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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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Hippiestil nicht schlecht und wurde perfekt von den Buddhabildern an den Wänden und haufenweise Büchern ergänzt. Aber irgendwie wirkte das Ganze auch ein bisschen schmuddelig, und es stank nach Rauch. Der Fernseher lief, davor saß Miras ziemlich verlebte Mutter auf einem ziemlich verschlissenen Sofa. Sie lächelte müde und trank einen Schluck Bier. Wir gingen in Miras winziges Zimmer, das eigentlich nur aus einem Bett, einem Schreibtisch und einer Pinnwand bestand. Überall an den Wänden hingen Briefe von allen möglichen Leuten.
    Wir setzten uns auf das Bett. Mira schmiegte sich an mich. Mateus saß auf dem Boden, seine Miene war versteinert, bis auf die Wangenmuskeln, die ununterbrochen malten.
    „Zu allererst mal heißen wir das neuste Mitglied der Monkeys willkommen“, Aske drehte sich um, „Nick. TV2’s Regionalnachrichten. Die Gratiszeitungen. Und Seite 4 in Jyllands-Posten. Das ist nicht schlecht. Du hast uns für den ersten großen Schlag gegen die Heuchelei den Weg bereitet. Wie ich sehe, hast du deinen Freund mitgebracht?“
    „Es war Mateus’ Aktion“, sagte ich.
    „Und wessen Idee war es?“, fragte Aske.
    „Ist das nicht total egal? Mateus hat sich geopfert. Er hat sogar Verbrennungen erlitten.“
    „Ist ja gut, ich frage ja nur. Lasst uns nicht streiten“, sagte Aske und lächelte kurz. „Super gemacht jedenfalls.“
    „Aber wie viele sollen wir eigentlich sein?“, fragte Rudi plötzlich. „Ich kenne dich nicht, Mateus. Ich bin mir sicher, dass du ein feiner Kerl bist und alles, aber jedes Mal, wenn wir einer mehr werden, gibt es auch einen mehr, der schwach werden und etwas ausplaudern kann.“
    „Willst du damit sagen, dass Mateus eine Petze ist?“
    „Das sind wir möglicherweise alle. Wenn die Bullen uns kriegen, werden sie versuchen, uns mürbe zu machen.“
    „Wenn ich dabei sein soll, dann muss auch Mateus dabei sein, verstanden?“
    Mateus guckte immer noch ernst und richtete sich auf. Zum Glück hielt er seinen Mund.
    „Na schön“, sagte Aske. „Mateus ist dabei. Aber jetzt müssen wir weitermachen.“
    Er räusperte sich. Die anderen wurden sofort fromm wie die Lämmer. Sogar Mira rückte ein Stück von mir ab.
    „Jetzt sind wir bekannt. Ich habe Leute über uns reden hören. Die Presse kennt uns. Jetzt werden wir unser Manifest schreiben. Jetzt müssen die Leute uns ernst nehmen. Sie müssen darüber nachdenken, was wir machen. Und sie werden gezwungen sein, etwas zu ändern. Das, was wir am Samstag machen werden, ist so spektakulär, dass die Presse gezwungen sein wird, darüber zu schreiben. Und über die Heuchelei zu berichten, die unterdiesen heiligen Firmen zu finden ist, die die Vorstellung verbreiten, dass man sich freikaufen kann, indem man bestimmte Produkte konsumiert. Wir konzentrieren uns auf das Festival für Gesundes Leben im Fælledpark. Dort sind sie alle versammelt. Aus guten Gründen, die euch allen bekannt sind, darf ich nichts über die konkrete Aktion erzählen. Ihr müsst mir vertrauen. Aber wir treffen uns am Samstag am Bopa Platz. Der liegt zweihundert Meter vom Park entfernt. Noch irgendwelche Fragen?“
    Niemand sagte etwas.
    „Auch keine Fragen von unserem Neuling Mateus? Nein? Na gut. Jetzt verlassen wir ruhig und unauffällig die Wohnung – im Abstand von fünf Minuten.“
    Ich stand auf und wollte gerade gehen, als Aske mich plötzlich festhielt.
    „Moment, Nick. Du bleibst noch ein bisschen hier. Ich würde gern kurz mit dir sprechen.“
    Die anderen machten sich auf den Weg, während Aske, Mateus, Mira und ich sitzen blieben. Mateus sah mich fragend an, und ich nickte mit dem Kopf in Richtung Tür. Daraufhin stand er ebenfalls auf.
    „Und Mira?“, sagte Aske kurz darauf. „Könntest du eben …?“ Er zeigte auf die Tür, und auch sie verließ das Zimmer.
    „Na, Nick. Wirklich gut gelaufen.“
    „Ja, danke“, antwortete ich, als er nichts weiter sagte.
    „Könntest du dir vorstellen, deine eigene Zelle bei den Monkeys zu gründen?“
    „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht …“
    „Vier Leute sind genau die richtige Größe für eine Zelle. Fünf sind das Maximum. Sechs sind wirklich sehr gewagt. Und vom Gefängnis aus können wir nicht viel bewirken, was?“
    „Nee.“
    „Ich werde dich meinem Kontakt im HQ vorstellen. Vielleicht musst du einen kurzen Ausflug nach Amsterdam machen, aber anschließend kannst du unabhängig operieren. Du kannst radikal für den Tierschutz eintreten, und zwar genau so, wie es dir

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