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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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sein ganzer Lebensinhalt. Er ißt immer sechs oder sieben Mahlzeiten am Tag, und nachts ißt er noch weiter. Es ist ganz unvorstellbar.‹ Dann sagte deine Tante, sie fände das auch bemerkenswert, und es erinnere sie an eine Boa constrictor. Angela fragte, ob sie das nicht mit einer Python verwechsle. Und die ganze Zeit fuchtelte dein Onkel mit seiner verdammten Pistole herum, so daß man seines Lebens nicht mehr sicher war. Und da lag der Braten auf dem Tisch vor mir, aber ich konnte nicht dran. Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich vorhin sagte, ich sei durch die Hölle gegangen.«
    »Natürlich. Muß für dich sehr unangenehm gewesen sein.«
    »Nach einiger Zeit beendeten deine Tante und Angela ihre Diskussion, nachdem sie sich dafür entschieden hatten, daß ich sie an eine Python erinnerte. Bald darauf schlappten wir zurück in unsere Schlafzimmer, wobei Angela mich mit mütterlichem Ton ermahnte, die Treppe nicht zu schnell hinaufzusteigen. Nach sieben oder acht üppigen Mahlzeiten, sagte sie, müsse ein Mann mit meiner Figur sehr vorsichtig sein, daß er keinen Schlaganfall bekommt. Bei Hunden sei das genauso, sagte sie. Wenn die zuviel fressen und fett werden, dürften sie auch nicht die Treppe hinaufrennen, weil sie sonst anfangen zu hecheln und zu keuchen, und das sei schlecht für ihr Herz. Dann fragte sie deine Tante, ob sie sich noch an den Spaniel Ambrose erinnerte; und deine Tante sagte: ›Ach, der arme, alte Ambrose. Er war nie vom Abfalleimer wegzukriegen.‹ – ›Genau‹, sagte Angela. ›Also seien Sie vorsichtig, Mr. Glossop.‹ Und da behauptest du, sie liebte mich noch!«
    Ich tat mein Bestes, um ihm Mut zu machen.
    »Das sind doch nur kleine Neckereien.«
    »Kleine Neckereien, daß ich nicht lache! Ich bin bei ihr abgemeldet. Früher war ich mal ihr Schwarm, aber jetzt bin ich weniger als der Staub unter ihren Füßen. Sie hat sich in Cannes in diesen unbekannten Gigolo verknallt, und jetzt läuft da nichts mehr.«
    »Mein lieber Tuppy, diese Sache mit dem Gigolo in Cannes redest du dir doch nur ein. Das ist, wenn ich mal so sagen darf, eine fixe Idee.«
    »Eine was?«
    »Eine fixe Idee. Du weißt doch. Manchmal kriegt man so was. Mein Onkel Tom zum Beispiel, wenn er sich einbildet, alle, die der Polizei auch nur im entferntesten bekannt sind, lauerten ständig im Garten auf eine Gelegenheit, ins Haus einzubrechen. Du redest die ganze Zeit von einem Kerl in Cannes, und dabei gab es nie einen Kerl in Cannes. Ich will dir auch sagen, warum ich mir da so sicher bin. Während dieser zwei Monate an der Riviera waren Angela und ich nämlich fast unzertrennlich. Wenn da einer um sie herumscharwenzelt wäre, hätte ich das sofort spitzgekriegt.«
    Er richtete sich auf. Ich merkte, daß ihn das beeindruckt hatte.
    »So, mit dir war sie also die ganze Zeit in Cannes zusammen?«
    »Sie hat bestimmt mit niemand mehr als zwei Worte gewechselt, außer natürlich im überfüllten Speisesaal, um Konversation zu machen, oder wenn sie im Spielcasino ein paar belanglose Bemerkungen machte.«
    »Aha. Sonnenbaden und Mondscheinspaziergänge haben sich also nur in deiner Gesellschaft abgespielt?«
    »Stimmt. Im Hotel haben sie deswegen schon getuschelt.«
    »Das hat dir bestimmt Spaß gemacht.«
    »Sehr. Ich habe Angela schon immer gern gehabt.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Als Kind hat sie mich immer ihren kleinen Schatz genannt.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, ja.«
    »Ich verstehe.«
    In sich versunken saß er da, während ich, froh, ihn endlich beruhigt zu haben, meinen Morgentee trank. Kurz darauf ertönte von unten aus der Halle der Gong, und Tuppy sprang auf wie ein Schlachtroß beim Klang des Signalhorns.
    »Frühstück!« rief er und flitzte ab durch die Mitte, dieweil ich sinnend zurückblieb. Und je mehr ich sann, um so mehr fand ich, daß alles wie am Schnürchen lief. Es war offensichtlich, daß Tuppy trotz dieses peinlichen Zwischenfalls in der Speisekammer seine Angela noch immer liebte.
    Das bedeutete, daß ich damit rechnen konnte, mit Hilfe des vorhin erwähnten Plans zu einer dauerhaften Friedensregelung zu kommen. Und da ich außerdem einen Weg gefunden hatte, das Gussie-Bassett-Problem zu lösen, war ich jetzt aller meiner Sorgen enthoben.
    So war es denn ein unbeschwerter Bertram Wooster, der das Wort an Jeeves richtete, als er hereinkam, um das Tablett mit dem Tee abzuräumen.

13
    »Jeeves«, sagte ich.
    »Sir?«
    »Ich hatte gerade eine Unterredung mit unserm Freund Tuppy, Jeeves. Ist

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