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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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keine Ahnung, wie ihnen geschah.
    Dann schnappte ich mir ein junges Mädchen und zog es nach draußen, während ich immer wieder BOMBE! rief. Aber wenn die Leute einen leisen Anflug von Panik spüren, bewegen sie sich oft nur auf eine merkwürdig zögerliche Weise. Als ich den letzten der drei Bio-Passion -Verkäufer packte, schlug er meine Hand weg.
    „What the fuck are you doing?“, zischte er. Ich wollte etwas erwidern, bekam jedoch einen Hustenanfall. Einen sehr schmerzhaften. Also zeigte ich stattdessen auf den Rucksack. Er erbleichte.
    „Get out of the tent NOW“, schrie ich und rannte, obwohl ich mich kaum noch bewegen konnte. Vor dem Zelt brach ich zusammen und versuchte, davonzurobben. Dann ertönte ein ohrenbetäubender Knall.
    Ein Donnerschlag aus nächster Nähe. Oder schlimmer. Meine Ohren taten weh. Meine Wange brannte, irgendetwas steckte darin fest. Hässlicher, gelber Rauch stieg in die Luft.
    Die Leute um mich herum schrien. Ihre Lippen formtenSchreie, aber ich konnte nichts hören. Die Bio-Passion -Leute lagen auf dem Boden. Ich zerrte an einem von ihnen.
    „Somebody is inside“, sagte ich. Das Zelt stand immer noch, aber die Seiten waren wie weggepustet. Die Menschen rannten davon, und ich tat dasselbe.
    Es war merkwürdig. Nur 20 oder 30 Meter weiter weg war alles ganz normal. Erst, als sie mich sahen, fingen sie an, sich zu rühren. In die Richtung zu laufen, aus der ich kam. Ich wollte nach Hause. Es war so verrückt. Alles, was ich hören konnte, war ein schneidender Sirenenton. Dann vibrierte mein Handy in der Tasche. Auf dem Display blinkte Mateus’ Name.
    „Mateus? Ich kann nichts hören. Aber ich bin okay.“ Dann legte ich auf. Menschen rannten auf mich zu, einige von ihnen schreiend. Ich blickte mich um, sah den Fælledpark und ein Festival für Gesundes Leben, das nur noch ein einziges Chaos war.
    Ich entkam. Gelangte bis nach Hause. Rannte schnell auf die Toilette und betrachtete mich im Spiegel. Das Blut an meinem Kopf hatte den schwarzen Rauch angezogen und sich in Schlacken über mein Gesicht gelegt. In meiner Wange steckte ein kleines Metallstück, das ich mit einer Pinzette herauszog. Ich wusch mich und legte mich ins Bett. Wenn die Polizei kam, wollte ich wenigstens ausgeruht sein.
    „Nick?“ Die Stimme meiner Mutter.
    „Oh nein, Nickemann, was ist denn passiert?“ Sie setzte sich neben mich und berührte vorsichtig meine Wange, zog ihre Hand aber schnell wieder zurück, als ich vor Schmerz aufstöhnte.
    „Nichts.“ Der Sirenenton war immer noch da, verdrängte die Stimme meiner Mutter aber nicht ganz.
    Sie schlug die Bettdecke zur Seite und betrachtete mich. Auf der rechten Seite leuchteten meine Rippen in allen Farben des Regenbogens.
    „Nein, Schatz. Wo kommt das denn her?“ Sie stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
    „Du musst ins Krankenhaus!“, sagte sie entschieden.
    „Nein, Mama, so schlimm ist es nicht.“
    „Du hast dich geprügelt, habe ich recht? Du musst dich jetzt gut ausruhen … Oh nein, entschuldige, das hätte ich fast vergessen. Du hast Besuch.“
    Mein Magen krampfte sich vor Angst zusammen.
    „Wer ist es denn?“ Mir brach sofort der Schweiß aus.
    „Irgendein Mädchen, das unten in der Küche auf dich wartet. Soll ich sagen, dass es später wiederkommen soll?“
    „Nein.“
    „Dann komme ich anschließend mit dem Verbandskasten zu dir. Und in der Zwischenzeit bewegst du dich bitte keinen Zentimeter!“
    Bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch einmal um. „Also wirklich, Nick.“
    Kurz darauf kam Mira ins Zimmer.
    „Sie sind verhaftet worden“, flüsterte sie. Ich zeigte stumm auf die Tür, damit sie sie hinter sich zumachte.
    „Alle?“
    „Ja.“
    „Und warum du nicht?“
    „Die Polizei hatte irgendwie auf ihren Handys angerufen. Wir hatten doch alle neue SIM-Karten ohne Telefonverzeichnis bekommen und deshalb dachten alle, das HQ würde anrufen. So hat man sie geortet und nacheinander eingesammelt. Ich hatte meine SIM-Karte aber nie eingesetzt, genau wie du.“
    Die Gefahr, dass man uns beide auch noch erwischte, war wohl relativ groß. Offenbar hatte Mira meine Gedanken gelesen.
    „Ich gehe davon aus, dass ich bald verhaftet werde. Vielleicht, wenn ich nach Hause komme. Aber es kann sein, dass sie nichts von dir wissen, weil du noch nicht so lange dabei bist.“ Sie legte ihre Hand auf meinen Arm.
    „Nick … ich hatte keine Ahnung, was Aske vorhatte.“
    Schweigen.
    „Was wird jetzt aus den

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