Dann fressen ihn die Raben
und hält vor dem Zelt Wache.“
„Und was hast du in dem Zelt vor?“
„Ich liefere dort ein kleines Paket vom HQ ab.“
Er stank nach Benzin. Als würde er sich gleich auflösen, und tatsächlich sah er auch schon ziemlich müde und erschöpft aus.
„Ihr alle schickt mir regelmäßig SMS – eine pro Minute.“ Er stand auf und verteilte SIM-Karten. „Die steckt ihr in eure Handys.“ Alle taten, was er sagte. Ich legte meine in die Hosentasche. Die waren doch wahnsinnig! Machten genau das, was Aske ihnen befahl. Niemand stellte Fragen. Und wo zum Teufel steckte Mateus? Er durfte auf keinen Fall mittendrin hereinplatzen.
„Gut. Dann gehen wir.“
Aske roch wirklich widerlich. Das Ganze war äußerst merkwürdig. Mira ging neben mir, doch wir hielten uns nicht an den Händen. Dann klingelte mein Telefon.
„Hier ist Mateus. Hör zu, Aske ist wirklich wahnsinnig! Ich hatte gedacht, wir würden uns in der Wohnung in Christianshavn treffen. Einer der Typen, die da wohnen, hat mir erzählt, dass Aske eine Bombe dabei hat.“
Ich sah mich um. Die anderen waren stehen geblieben, und Aske ging auf mich zu. Ich unterbrach das Gespräch mit Mateus.
„Warum klingelt dein Telefon?“, fragte Aske ruhig.
„Was geht dich das an?“, fragte ich. Mein Gehirn suchte fieberhaft nach einer Lösung.
„Das geht mich sehr wohl etwas an, weil du eine neue SIM-Karte in dein Telefon einsetzen solltest. Und das hast du nicht getan. Warum nicht?“
Ich lief zwei Schritte auf ihn zu und öffnete blitzschnell seinen Rucksack. Jetzt war der Benzingestank kaum noch auszuhalten. Ein dickes Paket Zeitungen fiel aus dem Rucksack, wurde jedoch von Rudi aufgefangen. Aus dem Paket ragten Kabel heraus. Anders stand neben mir und drehte sich einmal um die eigene Achse, bevor er mir einen Tritt in den Bauch verpasste. Es war, als würde alle Luft aus mir entweichen. Mein erster Gedanke war, dass ich noch nie zusammengeschlagen worden war. Und es jetzt passierte. Aske war schnell dabei, Anders’ Angriff weiterzuführen. Er rammte mir brutal den Fuß in die Rippen. Vielleicht trug er Stahlkappen.
„Nick. Du Idiot! Warum bist du überhaupt hier?“ Ich versuchte zu sprechen. Aber ich bekam nur ein Flüstern heraus.
„Was ist mit Jonathan passiert?“, fragte ich.
„Jonathan? Dieser Schlappschwanz. Er hatte nicht das, was es brauchte. Also haben wir ihn entsorgt.“
Dann trat er mir gegen den Kopf – nicht besonders hart, aber ich spürte, wie sich etwas in meinen Mundwinkel bohrte, und dann den Geschmack von Blut. Ich lag mit dem Gesicht auf den Steinplatten. Ich erinnerte mich noch, dass Mira sagte:
„NEIN, RUDI!“
Und ich dachte, dass ich sterben müsste. Dass sie mich umbringen würden.
Irgendwann kam ich zu mir, hauptsächlich, weil mich ein Zweig in die Wange stach. Ich war ziemlich erleichtert, bis ich anfing, mich zu bewegen. Alles verschwamm. Die Dinge flimmerten vor meinen Augen, und ich konnte nur in kleinen Atemzügen Luft holen. Dann stand ich langsam auf. Ich hatte höllische Schmerzen im Brustkorb. Trotzdem begann ich ganz ruhig zum Fælledpark zu gehen und nahm den Eingang gegenüber des Fußballstadions. Während ich versuchte, das Bio-Passion -Zelt zu finden, hielt ich die ganze Zeit nach den Monkeys Ausschau. Aber das war nicht leicht zwischen den Unmengen von Zelten und Besuchern.
„Macht dir die Ausbreitung der Sahara auch Sorgen?“ Ein junges, hübsches und sehr ernstes Mädchen versuchte mich aufzuhalten, als ich an ihr vorbeihastete.
„Fruit sticks aus Botswana? Oh, are you hurt, Sir?“
„Our planet, our lives.“
Ich rannte – sehr langsam – an all den Werbekampagnen, Plakaten und wohlmeinenden Menschen vorbei, die mich bekehren wollten. Dann sah ich plötzlich, wie Aske unter einer Zeltplane hervorkroch und langsam weglief. Er trabte an einer Palette mit kleinen Flaschen vorbei. Dann sah er mich. Und grinste, als er sein Handy hervorholte.
Ich robbte denselben Weg unter der Plane hindurch in dasZelt hinein und registrierte hastig ein paar Saftpressen, einige Tische und Stühle, drei Leute von Bio Passion und drei bis vier Besucher.
„RAUS MIT EUCH! HIER LIEGT EINE BOMBE!“ Meine Stimme beeindruckte nur diejenigen, die am nächsten standen. Einige von ihnen lachten nervös.
„Pardon?“
Kurz darauf entdeckte ich Askes Rucksack.
„IT’S A FUCKING BOMB!“
Ich lief zu den Bio-Passion -Leuten, die an ihren grünen Jacken leicht zu erkennen waren, und zerrte an ihnen. Sie hatten
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