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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Jeeves?«
    »Nein, Sir.«
    »Und vergessen Sie vor allem eins nicht – der springende Punkt ist nämlich der: Selbst wenn Gussie zu dem Ball gekommen wäre; selbst wenn dieses rote Trikot in Verbindung mit seiner Hornbrille dem Mädchen keinen Schock versetzt hätte; selbst wenn sie sich von dem Schock erholt hätte und er in der Lage gewesen wäre, mit ihr zu tanzen und zu plaudern; selbst dann wären Ihre Bemühungen für die Katz gewesen, denn Mephisto-Kostüm hin, Mephisto-Kostüm her, Augustus Fink-Nottle hätte sich doch nie im Leben getraut, um ihre Hand anzuhalten. Das Ergebnis wäre lediglich gewesen, daß er ihr diesen Vortrag über Molche ein paar Tage früher gehalten hätte. Und warum, Jeeves? Soll ich Ihnen sagen, warum?«
    »Ich bitte darum, Sir.«
    »Weil er den aussichtslosen Versuch unternommen hätte, mit nichts als Orangensaft im Magen auf die Balz zu gehen.«
    »Sir?«
    »Gussie ist ein gewohnheitsmäßiger Orangensafttrinker. Er trinkt nichts anderes.«
    »Das wußte ich nicht, Sir.«
    »Ich hab’s aus seinem eigenen Munde. Vielleicht ist es ein Erbschaden, vielleicht hat er ein Gelübde abgelegt, oder vielleicht schmeckt ihm das richtige Zeug auch nicht; auf jeden Fall hat Gussie Fink-Nottle sein Lebtag noch nicht einmal einen simplen Gin-Tonic gezwitschert. Und dann will er – dann will dieses Mondkalb, Jeeves – dann will dieser kopflose, bibbernde, pulverscheue Angsthase dem Mädchen, das er liebt, einen Heiratsantrag machen. Unter solchen Voraussetzungen! Da weiß man doch nicht, ob man lachen oder weinen soll, wie?«
    »Sie betrachten also Alkoholverzicht als ein Handicap, Sir, wenn ein junger Mann um eine junge Dame wirbt?«
    Diese Frage hätte ich von ihm nicht erwartet.
    »Ja, du lieber Himmel«, sagte ich verdutzt, »das wissen Sie doch ganz genau. Gebrauchen Sie doch mal Ihren Verstand, Jeeves. Bedenken Sie, was es heißt, um die Hand eines Mädchens anzuhalten. Es bedeutet, daß ein vernünftiger, besonnener Mensch Dinge von sich geben muß, die ihn, wenn er sie im Kino zu hören bekäme, veranlassen würden, zur Kasse zu sausen und sein Eintrittsgeld zurückzuverlangen. Normalerweise verstummt man bei so was vor Scham, oder man verliert den Kopf und fängt an, wirr zu faseln. Gussie, wie wir wissen, hat zum Beispiel angefangen, von Scheitelmolchen zu faseln.«
    »Von Kammolchen, Sir.«
    »Kamm oder Scheitel, das ist doch völlig Wurst. Worauf es ankommt, ist die Tatsache, daß er gefaselt hat und daß er wieder faseln wird, wenn er noch einen Versuch unternimmt. Es sei denn – und nun bitte ich Sie, mir gut zuzuhören, Jeeves – es sei denn, man unternähme unverzüglich geeignete Schritte. Nur mittels massiver Maßnahmen kann man diesem mickrigen, mutlosen Mondkalb den notwendigen Mumm in die Knochen praktizieren. Und aus diesem kühlen Grunde, Jeeves, werde ich mir morgen eine Flasche Gin organisieren und damit den Orangensaft, den er zum Mittagessen bekommt, anreichern.«
    »Sir?«
    Ich schnalzte unwillig mit der Zunge.
    »Jeeves«, sagte ich tadelnd, »ich habe mich früher schon einmal über die Art und Weise ausgelassen, wie Sie ›Nun, Sir‹ und ›Tatsächlich, Sir?‹ sagen. Ich möchte jetzt die Gelegenheit benutzen, um Sie darauf hinzuweisen, daß mir auch Ihr einfaches ›Sir?‹ mißfällt. Das klingt so, als hätte ich gerade etwas derart Absurdes geäußert, daß Ihnen ganz schwarz vor Augen wird. Im vorliegenden Fall gibt es überhaupt keinen Anlaß für so ein ›Sir?‹ Der Plan, den ich entwickelt habe, ist genau durchdacht und schlüssig, so daß Sie sich Ihr ›Sir?‹ schenken können. Oder etwa nicht?«
    »Nun, Sir …«
    »Jeeves!«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir. Das ist mir nur so herausgerutscht. Ich wollte sagen – da Sie mich nach meiner Meinung gefragt haben –, daß ich das von Ihnen dargelegte Vorgehen nicht für empfehlenswert halte.«
    »Nicht empfehlenswert? Ich verstehe nicht ganz, Jeeves.«
    »Meiner Ansicht nach birgt es gewisse Risiken, Sir. Es ist nicht immer leicht, den Effekt vorherzusehen, den Alkohol auf eine Person hat, die an solche Stimulanzien nicht gewöhnt ist. Mir sind Fälle bekannt, in denen es bei Papageien zu höchst unliebsamen Vorfällen gekommen ist.«
    »Papageien?«
    »Ich denke hier an eine Begebenheit in meinen jüngeren Jahren, Sir, bevor ich in Ihre Dienste trat. Ich war damals bei dem verewigten Lord Brancaster tätig, der einen Papagei besaß, an dem er sehr hing. Eines Tages erschien der Vogel etwas

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