Dann eben nicht, Jeeves
schon immer vorgestellt, die Sterne am Himmel seien des lieben Gottes Gänseblümchen.«
»Das hab ich mir noch nie vorgestellt.«
»Du vielleicht nicht, aber sie. Wenn du ihr das unterjubelst, dann wird sie garantiert denken, daß ihr zwei seelenverwandt seid.«
»Des lieben Gottes Gänseblümchen?«
»Des lieben Gottes Gänseblümchen. Und dann sagst du, daß die Dämmerung dich immer so traurig stimmt. Ich weiß, du willst jetzt sagen, das tut sie gar nicht, aber diesmal hat sie es gefälligst zu tun.«
»Warum?«
»Genau das wird sie dich auch fragen, und dann geht alles wie am Schnürchen. Du wirst ihr nämlich antworten, daß die Dämmerung dich traurig stimmt, weil du ein so einsames Leben führst. Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn du ihr einen typischen Abend bei dir zu Hause in Lincolnshire beschreiben würdest – wie du schweren Schrittes durch die Felder stapfst.«
»Ich sitze aber meistens drin und höre Radio.«
»Nein, das tust du nicht. Du stapfst schweren Schrittes durch die Felder und wünschst, du hättest jemand, den du lieben könntest. Und dann kommst du auf den Tag zu sprechen, an dem sie in dein Leben trat.«
»Wie eine Märchenfee.«
»Haargenau«, sagte ich lobend. Ich hätte nie gedacht, daß ihm so ein zündender Einfall je kommen würde. »Wie eine Märchenfee. Das hast du schön gesagt, Gussie.«
»Und dann?«
»Na, von da an ist es einfach. Du sagst, du möchtest ihr etwas gestehen, und dann packst du aus. Es kann gar nichts schiefgehen. An deiner Stelle würde ich das Ganze im Rosengarten abwickeln. Die Erfahrung lehrt, daß man zu so einem Zweck den Gegenstand seiner Liebe am besten in den Rosenhag geleitet, während das Abendglöcklein von ferne tönt. Außerdem rate ich dir, vorher ein paar zu nippen.«
»Zu nippen?«
»Hinter die Binde zu gießen.«
»Du meinst zu trinken? Aber ich trinke nie etwas.«
»Wie bitte?«
»Ich hab in meinem Leben noch keinen Tropfen Alkohol getrunken.«
Für einen Augenblick war ich, offen gestanden, ratlos. Nach allgemeiner Ansicht sollte man bei solchen Anlässen immer etwas Hochprozentiges im Leib haben.
Aber wenn es so war, wie er sagte, dann war da wohl nichts zu machen.
»Na, dann mußt du eben zusehen, wie du mit Brause zurechtkommst.«
»Ich trinke immer Orangensaft.«
»Meinetwegen Orangensaft. Aber mal im Vertrauen gefragt, Gussie, schmeckt dir denn dieses Gesöff?«
»Sehr sogar.«
»Bitte, wie du meinst. Nun laß uns die Sache noch mal durchgehen. Ich möchte mich vergewissern, daß du deine Rolle draufhast. Fang mal mit dem lispelnden süßen Frieden an.«
»Sterne sind des lieben Gottes Gänseblümchen.«
»Dämmerung stimmt dich immer traurig.«
»Weil ich einsames Leben führe.«
»Beschreibe typischen Abend.«
»Komme auf Tag zu sprechen, an dem sie in mein Leben trat.«
»Dann kommt das mit der Märchenfee. Sag, du möchtest ihr etwas gestehen. Seufze ein bißchen. Greif dir ihre Hand. Und dann gehst du in die vollen. In Ordnung.«
Da ich nunmehr überzeugt war, daß er seine Nummer beherrschte und daß aller Voraussicht nach das Weitere in geordneten Bahnen verlaufen würde, schwirrte ich jetzt ab in Richtung Haus.
Als ich im Salon eintraf und die Bassett so vor mir sah, merkte ich plötzlich, wie der Optimismus, mit dem ich in dieses Unternehmen eingestiegen war, allmählich nachließ. Indem ich sie mir näher betrachtete, wurde mir klar, worauf ich mich da eingelassen hatte. Bei dem Gedanken, mit diesem Plüschseelchen Spazierengehen zu sollen, wurde mir ganz flau im Magen. Ich mußte daran denken, wie oft mir in Cannes in ihrer Gesellschaft die Worte weggeblieben waren und wie ich mir gewünscht hatte, es käme ein freundlicher Rennwagenfahrer angebraust und beendete die peinliche Situation, indem er die Bassett mittschiffs rammte. Ich habe ja schon mehrfach erwähnt, daß ich dieses Mädchen nicht gerade als Wahlverwandte betrachtete.
Aber ein Wooster, ein Wort. Wir Woosters mögen mit den Zähnen knirschen, aber wir drücken uns nicht. Nur ein ungewöhnlich gut geschultes Ohr hätte das Zittern in meiner Stimme bemerkt, als ich sie fragte, ob sie für ein halbes Stündchen mit mir nach draußen kommen wollte.
»Schöner Abend«, sagte ich.
»Ja, wunderschön, nicht?«
»Wunderschön. Erinnert mich an Cannes.«
»Da waren die Abende auch immer wunderschön.«
»Wunderschön«, sagte ich.
»Wunderschön«, sagte die Bassett.
»Ganz wunderschön«, bestätigte ich.
Damit waren
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