ich meine, die Angelegenheit wäre dann in jedem Fall in weniger als einer Minute ausgestanden gewesen.
    Aber bei der Bassett durfte man nicht so rasant rangehen; dafür mußte man um so kräftiger in den Schmalztopf greifen. Als wir ins Freie kamen, hatte sich dank der energiesparenden Sommerzeit die Dämmerung noch immer nicht zur schwarzen Nacht gemausert. Ein Restchen Sonnenuntergang war noch in Betrieb. Die ersten Sterne kamen zum Vorschein, ein paar Fledermäuse machten Kapriolen, der Garten war erfüllt vom Duft dieser weißen Blumen, die erst gegen Ende des Tages ihr schweres Parfüm anlegen – kurz, an allen Ecken und Enden lispelte leise süßer Frieden, und die Dämmerung senkte süße Düfte heran, was auf die Bassett offensichtlich verheerende Auswirkungen hatte. Ihre Augen wurden immer größer, und ihr ganzes Gesicht wies so eindeutig alle Symptome einer erwachenden Seele auf, daß mir ganz mulmig wurde.
    Sie sah aus wie ein Mädchen, das aus dem Munde Bertram Woosters allerlei Schmus zu hören hofft.
    Unter diesen Umständen verlief die Konversation natürlich immer schleppender. Im Süßholzraspeln war ich noch nie besonders gut, und andere Mitglieder des Drohnen-Clubs haben mir bestätigt, daß es ihnen genauso geht. Pongo Twistleton hat mir zum Beispiel erzählt, er sei mal bei Mondschein mit einem Mädchen in einer Gondel gefahren und habe nur ein einziges Mal den Mund aufgemacht, um ihr die alte Schote von dem Mann zu erzählen, der im Schwimmen so gut war, daß sie ihn in Venedig zum Verkehrspolizisten gemacht haben.
    Kam nicht besonders gut an, sagte er mir, und es habe nicht lange gedauert, bis das Mädchen sagte, es sei ihr ein bißchen kühl und wie es mit der Rückfahrt wäre.
    Unsere Unterhaltung war also, wie gesagt, recht mühsam.
    Ich hatte zwar Gussie so großartig versprochen, dem Mädchen etwas von sehnsuchtsvollen Herzen vorzuschmachten, aber für so was braucht man schließlich ein Stichwort. Um so ärgerlicher war es deshalb für mich, als wir nach einem Weilchen an den See kamen und ich feststellen mußte, daß sie von den Sternen redete.
    Damit konnte ich überhaupt nichts anfangen.
    »Ach, sehen Sie mal«, sagte sie. Sie war so eine vom Typ »Achsehnsiemal«. Das war mir schon in Cannes aufgefallen, wo sie mit diesen Worten versucht hatte, meine Aufmerksamkeit auf so unterschiedliche Dinge wie eine französische Filmschauspielerin, eine provenzalische Tankstelle, den Sonnenuntergang über den Bergen, einen Postkartenverkäufer, das tiefe Blau des Mittelmeers und den ehemaligen Bürgermeister von New York in einer gestreiften Badehose zu lenken. »Ach, sehen Sie mal das süße Sternchen da oben – so ganz allein.«
    Ich sah, welches sie meinte, ein kleines Ding, das über einer Baumgruppe schläfrig vor sich hin blinzelte.
    »Ja«, sagte ich.
    »Ob es sich sehr einsam fühlt?«
    »Ach, das glaube ich nicht.«
    »Da hat sicherlich ein Englein geweint.«
    »Wie bitte?«
    »Erinnern Sie sich nicht an das Lied ›Immer wenn ein Englein weint, wird ein kleiner Stern geboren‹? Ist Ihnen dieser Gedanke noch nie gekommen?«
    Nein, er war mir noch nie gekommen, und ich hielt ihn auch für ziemlich unwahrscheinlich. Außerdem stand er im Widerspruch zu ihrer Behauptung, die Sterne seien des lieben Gottes Gänseblümchen. Ich meine, sie können doch nur das eine oder das andere sein, oder?
    Aber das war jetzt nicht die richtige Zeit für Kritteleien. Ich merkte, daß ich mich geirrt hatte, als ich dachte, die Sterne seien bei der Behandlung des anstehenden Problems nicht verwendbar. Sie gaben

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