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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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ins Spiel gebracht?“
    Ich lächelte. Eigentlich war es mir egal, wenn sie das dachten.
    „Ach Quatsch, nein. Sie ist ganz süß und so, aber …“
    „Ist sie hübsch?“, bohrte Mateus weiter. Ich nickte.
    „Also wirklich – ihr bräuchtet mal ne kalte Dusche“, sagte Liv. „Kaum seht ihr ne Frau, schon läuft euch das Blut aus dem Kopf.“
    „In den Kopf“, korrigierte Mateus sie.
    „Nick, du musst wirklich aufpassen, wo du dich reinbegibst!“ Sie drehte sich auf ihrem Stuhl, so dass sie in meine Richtung gewandt saß. „Die Tierschutzorganisationen stehen auf der Liste der terroristischen Bedrohungen in den USA ganz weit oben.“
    „Liv, verdammt noch mal. Du hast dir doch auch gerade die Bilder mit den perversen Tierquälereien angesehen. Es gibt doch einen guten Grund dafür, etwas wildere Methoden anzuwenden als Sticker und solche Sachen.“
    „Ja ja.“ Sie betrachtete lange den Bildschirm.
    „Selbstjustiz, was?“ Sie sah mich an. Und lächelte.
    Als ich abends die Wohnung in Christianshavn betrat, umarmte Mira mich lange und fest. Es waren die kleinen Dinge, die den Unterschied machten. Ihre Wärme, das Gefühl ihrer Kurven an meinem Körper. Es fiel mir nicht leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich war kurz davor, sie zu küssen – und das konnte sie sehen. Ihre Augen strahlten. Und meine sicherlich auch.
    „Wir haben ein spontanes kleines Fest auf die Beine gestellt“, sagte sie und zog mich in die Wohnung. Wir versammelten uns um einen alten Sofatisch, und Anders holte ein paar Bier.
    „Astrein“, sagte Aske, als Anders die Biere auf den Tisch stellte. „Und warum bist du jetzt hier?“, sagte er an mich gewandt. Die anderen verstummten sofort.
    „Mir gefiel euer … Projekt“, antwortete ich.
    „Ach so, ja, du gehst ja aufs Gymnasium. Das hatte ich schon wieder ganz vergessen.“ Sein Gesicht verriet nicht, worauf er eigentlich hinauswollte.
    „Ich meine … eine Projektarbeit, das ist ja etwas, was man schreibt. Bist du deshalb hier? Um was zu schreiben?“
    „Nee“, sagte ich, und ausnahmsweise fehlten mir die Worte. Ich dachte nach.
    „Es klang so, als hättet ihr vor, wirklich etwas gegen all den Scheiß zu unternehmen. Gegen Tierquälerei. Aber auch gegen, ihr wisst schon, den Rest. Alles geht kaputt, und ich verschwende meine Zeit in einem Klassenzimmer.“
    Aske starrte mich einen kurzen Moment lang sehr eindringlich an.
    „Und deshalb hast du uns aufgesucht?“, fragte er.
    „Ich habe euch verdammt noch mal nicht aufgesucht. Ihr wart zur selben Zeit in Tølløse wie ich!“
    So ein Idiot!
    „Ich bin gekommen, weil ich euch helfen will, zum Teufel.“
    „Aha … ja, das ist ja auch in Ordnung“, sagte Aske und hustete in seine Hand, „aber wir nehmen natürlich nicht einfach so mir nichts, dir nichts neue Leute auf.“
    „Nein, das ist klar.“
    „Also. Erst musst du uns beweisen, dass du etwas taugst. Dass du verlässlich bist, okay?“
    „Natürlich bin ich verlässlich“, antwortete ich.
    Er stand auf und kam nach kurzer Zeit mit einem neuen Stapel Fotos zurück. Soweit ich erkennen konnte, war darauf lediglich ein Wohnhaus mit einer Hecke drum herum zu erkennen.
    „Das ist das Haus des Katzenschutzbundes auf Amager. Es ist von oben bis unten vollgestopft mit Katzen, die die Leute dort abgegeben haben.“
    „Okay. Und die sollen jetzt befreit werden, oder was?“
    „Was denkst du?“ Erneut wurden die anderen still.
    „Ich hasse die Idee von Haustieren. Es ist total erniedrigend,kastriert zu werden und zu verfetten, nur weil das so schön praktisch ist.“
    Aske nickte.
    „Aber was passiert mit den Katzen, wenn wir sie rauslassen?“ Ich musste an all die verwilderten Katzen auf dem Garnisonsfriedhof denken.
    „Viele von ihnen werden zurückkommen. Einige von ihnen werden zu Wildkatzen. Und ein paar werden sicher auch überfahren werden.“
    „Jetzt mal nicht gleich den Teufel an die Wand, Aske“, sagte Rudi.
    „Aber es ist doch wahr“, antwortete Aske. „Dasselbe passiert mit den Nerzen, die wir befreien. Sie verwüsten die Natur in der Umgebung und verhungern irgendwann, oder werden überfahren, oder was weiß ich. Aber so ist das nun mal. Unsere Aktionen sind nicht dazu gedacht, das Leiden der Tiere zu mindern.“ Er trank einen Schluck Bier. Die anderen schienen den Atem anzuhalten.
    „Also“, sagte er, „was ist für eine Katze am schlimmsten? In der Gefangenschaft zu sitzen und von Menschen abhängig zu sein, die ihr Essen bringen,

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