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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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„Ich mag dich sehr, sehr, sehr.“ Ich lächelte und küsste sie. Wir steuerten auf das Bett zu und zogen uns aus, was für einen Moment Stille sorgte. Zwei Roboter, die ihren Panzer ablegten. Plötzlich saß sie mit leicht gekrümmtem Rücken auf dem Bett, nur im Slip. Sie hatte einen blauen Fleck auf dem Oberschenkel. Irgendwie war sie viel zu nackt. Sie nahm meine Hand, zog mich unter ihre Decke undzog ihre Unterhose aus. Eigentlich war das eine große Sache. Dass ein anderer Mensch so etwas für mich tat. Und ich konnte mich nicht revanchieren. Auch ich zog meine Boxershorts aus, aber es lag keine Verletzlichkeit darin. Es war ein Angriff. Ich versank in ihr. Sie starrte mir in die Augen. Ich sah sie nicht einmal blinzeln. So lagen wir, ohne uns zu rühren. Ich konnte sie spüren, aber wir bewegten uns nicht. Ich auf ihr. Plötzlich atmete sie stoßweise, und ihr ganzer Körper begann zu beben. Sie starrte mich immer noch an.
    „Nick, wer bist du eigentlich?“, fragte sie nach einer Weile. Ich war immer noch in ihr.
    „Ich bin nicht so richtig wer“, antwortete ich.
    „Du bist süß.“
    Sie streichelte meinen Arm.
    „Willst du nicht heute Nacht hierbleiben?“, fragte sie.
    „Doch, klar“, antwortete ich. Ich zog mich aus ihr heraus und legte mich mit geschlossenen Augen neben sie. Aber ich konnte es einfach nicht. Nichts passierte. Ich spürte nichts. Ich weiß nicht, wie lange ich so dalag. Vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht anderthalb. Ich nahm meine Sachen mit aus dem Zimmer und zog mich erst draußen auf dem Flur an, dann hastete ich nach Hause.

Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das konsumiert, ohne zu produzieren.
Er gibt keine Milch, er legt keine Eier, er ist zu schwach, den Pflug zu ziehen, er läuft nicht schnell genug, um Kaninchen zu fangen. Und doch ist er Herr über alle Tiere.
    George Orwell, Farm der Tiere
    Liv und Mateus hatten sich an diesem Vormittag anscheinend selbst freigegeben, denn sie warteten zu Hause bei Liv auf mich. Ihre Eltern waren zum Glück nicht da. Mateus wollte sich später mit Cecilie treffen, um die ganze Nacht durchzuschreiben. Für Cecilie war es offenbar wichtig, die Nacht vor dem Abgabetermin durchzumachen, wie Mateus in einem verächtlichen Tonfall erzählte. Liv war im Großen und Ganzen fertig mit ihrer Aufgabe. Mateus rief mich an und fragte, ob ich nicht vorbeischauen wollte, aber als ich ankam, war mir klar, dass das Treffen eigentlich Livs Idee gewesen war.
    Sie sah von Mateus’ Laptop auf, der gerade hochfuhr. „Ich habe zu Hause ein bisschen nach den Monkeys gesucht, aber es kam nicht viel dabei heraus. Stattdessen habe ich nach radikalen Tierschutzorganisationen recherchiert, und die sind ziemlich gefährlich. Ich wollte nur sichergehen, dass du weißt, was du da tust.“
    „Das ist aber lieb von dir“, antwortete ich. „Dann geh mal auf www.globalmonkeys.nl .“
    „Wie furchtbar!“, entfuhr es ihr. Die Bilder, die ich bereits gesehen hatte, poppten erneut auf. Liv klickte sich eine Viertelstunde lang systematisch hindurch, während Mateus hin und wieder auf einen Link zeigte, den sie öffnen sollte. Dann markierte sie plötzlich den schwarzen Hintergrund und den lila Affenkopf auf der Vorderseite. Sie scrollte langsam nach unten.
    „Guck mal“, sagte sie dann und zeigte auf den Punkt, der in der Markierung zum Vorschein kam. Als sie mit der Maus darüberfuhr, verwandelte sich der Pfeil in eine Hand. Es war ein weiterer Link. Liv klickte, und eine neue Seite öffnete sich. Es war ein Bild von fünf Maskierten, die vor einem Schuppen standen. Zwischen ihren Beinen liefen Schweine herum, und auf die Wand des Schuppens hinter ihnen war das Logo der Monkeys gesprayt. Unter dem Bild stand:
    Government bastards, pieces of shit. You made it this far. But you’ve got nothing. Global Monkeys are setting a new world order.
    Auf der linken Seite konnte man verschiedene Länder anklicken. Dänemark war auch dabei. Liv klickte weiter.
    „Das da habe ich schon mal gesehen“, sagte ich und zeigte auf ein Gebäude, das mitten auf einem Acker lag. „Es ist eine Nerzfarm. In Tølløse.“
    „Schon wieder Tølløse?“, fragte Liv und blickte zum ersten Mal auf. „Solltet ihr da nicht … oder also, haben sich deine Mutter und der Schnauzbartmann da nicht ein Haus angesehen?“
    „Doch. Und da habe ich auch Mira und die anderen kennengelernt.“
    „Mira?“, sagte Mateus und grinste. „Da liegt also der Hund begraben? Hast du eine neue Dame

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