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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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auf der Internatsschule.Ich dachte, ich bräuchte mir keine Sorgen mehr um euch zu machen. Dann lernte ich Henrik kennen und dachte, jetzt wäre es an der Zeit, dass ich mich mal ein bisschen um mich kümmere. Natürlich ist Henrik ein Stoffel. Er ist stockkonservativ, er hat ein merkwürdiges Verhältnis zu seiner Ex, und es fällt ihm schwer, die Großstadt zu verstehen. Aber gleichzeitig ist er auch nett und liebevoll. Und wenn ich jemanden finden will, mit dem ich meine Zeit verbringe, muss ich mich beeilen. Ich bin auch nicht gerade die beste Partie.“
    „Du bist eine Superpartie“, sagte ich und umarmte sie, ohne dass sie es erwiderte, ehe ich auf mein Zimmer ging. Ich hatte große Lust, Portishead aufzulegen, traute mich aber nicht. Stattdessen tat ich dasselbe wie meine Mutter. Glotzte vor mich hin. Egal, was ich tat – anscheinend machte ich die Menschen damit immer nur noch trauriger.
    Irgendwann steckte meine Mutter den Kopf zur Tür rein.
    „Danke für das Letzte, was du vorhin gesagt hast“, sagte sie und lächelte. „Übrigens kommt Sandra heute Abend nach Hause. Und ich weiß auch, dass euer Vater zu Besuch war.“ Sie setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl und seufzte.
    „Aha, das heißt, ihr sprecht noch miteinander?“
    „Tja. Wenn es um euch geht, schon. Er hat mich gestern angerufen, nachdem ihr euch mit ihm getroffen hattet. Da hatte Henrik gerade den Karton in deinem Zimmer gefunden.“
    Meine Mutter sah müde aus. Aber sie hatte auch dieses Funkeln in den Augen. Das Funkeln einer ziemlich starken Löwenmutter, das ich sehr gut kannte, das in der letzten Zeit aber verschwunden gewesen war.
    „Und Sandra?“
    „Die habe ich gerade angerufen. Und wie gesagt kommt sie heute Abend hierher.“
    Ich konnte nicht anders, als ein bisschen selig vor mich hin zu lächeln. Vielleicht hatte ich einfach ein Riesenbedürfnis danach, dass sie stark war.
    Die Tage verstrichen. Ich kümmerte mich nicht um mein Projekt. In meinem Kopf herrschte vor allem eins: Mangel an Konstruktivität. Als ob darin lauter Ersatzteile ohne Gebrauchsanweisung herumschwirrten. Wahrscheinlich war ich einfach nicht für das Gymnasium geschaffen. Vielleicht konnte ich ja ein Jahr jobben und dann einen neuen Anlauf wagen? Irgendeine Arbeit, für die man keine Ausbildung brauchte?
    Als ich am Freitag aus der Schule kam, tippte mir jemand auf die Schulter. Im ersten Moment dachte ich, es wäre Jonathan.
    „Nick?“, sagte ein fremder Typ zu mir, als ich mich umdrehte. Er lächelte mich an. Er war klein und zierlich – und ordentlich gekleidet mit Polohemd.
    „Geh einfach ganz normal weiter. Ich bin vom HQ. Ich heiße Jan. Morgen hast du eine Verabredung mit Aske. Er sagt, du würdest gern deine eigene Zelle gründen?“
    „Äh … ja.“ Eigentlich wollte ich nichts anderes, als endlich wieder aus dieser Scheiße herauszukommen. Aber was war mit Jonathan … Vielleicht wusste dieser Jan etwas.
    „Morgen, wenn ihr fertig seid, setzt du die SIM-Karte, die ich dir eben heimlich in deine Tasche gelegt habe, in dein Handy. Du rufst auf der einzigen Nummer an, die auf der Karte gespeichert ist. Dann erfährst du mehr.“
    „Kann ich dich kurz was fragen?“, fragte ich ihn.
    „Klar.“
    „Seid ihr mal von einem Typen namens Jonathan kontaktiert worden?“
    Der andere blieb für einen Moment abrupt stehen.
    „Jonathan? Schlag dir den aus dem Kopf. Wenn du nur aus diesem Grund bei den Monkeys bist, dann solltest du jetzt einen Rückzieher machen. Wir können unsere Zeit nicht für deine privaten Probleme vergeuden. Aber wenn du etwas am Zustand unserer Erde ändern willst, bist du natürlich herzlich willkommen.“
    „Aber du kanntest ihn?“
    „Lass uns eher sagen, dass ich schon von ihm gehört habe. Morgen, Nick. Morgen, wenn ihr fertig seid, rufst du die Nummer an.“ Und mit diesen Worten bog er plötzlich in eine Seitenstraße ab. Er ging einfach weiter, als wären wir uns nie begegnet.
    Mein ganzer Körper pulsierte. Noch ein halber Tag, bis wir uns trafen. Ich aß fünf Knäckebrote und setzte mich in mein Zimmer, um die Zeit verstreichen zu lassen. Aber sie verging nur schleichend. Ich rief Mateus an. Ich musste mit irgendjemandem sprechen. Aber er ging nicht ran.
    Dann rief ich Liv an.
    „Hallo Nick. Komm mir jetzt nicht mit irgendwelchen Entschuldigungen, okay?“
    „Nein, nein. Also, doch, aber das ist nicht der Grund, warum ich anrufe.“
    „Gut.“
    „Es ist … Morgen werde ich irgendwas mit den

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