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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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tiefen Seufzer geantwortet hat. Dann sind sich ihre Blicke begegnet, so wie mein Blick damals dem des Zahnarzts begegnet ist, und plötzlich bekam er dieses flaue Gefühl in der Magengegend, und ihm wurde schwarz vor Augen, und dann hörte er sich von Molchen daherfaseln. Ja, psychologisch war mir alles klar.
    Nichtsdestotrotz konnte ich Gussie einen Vorwurf nicht ersparen. Als er merkte, daß die Molche zum alles beherrschenden Thema wurden, hätte er doch die Klappe halten sollen, selbst auf die Gefahr hin, daß er dann nur noch stumm herumgesessen hätte. Bei aller Konfusion hätte er wenigstens merken müssen, daß er sich mit diesem Gerede die Tour vermasselte. Wenn ein Mädchen sich in dem Glauben befindet, daß ein junger Mann ihr im nächsten Augenblick mit Worten glühender Leidenschaft sein Herz zu Füßen legen wird, dann sieht sie es nicht gern, wenn dieser auf einmal die Tagesordnung ändert und ihr statt dessen einen Vortrag über Schwanzlurche hält.
    »Dumme Sache, Jeeves.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und wie lange ging das so?«
    »Dem Vernehmen nach recht lange, Sir. Wie mir Mr. Fink-Nottle sagte, informierte er Miss Bassett umfassend nicht nur über den gemeinen Molch, sondern auch über Kammolche und lungenlose Molche. Er erläuterte ihr, daß Molche während der Fortpflanzungszeit im Wasser leben und sich von Kaulquappen, Insektenlarven und Krustentieren ernähren; daß sie sich später an Land begeben, wo sie Schnecken und Würmer fressen; und daß der neugeborene Molch federartige äußere Kiemen besitzt. Ferner wies er darauf hin, daß Molche sich von Salamandern durch die Form des Schwanzes unterscheiden, der bei ihnen flach ist, und daß bei den meisten Arten Zwitterbildungen zu verzeichnen sind; woraufhin die junge Dame sich erhob und erklärte, sie wolle jetzt lieber ins Haus zurückkehren.«
    »Und dann …«
    »Dann ging sie, Sir.«
    Ich stand da und grübelte. Mir wurde immer klarer, wie außerordentlich schwierig es war, diesem Gussie zu helfen. Antriebskraft und Pep näherten sich bei ihm auf gefährliche Weise der Nullgrenze. Da bugsierte man ihn mit unendlicher Mühe in eine Position, von der aus er nur noch einen Schritt nach vorn zu tun brauchte, aber anstatt nach vorne zu hechten, tolpatschte er irgendwohin zur Seite und verfehlte sein Ziel total.
    »Sehr schwierig, Jeeves.«
    »Jawohl, Sir.«
    Unter anderen Umständen hätte ich natürlich seine Meinung zu diesem Fall eingeholt. Aber nach dem, was sich da bezüglich Samtblazer abgespielt hatte, waren mir die Lippen versiegelt.
    »Ich muß mal gründlich darüber nachdenken.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Alles einer genauen Prüfung unterziehen und nach einer Lösung suchen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Also dann, gute Nacht, Jeeves.«
    »Gute Nacht, Sir.«
    Er verschwand von der Bildfläche, und zurück blieb ein in Gedanken verlorener Bertram Wooster, der reglos im Schatten stand. Es war schwer zu sagen, was man jetzt tun sollte.

12
    Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber wenn ich vor einem Problem stehe und momentan einfach nicht mehr weiterweiß, dann brauche ich oft nur eine Nacht darüber zu schlafen, bis mir was einfällt.
    Diesmal ging’s mir wieder so.
    Die Schlauberger, die sich von Berufs wegen mit so was beschäftigen, behaupten ja, das hätte was mit dem Unterbewußtsein zu tun, und da könnten sie schon recht haben. Ich wäre zwar von mir aus nie auf die Idee gekommen, ich könnte ein Unterbewußtsein haben, aber vermutlich besitze ich eins, ohne es zu wissen; und anscheinend hatte es auch diesmal im verborgenen gearbeitet, während der leibliche Bertram sein Nickerchen machte.
    Als ich nämlich am nächsten Morgen die Augen aufmachte, sah ich mit einemmal klar. Mir stand die Lösung deutlich vor Augen. Das gute alte Unterbewußtsein hatte ganze Arbeit geleistet, und nun wußte ich genau, was zu tun war, um aus Augustus Fink-Nottle einen leistungsstarken Romeo zu machen.
    Wenn ich Sie bitten dürfte, mir für einen Augenblick Ihre geschätzte Aufmerksamkeit zu schenken, dann rufen Sie sich doch noch einmal das Gespräch in Erinnerung, das ich am Vorabend mit ihm im Garten führte. Nicht die Sache mit dem lispelnden Frieden – die meine ich nicht –, sondern den Schlußteil. Haben Sie das? Dann werden Sie sich auch erinnern, wie ich den Kopf schüttelte, als er mir mitteilte, daß er niemals Alkohol anrühre, und wie ich dachte, daß er sich deswegen bei der Brautwerbung ziemlich schwertun werde.
    Wie man sieht, hatte ich

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