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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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Planung ist eine Sache zwischen mir und dem HQ.“
    Und ich nur so: talk to the hand, weil der Typ glaubt, er ist so geil, dass er mich sofort abschleppen kann. Also wisst ihr so total: Ist das nicht toll, du darfst mit Heath rummachen, ne? Aber …

Selbstjustiz ist in Dänemark nicht legal. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Rechtsstaaten, denn Selbstjustiz erschüttert die Rechtssicherheit in ihrem Fundament: dass nur die von Gesetzes wegen damit betrauten Personen Rechtsbrüche ahnden dürfen, die zuvor per Gesetz klar definiert wurden.
    wikipedia.dk
    Aktion? Die Ideen schwirrten wie wild in meinem Kopf herum, aber ich verwarf sie ziemlich schnell wieder. Die Banner an der Werft von Avedøre waren Sache von Greenpeace. Ich konnte mich an die Müllverbrennungsanlage ketten, aber mit welcher Botschaft? Der Müll wurde ja nicht dort produziert. In erster Linie ging es darum, Herrn und Frau Dänemark klarzumachen, was wir mit unserem Planeten anrichteten. Irgendwie hatte mir das einen unglaublichen Energieschub versetzt. Solange ich nicht zu Hause war. Rie hatte ich schon fast vollkommen verdrängt. Zwischendurch hatte ich überlegt, zu ihr zu gehen, aber warum? Letzten Endes war es sowieso ihre Entscheidung, was passieren sollte. Und viel mehr, als bei ihrem nächsten Anruf ans Telefon zu gehen, konnte ich auch nicht machen.
    Als ich in die Schule kam, hatte ich wieder all meine Hausarbeiten erledigt und gab im Unterricht ordentlich Gas.
    „Was um alles in der Welt ist plötzlich in dich gefahren?“, fragte Mateus, als wir in der großen Pause unsere Körnerbrötchen aßen und unseren Kakao dazu schlürften.
    „Ich würde gern nach den Sommerferien versetzt werden, kapiert?“
    „Klar. So kennt man dich gar nicht!“
    „Mateus, wärst du eigentlich immer noch gern bei den Monkeys dabei?“
    „Natürlich.“
    „Aber nicht alles, was die machen, ist direkt … legal …“
    „Danke, das habe ich inzwischen auch kapiert.“
    „Und Lederschuhe sind ein absolutes No-go.“ Ich zeigte auf seine Wildlederlatschen.
    „Ach so, ja, egal.“
    „Und du solltest auch wirklich dahinterstehen.“
    „Jetzt hör doch mal auf, mit mir zu reden, als wärst du der neue Messias. Wie sehr stehst du denn selbst dahinter?“
    „100 Prozent.“
    „Das kannst du mir nicht erzählen. Nimmst du denn keine Kopfschmerztabletten, wenn du zu viel getrunken hast? Die von der bösen Pharmaindustrie produziert wurden? Trinkst du einen Sud aus ökologischem Ingwer, den du im Reformhaus gekauft hast?“
    „Ja, okay, ich geb’s ja zu. Es ist aber auch nicht so leicht, wenn sich die ganze Welt an diesen hemmungslosen Konsumterror angepasst hat.“
    „Konsumterror? Das Wort hast du doch bestimmt von diesem Aske?“
    „Aber genau darum geht es doch.“
    „Genau. Und das würde ich auch gern … bekämpfen, oder was man nun genau macht. Reicht das denn nicht? Und wenn Mira-Maus und Aske-Baske den Anblick von Leder nicht vertragen, werde ich schon in vegetarischer Schuhbekleidung antanzen. Aber spiel dich bitte nicht so auf!“
    Wir kauten schweigend unsere Brötchen.
    „Sorry“, sagte ich.
    „Schon gut. Aber warum hast du gerade gefragt, ob ich immer noch mitmachen will?“
    „Ich soll was auf die Beine stellen. Eine Aktion, die die Monkeys wieder in die Medien bringt. Und da dachte ich, du könntest mir vielleicht helfen?“
    „Na klar. Was wollen wir machen?“
    „Ich hab null Ahnung. Und genau dabei sollst du mir helfen.“
    „Okay, dann werde ich mir mal den Kopf zerbrechen.“
    Wir aßen weiter. Ich saugte lautstark den letzten Kakao aus dem Karton.
    „Hast du eigentlich irgendwas Neues über Jonathan rausgefunden?“
    „Nicht viel. Er wollte einen Artikel über Tierquälerei schreiben und hat sich bei den Monkeys erkundigt, wie die Nerze auf dieser Farm gehäutet werden.“
    „Und das war alles?“
    Ich seufzte. „Vielleicht müssen sie erst mehr Vertrauen in mich haben, bevor ich sie wieder danach frage.“
    „Okay. Ich bin jedenfalls da, wenn du Hilfe brauchst, das weißt du, oder?“
    „Du bist echt klasse.“ Plötzlich überkam mich das warme Gefühl einer totalen Nähe zu Mateus. Und dann eine große, leere Sehnsucht. Nach den alten Tagen. Ohne Sorgen. Mit Jonathan. Ich warf mein restliches Brötchen mit einem Dreipunkter in den nächsten Mülleimer.
    „Kommst du Freitag zum Sommerfest?“, fragte Mateus.
    „Warum eigentlich nicht. Ich habe es dringend nötig, mal wieder so zu feiern wie in alten

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