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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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Schlepptau?“ Liv schrie förmlich vor Lachen.
    Der Plan war nicht kompliziert. Wir würden ein Loch in den Zaun vom Haus des Katzenschutzbunds auf Amager schneiden, ein Fenster einwerfen, hineinklettern und die Katzen rauslassen. Dabei würden wir vermutlich irgendeinen Alarm auslösen,also war Eile angesagt. Nebenbei mussten wir auch noch unser Affenlogo hinterlassen. Ich bekam einen Rucksack mit einem Drahtschneider, einer Schablone und einer Spraydose mit lila Farbe. Außerdem lagen auch noch ein Pfefferspray, eine Taschenlampe, eine dicke Rolle Klebeband und ein Gummihammer darin.
    „Jetzt wird es ernst“, sagte Aske über den Tisch hinweg. Jede Faser meines Körpers war angespannt, und ich konnte nur schwer still sitzen.
    „Wir ziehen die Aktion durch, und dann informieren wir die Presse. Wir werden anfangen, Druck auf die Öffentlichkeit auszuüben und allen klarmachen, dass wir es ernst meinen! Und wenn die Medien unseren Namen ein paar Mal erwähnt haben, schlagen wir richtig zu.“
    Kurze Zeit später fuhren wir mit dem Lieferwagen los. Mira saß am Steuer, ich neben ihr, die anderen drei hinten. Auch sie schienen ziemlich angespannt.
    „Aske?“, fragte ich irgendwann durch das Fenster zur Ladefläche hindurch. „Was meintest du eigentlich vorhin mit ‚richtig zuschlagen‘?“
    „Ich meine, dass wir eine große Aktion starten, die den Blick der Leute auf die Welt ändern wird.“
    „Okay … das klingt natürlich super. Aber wie willst du das schaffen?“
    „Das ist eine Sache, die zwischen mir und dem HQ bleibt.“ Die Abkürzung sprach er englisch aus.
    „Dem Hauptquartier“, erklärte Mira, ohne ihren Blick von der Straße abzuwenden.
    „Danke für die Info“, sagte ich. „Das heißt, es gibt außer uns noch mehr Gruppen?“
    „Zellen“, korrigierte Aske.
    „Entschuldigt mal, aber gibt es da zufällig noch mehr, was ich wissen müsste?“ Allmählich fand ich sie fast so anstrengend, dass ich lieber etwas ganz anderes gemacht hätte.
    „Kein Grund zur Panik, Nick“, sagte Aske, „wenn wir heute fertig sind und du deinen Wert unter Beweis gestellt hast, erfährst du mehr.“
    Es regnete. Die Straßenlaternen erleuchteten den feinen Nieselregen, und die Straße glänzte und spiegelte Neonlichter und Ladenschilder, als wir durch die Innenstadt fuhren, und Lampen und Ampeln, als wir die Brücke überquerten und nach Amager kamen. Bis auf das Surren der Reifen auf dem Asphalt herrschte in der Fahrerkabine völlige Stille. Plötzlich parkte Mira am Straßenrand, und wir stiegen aus. Sie drückte mir eine Strumpfmaske in die Hand, die ich mir über den Kopf zog, sodass nur noch meine Augen zu sehen waren.
    Wir gingen zu einem Gebäude, das von einem zwei Meter hohen Drahtzaun umgrenzt wurde, der ganz oben von Stacheldraht gekrönt war. Rudi und Mira waren mit einem riesigen Bolzenschneider bewaffnet, und sobald sich Aske und Anders auf ihre Wachposten an den Straßenecken begeben hatten, legten sie los und schnitten ein Loch in den Zaun. Als das Loch gerade groß genug war, kroch ich hindurch. Plötzlich hörte ich ein Auto. Die Scheinwerfer erleuchteten den weißen Lieferwagen und streiften anschließend Rudi und Mira, doch der Wagen fuhr am Haus vorbei und verschwand in der Dunkelheit.
    Mira flüsterte irgendetwas, doch ich konnte sie nicht hören. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, das Fenster mit dem Klebeband abzukleben, damit es nicht zu sehr splitterte. Als ich mit dem Hammer dagegen schlug, gab es nicht unmittelbar nach, erst, als ich einen großen Stein vom Boden aufhob und ihn mit aller Wucht dagegen schmetterte, brach das Glas. Esmachte einen Riesenlärm, aber danach konnte ich durchgreifen und das Fenster von innen aufhebeln.
    Als der Kegel meiner Taschenlampe die Käfige traf, begannen die Katzen sofort zu miauen, ihre Laute kamen mir ohrenbetäubend vor.
    Als Erstes sprühte ich das Logo der Monkeys an die Wand, dann fing ich an, schnell und methodisch die Käfige zu öffnen. Ich hatte mir ausgemalt, dass sie sofort heraushüpfen und durch das Fenster in die Freiheit springen würden, aber sie blieben einfach nur sitzen.
    Ich konnte es kaum fassen. Die Freiheit war zum Greifen nahe. Nur zwei Sprünge entfernt sozusagen. Aber sie drehten ihr den Rücken zu. Dass die Aktion missglücken konnte, war eine Sache. Aber wenn sich die Bilder von den phlegmatischen Katzen in ganz Dänemark verbreiteten, würden wir uns komplett lächerlich machen.
    Ich packte eine der Katzen

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