Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse

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anscheinend von Gussie sprach – denn schließlich konnten ja nicht Scharen von Männern ihrem Hund an diesem Tag Dornen aus der Pfote entfernt haben; das Vieh war doch kein Nadelkissen – und daß Gussie, der eben noch so tief im Kurs gestanden hatte, daß er schon gar nicht mehr auf dem Heiratsmarkt gehandelt wurde, jetzt eine kolossale Hausse erlebte, da geriet ich in so lebhafte Bewegung und stieß ein derart durchdringendes »Juhuuu!« aus, daß die Bassett reichlich eine Handbreit vom Boden abhob.
    »Was sagten Sie?« fragte sie.
    »Ach, nichts«, sagte ich mit einer gutgelaunten Handbewegung. »Nichts. Mir ist nur eingefallen, daß ich heute abend dringend einen Brief schreiben muß. Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich jetzt zurück ins Haus gehen. Da«, sagte ich, »kommt gerade Gussie Fink-Nottle. Er wird Ihnen Gesellschaft leisten.«
    Während ich das sagte, kam Gussie hinter einem Baum hervor.
    Ich machte mich auf sachten Socken davon und überließ ihm das Feld. Soweit es diese beiden betraf, war zweifellos alles in schönster Ordnung. Gussie brauchte sich jetzt nur im Sattel zu halten, ohne zu fest die Sporen zu geben. Noch während ich in Richtung Haus tigerte, dachte ich bei mir, jetzt müsse das Happy-End schon in vollem Gang sein. Ich meine, wenn man gerade ein Mädchen und einen jungen Mann, die einem explizit ihre gegenseitige Liebe gestanden haben, auf Tuchfühlung miteinander in der Dämmerung zurückgelassen hat, dann bleibt einem eigentlich nichts mehr zu tun, außer eine Glückwunschkarte zu kaufen.
    Nach getaner Arbeit fand ich daher, daß ich mir jetzt im Rauchsalon einen genehmigen könnte.
    Und so lenkte ich meine Schritte dorthin.

11
    Die nötigen Ingredienzien für einen Drink fand ich ordentlich auf einem kleinen Tisch arrangiert, und es bedurfte nur weniger Handgriffe, um mir ein oder zwei Fingerbreit der Grundsubstanz einzugießen und ein bißchen was aus der Sodaflasche obendrauf zu spritzen. Dann zog ich mich in einen Sessel zurück, legte die Beine hoch und nuckelte genüßlich an meinem Glas wie Cäsar, nachdem er den Tencterern eins aufs Haupt gegeben hatte.
    Bei dem Gedanken, was sich da im Garten unter der Sterne holdem Schein abspielte, wurde mir richtig warm ums Herz. Auch wenn ich keinen Anlaß sah, von meiner Meinung abzugehen, daß Augustus Fink-Nottle von allen Rindviechern, die Mutter Natur hervorgebracht hatte, das einsame Spitzenprodukt war, so hatte ich den Mann doch gerne, wünschte ihm alles erdenklich Gute und freute mich so sehr über seine erfolgreiche Brautwerbung, als wäre ich es selbst, für den da der Himmel voller Baßgeigen hing.
    Den Gedanken, daß er zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon das Poussieren abgeschlossen hatte und zum Pläneschmieden für die Hochzeitsreise übergegangen war, fand ich richtig erbaulich.
    Natürlich könnte man sagen, daß eine Person wie die Bassett – Sie wissen ja: Sterne und Häschen und so – einen eher schwermütig hätte stimmen sollen. Aber in solchen Dingen gehen die Geschmäcker eben auseinander. Es mag ja sein, daß ein normaler Mann beim Anblick der Bassett instinktiv die Flucht ergreifen würde, aber auf Gussie wirkte sie anziehend, und damit mußte man sich abfinden.
    Aus diesen Gedanken wurde ich durch das Geräusch der sich öffnenden Tür aufgeschreckt. Irgend jemand kam herein und schlich sich wie ein Leopard zu dem Tischchen, und als ich an meinen Füßen vorbeischielte, sah ich, daß es Tuppy Glossop war.
    Bei seinem Anblick verspürte ich leichte Gewissensbisse, da mir einfiel, daß ich in der Aufregung um Gussies Tête-à-tête diesen anderen Kunden ganz vergessen hatte. So was passiert einem ja oft, wenn man zwei Sachen auf einmal machen will.
    Aber da Gussie inzwischen versorgt war, nahm ich mir vor, meine ungeteilte Aufmerksamkeit von Stund an dem Glossopschen Problemfall zuzuwenden. Es hatte mir sehr imponiert, wie gut er seine Rolle beim Abendessen gespielt hatte. Leicht war das nicht, kann ich Ihnen sagen, denn das Gesottene und Gebratene war Spitzenqualität gewesen, und insbesondere ein Gericht – nämlich die nonnettes de poulet Agnès Sorel – waren geeignet, auch den willensstärksten Mann schwach werden zu lassen. Er aber hatte darauf verzichtet wie ein professioneller Hungerkünstler, und ich war stolz auf ihn.
    »Ah, hallo, Tuppy«, sagte ich. »Du kommst wie gerufen.«
    Er drehte sich um, den Scotch in der Hand, und sein Gesicht war von den Entbehrungen deutlich gezeichnet.