Dann fressen ihn die Raben
gleichzeitig bedrohte Tierarten retten. Man braucht nur den richtigen Saft und das richtige Dinkelmehl zu kaufen, und schon wird kein Raubbau mehr an unserem Planeten betrieben, glauben sie.“
Dann begann er vorzulesen:
„Das Festival für Gesundes Leben ist eine Fusion von Firmen, Organisationen und Vorträgen, die Ökologie, Nachhaltigkeit und e inen alternativen Lebensstil in den Mittelpunkt stellen. Das Festival für Gesundes Leben wird von dem Wunsch getragen, dass künftige Generationen auf einem gesunden und grünen Planeten leben können.“
„Sehr ihr, und mit so einem Quatsch wickeln sie die Leute um den Finger. Diese Sätze stammen von der Homepage des Öko-Festivals.“
„Aber warum glaubst du nicht daran, dass es stimmt?“
„Ach hör doch auf, Mann. Nimm nur mal Max Havelaar, die Stiftung, die den Bauern in der Dritten Welt angeblich einen gerechten Anteil des Gewinns abtritt und ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen will. Die sind total verlogen. All deren Fair-Trade-Scheiße, die möglicherweise gut für die Produzenten in Afrika ist, aber gleichzeitig die ganze Welt mit ihren Pflanzengiften verseucht.“
„Und was ist mit McDonald’s, die nur Scheißessen produzieren, oder diese japanische Naturmedizin, die den Männern einen Steifen verspricht, wenn sie das Horn vom Nashorn essen? Ist das nicht viel schlimmer?“, fragte ich.
„Doch, natürlich. Aber die heucheln einem wenigstens nichts vor. Sie lügen nicht. Sie behaupten gar nicht erst, dass sie die großen Erlöser wären. Die anderen aber schon. Und das sind die Schlimmsten.“
Er zeigte auf eine Firma, die Bio Passion hieß.
„Die machen Saft aus Passionsfrüchten. Ökologisch und so weiter. Das klingt natürlich toll und gesund. Allerdings bauen sie die Pflanzen auf einem Stück brasilianischem Regenwald an, den sie mit der Genehmigung der örtlichen Behörden abholzen durften. Westliche Firmen sind natürlich willkommen. Aber genau diese Anbaufläche ist eines der Amazonasgebiete, in demdie biologische Vielfalt am größten ist. Dort gibt es Pflanzen und Tiere, die die Biologen noch nicht einmal entdeckt haben. Das ist Bio Passion allerdings scheißegal, solange die nur ihren Müll an die westliche Welt verkaufen können, wo die Leute glauben, sie täten dem Tapir einen Gefallen, indem sie bescheuerten Biosaft kaufen.“
„Jetzt reg dich doch nicht so auf, Aske“, sagte Rudi.
„Aber damit gaukelt man den Leuten etwas vor“, entgegnete Mira, „oder?“ Sie sah mich erwartungsvoll an. Es wurde still. Dann war die Reibeisenstimme vom Sofa wieder zu hören.
Und dann stand er einfach nur so da, so, wisst ihr, so: Naaa? Und ich einfach nur so: Ääh, und die anderen so: Oh Mann, der sieht total aus wie Heath Ledger! Also wenn er dunkle Haare hätte, ne, so total …
„Aber was wäre denn eigentlich die Alternative?“, fragte ich. Noch immer Stille. „Ich meine, findet ihr, wir sollten wieder zu Jägern und Sammlern werden und so?“
„Ich habe nicht für alles eine Lösung“, sagte Aske, „aber ich weiß, wo die Probleme liegen. Und ich finde, die Leute sollten wenigstens die Chance bekommen, zu erfahren, was abgeht. All dieser Mist“, sagte er und zeigte erneut auf die Papiere vom Festival, „über all diesen Mist berichtet einfach niemand. Und deshalb reagiert auch niemand darauf.“
Und dann hat er voll diesen Joker-Style durchgezogen. Ihr wisst schon, wer Heath Ledger ist, oder? Diese Augen, dafür könnte ich sterben …
„Aber davor müssen wir auf jeden Fall noch einmal in die Zeitungen. Und das ist deine Aufgabe, Nick.“
„Meine Aufgabe? Woran hast du gedacht?“
„Du darfst dir selbst was ausdenken. Halt uns da raus. Je weniger wir wissen, desto besser. Aber es muss bald passieren.“
„Okay. Und was ist, wenn ich das für eine echt schlechte Idee halte?“
„Dann kannst du jetzt gehen. Du haust einfach ab. Und wir wollen nie wieder was von dir hören.“
Aber mein Einwand war ohnehin reine Show gewesen. Natürlich war ich dabei. Fuck Heath Ledger. Fuck Mülltrennung, CO2-Quoten und die ganze andere Ablass-Scheiße. Fuck Henrik.
„Ich werde mir was einfallen lassen.“
„Super“, antwortete Aske unbeeindruckt. Die anderen wirkten erleichtert.
„Und was hast du dir für das Festival vorgenommen? Was soll da passieren?“, fragte ich.
„Wenn ihr nächsten Samstag bei der Festivaleröffnung um 10.30 Uhr auf dem Bopa Platz steht, werdet ihr schon sehen, was passiert. Aber die
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