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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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geworden waren. Wie Wasserlilien, falls Sie sich aus solchen Vergleichen was machen.
    »Kann ich Ihnen mein Taschentuch borgen?«
    »Nein, danke, ich hab mich schon wieder gefaßt.«
    Da ging es ihr besser als mir. Ich war ganz geschwächt von dieser Anstrengung. Ich weiß nicht, ob Sie so etwas auch immer so mitnimmt, aber jedesmal, wenn ich anfange zu sülzen, dann kribbelt es mich am ganzen Körper, der Schweiß bricht mir aus allen Poren, und ich geniere mich entsetzlich.
    Ich war mal bei meiner Tante Agatha in Hertfordshire auf Besuch und wurde dazu verdonnert, bei einer Art Wohltätigkeitsveranstaltung für in Not geratene Pfarrerstöchter in einem Theaterstück mitzuspielen und die Rolle von König Edward III. zu übernehmen, der von seiner Herzallerliebsten, der schönen Rosamunde, Abschied nimmt. Der Dialog – das weiß ich noch wie heute – war von dieser blumigen, mittelalterlichen Art, bei der die Leute aus ihren Gefühlen keinen Hehl machen, und ich könnte wetten, daß keine Pfarrerstochter jemals so in Not geraten ist wie ich bei diesem Stück. Als schließlich der Schlußpfiff ertönte, war ich buchstäblich in Schweiß gebadet.
    Und diesmal ging es mir ganz ähnlich. Bertram Wooster war total aufgelöst, als er sein Gegenüber erst schniefen und dann sprechen hörte und daraufhin die Ohren spitzte.
    »Bitte sagen Sie nichts mehr, Mr. Wooster.«
    Das hatte ich auch nicht vorgehabt.
    »Ich verstehe vollkommen.«
    Ich war froh, das zu hören.
    »Ja, ich verstehe. Es wäre töricht, so zu tun, als wüßte ich nicht, was Sie meinen. Schon in Cannes habe ich es geahnt, als Sie mich immer wieder stumm ansahen, während Ihre Blicke Bände sprachen.«
    Wenn ich von Angelas Hai ins Bein gebissen worden wäre, hätte ich nicht entsetzter zusammenzucken können. Ich hatte mich die ganze Zeit so intensiv auf Gussies Interessen konzentriert, daß mir nie der Gedanke gekommen war, man könnte meine Worte vielleicht auch anders und ganz falsch verstehen. Der Schweiß, der mir sowieso schon auf der Stirn stand, lief mir jetzt in wahren Sturzbächen übers Gesicht.
    Mein Schicksal hing nun von den Worten dieser Frau ab. Ich meine, es gab kein Zurück mehr. Wenn ein Mädchen glaubt, daß ein Mann ihr einen Antrag macht, und ihn daraufhin auf die Bewerberliste setzt, kann er ihr doch nicht einfach sagen, sie sei auf dem Holzweg und er habe nicht im Traum daran gedacht, ihr jemals etwas in dieser Preislage vorzuschlagen. Nein, jetzt mußte alles seinen Gang gehen. Aber bei dem Gedanken, mit einem Mädchen verlobt zu sein, das ganz freimütig davon sprach, daß jedesmal ein Engel geboren werde, wenn ein Stern sich schneuzt – oder war es umgekehrt? –, bei diesem Gedanken kam mir das Fracksausen.
    Sie redete immer weiter, und während ich zuhörte, ballte ich die Fäuste, bis die Knöchel unter der Anspannung vermutlich hellweiß hervortraten. Es war, als wollte sie nie zum entscheidenden Punkt kommen.
    »Ja, während der ganzen Zeit in Cannes wußte ich, was Sie mir sagen wollten. Frauen wissen so was immer. Und dann sind Sie mir hierher nachgereist, und als wir uns heute abend sahen, war in Ihren Augen wieder dieser stumme, sehnsuchtsvolle Blick. Und dann wollten Sie unbedingt mit mir einen Spaziergang in der Dämmerung machen. Und nun stammeln Sie so rührend. Nein, mich überrascht das gar nicht. Aber es tut mir leid …«
    Diese Worte wirkten wie einer von Jeeves’ Muntermachern. Mir war, als hätte ich gerade ein Glas mit Worcestersauce, Cayennepfeffer und einem Eigelb geleert – wobei ich nicht beschwören will, daß dies die einzigen Zutaten sind. Meine eben noch zugeschnürte Brust weitete sich wie eine schöne Blüte im Sonnenschein. Es war noch einmal gutgegangen. Mein Schutzengel hatte im entscheidenden Augenblick nicht geschlafen.
    »… es kann leider nicht sein.«
    Sie schwieg einen Moment.
    »Leider nicht«, wiederholte sie.
    Ich war mit meiner Erleichterung über meine Rettung in letzter Sekunde so beschäftigt gewesen, daß ich erst gar nicht daran dachte, man könnte von mir eine Stellungnahme erwarten.
    »Na, macht nichts«, sagte ich dann hastig.
    »Es tut mir sehr leid.«
    »Halb so schlimm.«
    »Ich kann gar nicht sagen, wie leid es mir tut.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken.«
    »Aber wir wollen Freunde bleiben.«
    »Na klar.«
    »Dann wollen wir jetzt nicht mehr davon reden. Das, was eben gewesen ist, soll ein süßes Geheimnis zwischen uns sein.«
    »Abgemacht.«
    »Wie etwas

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