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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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genial, Sir.«
    »Wir Woosters sind eben genial, Jeeves, äußerst genial.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Übrigens weiß ich, wovon ich da rede. Ich habe diese Theorie getestet.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Jawohl, höchstpersönlich. Und sie funktioniert. Letzten Monat stand ich in Antibes an der Promenade und sah den Badenden zu, die sich im Wasser tummelten; ein junges Mädchen neben mir, das ich flüchtig kannte, deutete auf einmal auf einen jungen Mann in Badehosen und fragte mich, ob ich nicht auch fände, daß seine Beine so ungefähr die lächerlichsten Stelzen wären, mit denen je ein Mensch von der stiefmütterlichen Natur bedacht worden ist. Ich gab ihr recht und ließ mich über die Gehwerkzeuge dieses Vogels noch ein Weilchen in recht witziger und satirischer Weise aus, bis ich plötzlich merkte, daß um mich her ein Orkan tobte.
    Zunächst unterzog sie meine eigenen Gliedmaßen einer ätzenden Kritik und sagte, mit meinen Spargelbeinen sei ja auch kein Staat zu machen – womit sie nicht unrecht hatte –, und dann zog dieses Mädchen dermaßen über meine Manieren, Intelligenz, Charaktereigenschaften und über mein Aussehen her – ganz zu schweigen von der Art, wie ich Austern esse –, daß man zum Schluß von Bertram bestenfalls noch sagen konnte, er habe zumindest noch nie einen Mord begangen oder, soweit bekannt, ein Waisenhaus in Brand gesteckt. Weitere Nachforschungen ergaben, daß sie mit dem stelzenbeinigen Kerl verlobt war und sich am Tag zuvor mit ihm über die Frage gestritten hatte, ob sie die Pikdame vor der Pikzehn hätte ausspielen dürfen. An diesem Abend sah ich die beiden dann in trauter Zweisamkeit beim Essen. Ihr Zwist war offensichtlich vergessen, und sie zeigten alle Anzeichen von Verliebtheit. Da kann man mal sehen, Jeeves.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Bei meiner Base Angela rechne ich mit ganz ähnlichen Ergebnissen, wenn ich erst mal anfange, ihren Tuppy madig zu machen. Bis zum Mittagessen dürfte diese Zweierbeziehung wieder gekittet sein, und der Verlobungsring wird wie eh und je an ihrer Linken blitzen. Oder ist es die Rechte?«
    »Wohl kaum bis zum Mittagessen, Sir. Miss Angelas Zofe sagte mir, daß Miss Angela heute in den Morgenstunden mit ihrem Auto weggefahren ist und beabsichtigt, den Tag bei Freunden in der Nachbarschaft zu verbringen.«
    »Also dann meinetwegen eine halbe Stunde nach ihrer Rückkehr. Aber das sind doch Spitzfindigkeiten, Jeeves.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das entscheidende ist doch, daß in Kürze zwischen Angela und Tuppy mit Sicherheit alles wieder in Butter sein wird. Ist das nicht großartig, Jeeves?«
    »Doch, Sir.«
    »Wenn mir nämlich etwas gegen den Strich geht, dann sind es zwei Herzen, die nicht mehr im selben Takt schlagen.«
    »Das kann ich gut verstehen, Sir.«
    Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus und zündete mir eine neue an, um anzudeuten, daß Kapitel eins damit für mich beendet war.
    »Soviel von der Westfront, Jeeves: Wenden wir uns nun dem andern Schauplatz des Geschehens zu.«
    »Sir?«
    »Ich spreche in Bildern, Jeeves. Ich will damit sagen, daß wir uns nun um die Sache mit Gussie und Miss Bassett kümmern wollen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »In diesem Fall, Jeeves, sind massivere Maßnahmen vonnöten, denn wir müssen uns stets vor Augen halten, daß es sich bei Augustus Fink-Nottle um ein Mondkalb handelt.«
    »Es wäre vielleicht charmanter, Sir, von einer sensiblen Natur zu sprechen.«
    »Nein, Jeeves, er ist ein Mondkalb. Und bei Mondkälbern muß man energisch durchgreifen und die Zügel straff in die Hand nehmen. Mit Psychologie kommt man da nicht weit. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich muß doch daran erinnern, daß es ein Fehler von Ihnen war, diesem Fink-Nottle auf die psychologische Tour zu kommen. Das Ergebnis war denn auch ein Fiasko. Sie haben versucht, ihm dadurch auf die Beine zu helfen, daß Sie ihn in ein Mephisto-Kostüm gesteckt und zu einem Maskenball geschickt haben, weil Sie annahmen, ein rotes Trikot würde ihm Mut einflößen. Es war ein Schlag ins Wasser.«
    »Die Sache ist nie richtig getestet worden, Sir.«
    »Nein, weil er gar nicht zu diesem Ball gegangen ist. Und das bestätigt doch nur mein Argument. Ein Mann, der es fertigbringt, sich in ein Taxi zu setzen und zu einem Maskenball zu fahren, ohne je dort anzukommen, ist doch eindeutig ein Mondkalb, wie es im Buche steht. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden erlebt, der zu dämlich war, um zu einem Maskenball zu fahren. Sie etwa,

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