Dann eben nicht, Jeeves
damit recht behalten.
Mit nichts als diesem läpprigen Orangensaft im Magen hatte Gussie sich im entscheidenden Moment als völliger Versager erwiesen. In einer Situation, in der er Worte glühender Leidenschaftlichkeit hätte finden müssen, die in Madeline Bassetts Herz gedrungen wären wie ein brennender Pfeil in ein Pfund Butter, da war ihm nichts, aber auch gar nichts eingefallen, was auch nur einen Hauch von Farbe in ihre blassen Wangen hätte steigen lassen. Statt dessen hatte er ihr einen sicherlich faktenreichen, aber leider völlig deplazierten Vortrag über Molche gehalten.
So ist einem romantisch veranlagten Mädchen nun mal nicht beizukommen. Deshalb war es notwendig, daß Augustus Fink-Nottle, bevor er sich wieder mit seinen Freiersfüßen auf den Weg machte, von den alten Hemmungen befreit und mit Mumm angereichert wurde. Nur ein voll einsatzfähiger, selbstbewußter Fink-Nottle durfte in der zweiten Runde gegen die Bassett antreten.
Das war die einzige Möglichkeit, wie sich die ›Morning Post‹ noch die zehn Shilling für den Abdruck der Verlobungsanzeige verdienen konnte.
Nachdem ich zu dieser Feststellung gekommen war, war der Rest ein Kinderspiel, und als Jeeves mir schließlich den Tee brachte, hatte ich alles schon bis ins Detail ausgearbeitet. Gerade wollte ich ihm meinen Plan auseinanderlegen – ich war sogar schon beim einleitenden »Übrigens, Jeeves« angelangt –, da wurde ich durch das Eintreten Tuppys unterbrochen.
Gebeugt kam er ins Zimmer geschlurft, und es schmerzte mich zu sehen, daß die Nachtruhe offenbar keine Besserung im Befinden dieses bedauernswerten Wracks gebracht hatte. Wenn ich’s mir recht überlege, sah er eher noch trübetümpeliger aus als bei unserer letzten Begegnung. Stellen Sie sich eine Bulldogge vor, der man erst einen Tritt in die Rippen gegeben und dann den Freßnapf weggenommen hat, und Sie haben ein exaktes Bild von Hildebrand Glossop, wie er nun vor mir stand.
»Traun fürwahr, Tuppy, alter Schwede«, sagte ich erschrocken, »du siehst ja aus wie Braunbier und Spucke.«
Jeeves glitt in seiner taktvollen Manier fast unbemerkt aus dem Zimmer, und ich lud die traurigen Überreste mit einer Handbewegung ein, sich zu setzen.
»Was ist denn mit dir?« fragte ich.
Er ließ sich aufs Bett sinken und saß eine Zeitlang stumm da, während er an der Bettdecke zupfte.
»Ich bin durch die Hölle gegangen, Bertie.«
»Wodurch?«
»Durch die Hölle.«
»Ach, die Hölle! Und wie bist du da hineingeraten?«
Wieder schwieg er und starrte aus umschatteten Augen vor sich hin. Als ich seinem Blick folgte, sah ich, daß er eine Fotografie betrachtete, die auf dem Kaminsims stand und meinen Onkel Tom in einer Art Freimaurerkostüm darstellte. Seit Jahren bemühe ich mich schon, Tante Dahlia dazu zu bewegen, sich für eine von zwei Möglichkeiten zu entscheiden, nämlich entweder dieses scheußliche Ding zu verbrennen oder es, wenn sie’s denn unbedingt aufheben will, in ein anderes Zimmer zu schaffen, wenn ich zu Besuch komme. Aber sie will nichts davon hören. Sie sagt, es täte mir gut. Es sei daraus die nützliche Lektion zu lernen, behauptet sie, daß das Leben auch seine Schattenseiten hat und daß wir nicht nur zu unserm Vergnügen hienieden wandeln.
»Dreh’s zur Wand, wenn du’s nicht sehen kannst, Tuppy«, sagte ich sanft.
»Bitte?«
»Ich meine dieses Foto von Onkel Tom als Kapellmeister.«
»Ich bin nicht hier, um über Fotos zu reden. Ich bin hier, weil ich Anteilnahme brauche.«
»Die sollst du auch haben. Wo fehlt’s denn? Wahrscheinlich liegt dir die Sache mit Angela im Magen, wie? Na, keine Sorge. Ich hab schon wieder ein Effeff-Plänchen, wie wir dieses Frauenzimmer zur Räson bringen. Ich garantiere dir, daß sie schluchzend an deine Brust sinken wird, noch ehe die Sonne untergeht.«
Er lachte heiser.
»Nie im Leben.«
»Doch, Tapsache, Tutty!«
»Wie bitte?«
»Ich meine ›Tatsache, Tuppy.‹ Ich werde dir sagen, wie ich’s anstelle. Als du hereinkamst, wollte ich’s gerade Jeeves erzählen. Interessiert es dich?«
»Deine bescheuerten Pläne interessieren mich kein bißchen. Pläne nützen gar nichts mehr. Sie hat sich in diesen andern Kerl verliebt, und jetzt kann sie mich nicht mehr ausstehen.«
»Blödsinn!«
»Das ist kein Blödsinn.«
»Glaub mir, Tuppy, ich kenne mich bei Frauen aus. Angela liebt dich immer noch.«
»Den Eindruck hatte ich aber nicht letzte Nacht in der Speisekammer.«
»Ach, du warst letzte Nacht
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