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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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von deinem ›Na, Gussie‹. Du brauchst mich gar nicht so anzustarren. Du weißt genau, was ich meine. Diese verdammte Preisverleihung! Das war eine Hundsgemeinheit von dir, dich so heimlich, still und leise abzuseilen und die ganze Sache mir aufzuhalsen. Ich nehme da gar kein Blatt vor den Mund: Du bist ein Stinktier und ein Grottenolm.«
    Nun hatte ich mich zwar, wie oben dargelegt, auf meiner Fahrt hierher die meiste Zeit mit dem Fall Angela-Tuppy befaßt, aber ich hatte es deswegen doch nicht versäumt, die eine oder andere Überlegung darauf zu verwenden, was ich bei einem Zusammentreffen mit Gussie sagen würde. Mit einer vorübergehenden Verstimmtheit war ja zu rechnen gewesen, und wenn ein heikles Gespräch bevorsteht, hat Bertram Wooster immer gerne eine hieb- und stichfeste Geschichte parat.
    Deshalb konnte ich ihm jetzt mit mannhafter, entwaffnender Offenheit entgegentreten. Zugegeben: daß er so unvermittelt zur Sache gekommen war, hatte mich im ersten Augenblick ein wenig überrascht, denn unter dem Druck der jüngsten Ereignisse hatte ich die Angelegenheit mit der Preisverteilerei kurzfristig aus dem Blick verloren; aber ich erholte mich schnell und konnte ihm deshalb, wie gesagt, mit m. e. O. entgegentreten.
    »Aber mein lieber Freund«, sagte ich, »ich dachte, du hättest gemerkt, daß das ein wohlüberlegter Bestandteil meines Plans ist.«
    Darauf sagte er etwas über meine Pläne, das ich nicht ganz verstand.
    »Nein, wirklich. Mit Manipulation hat das gar nichts zu tun. Glaubst du etwa, ich hätte diese Preise nicht lieber selbst verteilt? Ich wüßte nicht, was ich lieber täte, wenn es nach mir ginge. Aber ich finde, daß es unter den gegebenen Umständen fairer und anständiger ist, dir den Vortritt zu lassen. Für dich ist das wichtiger als für mich. Freust du dich denn gar nicht darauf?«
    Er gebrauchte an dieser Stelle einen unfeinen Ausdruck, von dem ich gar nicht gedacht hätte, daß er ihn kannte. Daran kann man sehen, daß es möglich ist, sich auf dem Land zu vergraben und trotzdem seinen Wortschatz zu erweitern. Vermutlich schnappt man so was bei seinen Nachbarn auf – dem Pfarrer, dem Doktor, dem Milchmann und so weiter.
    »Menschenskind«, sagte ich, »begreifst du denn nicht, was das für dich bedeutet? Dein Ansehen wird schlagartig ins Himmelblaue wachsen. Du wirst da oben am Rednerpult stehen, eine stattliche, eindrucksvolle Erscheinung, der Held des Tages, der Gegenstand der allgemeinen Bewunderung. Madeline Bassett wird ganz weg sein. Du wirst ihr in einem ganz neuen Licht erscheinen.«
    »So?«
    »Garantiert. Sie kennt Augustus Fink-Nottle, den Freund aller Molche. Sie kennt auch Augustus Fink-Nottle, den Fußpfleger für Hunde. Aber Augustus Fink-Nottle, der Festredner – das haut sie vom Hocker, oder ich verstehe nichts von Frauenherzen. Ein Mann im Rampenlicht – so was macht die Mädchen schwach. Wenn dir jemals einer einen großen Gefallen getan hat, dann war ich das, als ich dir diese verlockende Aufgabe zugespielt habe.«
    Meine Beredsamkeit schien ihn zu beeindrucken. Das Gewitterleuchten hinter seiner Hornbrille erstarb, und statt dessen erschien wieder der vertraute Schellfischblick.
    »M-ja«, sagte er nachdenklich. »Hast du schon mal eine Ansprache gehalten, Bertie?«
    »Schon Dutzende von Malen. Es ist kinderleicht. Gar nichts dabei. Ich hab sogar mal vor einer Mädchenschule gesprochen.«
    »Und du warst nicht aufgeregt?«
    »Kein Stück.«
    »Wie bist du angekommen?«
    »Sie hingen mir an den Lippen. Ich habe sie in Bann geschlagen.«
    »Hat niemand mit faulen Eiern oder so was geworfen?«
    »Nie.«
    Er atmete tief auf und stand eine Weile stumm da, während er eine vorüberkriechende Schnecke betrachtete.
    »Na ja«, sagte er schließlich. »Vielleicht ist es ja wirklich halb so wild, und ich hab mich unnötig aufgeregt. Vielleicht irre ich mich, wenn ich mir das als den schrecklichsten der Schrecken vorstelle. Aber ich kann dir sagen: Die Aussicht auf diese Preisverleihung am Einunddreißigsten hat mir Alpträume verursacht. Ich habe weder schlafen noch denken noch essen können … Dabei fällt mir ein: Du hast mir die Bedeutung deines verschlüsselten Telegramms mit den Cornflakes und dem Schinken noch nicht erklärt.«
    »Das Telegramm war nicht verschlüsselt. Ich wollte nur, daß du die Finger vom Essen läßt, damit sie merkt, daß du verliebt bist.«
    Er lachte hohl.
    »Verstehe. Na, das habe ich ja auch gemacht.«
    »Ja, sehr schön. Mir ist das

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