Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
Vom Netzwerk:
im Nacken und setzte sie raus. Sie blieb bewegungslos vor ihrem Käfig sitzen. Also nahm ich stattdessen einen ganzen Käfig und öffnete ihn direkt über dem Fenster. So machte ich Stück für Stück weiter. Die Käfige waren wahnsinnig schwer, und viele der Katzen begannen zu fauchen, wenn ich die Käfige nahm und schüttelte. Eine Katze klammerte sich beharrlich an die Gitterstäbe, obwohl ich ihren Käfig auf den Kopf drehte, und machte aus Angst alles voll. Und dann rief Mira plötzlich:
    „Achtung, da kommt jemand!“
    Ich konnte sehen, wie die anderen davonrannten. Mira wartete auf mich.
    „Lauf!“, schrie ich. Sie zögerte, drehte sich um und sah mich entsetzt an.
    „Jetzt lauf schon, verdammt!“ Und diesmal tat sie es. Ichnahm noch ein paar Katzen und warf sie aus dem Fenster, dann sprang ich selbst hinterher. Ein schwarzes Auto fuhr langsam am Haus vorbei. Dann sah ich unseren Lieferwagen wegfahren. Der schwarze Wagen bremste, drei Männer stiegen aus und leuchteten auf das Grundstück. Schon nach zwei Sekunden hatten sie mich entdeckt.
    „Bleib, wo du bist!“, rief einer der Männer. „Die Polizei ist schon unterwegs.“ Sie schlossen in aller Ruhe das Tor auf und leuchteten mit einer riesigen Taschenlampe in meine Richtung.
    Ich zog meinen Pullover aus. Einer der Typen kam durch das Tor und ging auf mich zu. Der zweite versperrte das Loch, das Mira und Rudi in den Zaun geschnitten hatten, während der dritte im Tor stehen blieb.
    Ich rannte auf das Loch im Zaun zu, während ich meinen Pulli vor mich hielt. Knapp einen Meter, bevor ich den Zaun erreicht hatte, warf ich den Pullover über die Stacheln und sprang drüber. Meinen Pulli riss ich im Sprung mit und landete knapp anderthalb Meter hinter dem Typen, der das Loch bewachte. Und dann rannte ich los. Die Hand des Wachmanns streifte mein T-Shirt, fand aber keinen Halt, und ich bog von der Straße ab und brach durch eine Hecke in einen Garten. Plötzlich blitzten dutzende von Katzenaugen in der Dunkelheit auf, es sah wirklich unheimlich aus. Ich durchquerte noch drei bis vier weitere Gärten, ehe ich sicher war, dass ich den Wachmann abgehängt hatte. Dann zog ich meine Strumpfmaske vom Kopf und hastete zur nächsten Metrostation. Das Adrenalin pumpte wie wild durch meinen Körper, und nicht einmal der traurige Anblick meines durchlöcherten Pullovers konnte mir etwas anhaben. Ich war fucking invincible.

Earth first!
Direct action – no leaders – confront, stop & reverse the destruction of the earth.
    www.earthfirst.org.uk
    „Jetzt ist es deinen Freunden also tatsächlich gelungen, in die Presse zu kommen, was?“ Liv wedelte mit einem Ausdruck aus der Onlineausgabe der Berlingske . „Warst du auch dabei?“
    Am Sonntag gegen 11 Uhr war ich zu den Basketballplätzen gekommen und hatte darauf gebrannt, meine Geschichte vom Katzenschutzbund loszuwerden. Von meiner Heldenhaftigkeit zu erzählen. Meinen katzengleichen Reflexen. Meinem blitzschnellen Reaktionsvermögen.
    „Darüber darf ich leider nichts sagen“, kommentierte ich Livs Frage mit einem Lächeln, das so breit war wie eine Stretchlimo lang. Ich hatte Mira sofort angerufen, nachdem ich die Wachleute abgeschüttelt hatte.
    „ER HAT ES GESCHAFFT!“, hatte sie in den Lieferwagen hineingerufen und dann mit bebender Stimme erzählt, dass sie jetzt nach Hause fahren würden und wir uns besser eine Weile lang nicht sehen sollten. Denn die Polizei hatte die Angewohnheit, bestimmte Adressen besonders zu beobachten, wenn solche Sachen passierten. The Usual Suspects. Aske wollte kurz darauf in ein Internetcafé nach Østerbro fahren, um dort eine Pressemitteilung zu verfassen und loszuschicken.
    „Okay. Lass uns mal sehen, was hier steht.“ Liv setzte sich auf einen Betonpoller und las vor. Jetzt glich sie eher einer Abrissbirne als einem Morgenstern.
    Einbruch beim Katzenschutzverein
    Katzen auf Amager freigelassen. Tierschutzgruppe Global Monkeys bekennt sich zu der Aktion.
    Eine neue Gruppe radikaler Tierschützer, die sich Global Monkeys nennt, hat sich dazu bekannt, gestern Nacht in ein Haus des Katzenschutzbundes eingebrochen und dreißig der dort lebenden Katzen ausgesetzt zu haben. In ihrem Bekennerschreiben an die Presse bezeichnet die Gruppe ihre Tat als „ersten Schritt zur Befreiung der Erde vor den Übergriffen der Menschheit“. Bente Madsen, die ehrenamtlich für den Katzenschutzbund tätig ist, bezeichnet das als „blanken Unsinn“. „Die Katzen, die wir nicht wieder

Weitere Kostenlose Bücher